Die Nichtregierungsorganisation „Rainforest Foundation“ hat Entwicklungsprojekte der Europäischen Kommission unter anderem aus dem Bereich Naturschutz und Ökotourismus untersucht. Die Studie ist zu einem vernichtenden Ergebnis gekommen: EU-Entwicklungsprojekte im Wert von  mehreren Milliarden Dollar ruinieren die Umwelt und marginalisieren indigene Gemeinschaften. Die Rainforest Foundation wirft der Europäischen Kommission vor, dass die Umwelt mit der Brechstange zerstört und die lokalen Gemeinschaften vernichtet würden, dass selbst die eigenen Richtlinien
der EU zum Schutze der Umwelt und der indigenen Völker keine Anwendung fänden. Entscheidend für die unzureichende Qualität der Projekte seien in erster Linie die Geheimnistuerei und die fehlende Einbeziehung der Betroffenen vor Ort. Oftmals würden die BewohnerInnen der Gemeinden zum erstenmal vom geplanten Projekt hören, wenn die Bulldozer in ihren Dörfern einfahren, heisst es im Report. Als Beispiel führt die Foundation das von der EU finanzierte Projekt am Unteren Orinoco-Casiquiare Biosphären Reservat im südlichen Venezuela an, bei dem eine Infrastruktur für den Ökotourismus aufgebaut wurde. Obwohl das Reservat die Heimat von drei indigenen Völkern – den Yanomami, den Sanema und den Ye’kuana – ist, war keines deren Mitglieder über die Projektpläne informiert worden. Das Ergebnis ist ein von den meisten BewohnerInnen unerwünschtes Touristencamp und – sehr zum Ärger der Ye’kuanas – ein Landeplatz inmitten einer ihrer Gemeinden. Da für die indianischen Gemeinschaften nur ein sehr geringer wirtschaftlicher Nutzen bleibe, sei das gesamte Projekt laut Foundation äusserst fragwürdig. (mm)

IPS 11.10.98