
«Fair Trade Produkteentwicklung dient der Qualifizierung unseres Unternehmens»
Interview mit Heinz Hirter, Inhaber von Reise Service Imagine Bern. Dieser kleiner Reiseveranstalter gehört – zusammen mit Kuoni – zu den ersten, die sich auf die Entwicklung einer Fairen Reise eingelassen haben.
Weshalb ist Reise Service Imagine in die Pilotentwicklung von Fair Trade-Reisen eingestiegen?
Unser Unternehmen ist seit 2001 im Kontakt mit Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA). Wir verkauften von Anfang an sämtliche FTTSA-zertifierten Produkte prioritär – aus Überzeugung, weil qualitativ gute Arbeitsplätze, eine gute Ausbildung und faire Löhne für Tourismusangestellte in Südafrika keine Selbstverständlichkeit sind. Für uns war die Teilnahme am Pilotprojekt für Fair Trade Reisen also nur eine logische Fortsetzung unserer bisherigen Arbeit. Aufgrund unserer langen Erfahrung sind wir überzeugt, dass der Faire Handel zur Förderung von benachteiligten Menschen in Südafrika beiträgt, und diese Entwicklung wollen wir als Erste in der Schweiz aktiv unterstützen.
Was erhofft Ihr Euch davon?
Für uns als Reiseveranstalter ist die Fair Trade-Produkteentwicklung Bestandteil eines ganzen Prozesses zur Qualifizierung unseres Unternehmens. Wir haben im Vorlauf zu diesem Projekt unsere eigene Nachhaltigkeit mit dem Corporate Social Responsibility (CSR)- Programm von TourCert durchleuchtet und eigene interne Abläufe, Standards sowie unser Umweltverhalten überprüft und verbessert. Den CSR-Bericht, der zur Zertifizierung durch TourCert führte, ist auf unserer Homepage www.reiseberatung.ch zu finden. Weiter war es für uns als kleiner Tour Operator eine Chance, direkt mit grösseren Veranstaltern, mit der Zertifizierungsorganisation FTTSA sowie mit Tourismusorganisationen und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) zusammenzuarbeiten. Das ermöglicht uns, weiterzukommen, vor allem aber auch, auf unsere qualifizierten Angebote aufmerksam zu machen.
Und wie seht Ihr die Zukunft der Fair Trade-Reiseentwicklung?
Sustainable Tourism und Nachhaltigkeit sind Schlagworte, die man im Tourismus immer häufiger hört. Es gibt in verschiedenen Ländern Ansätze zu ähnlichen Projekten wie denjenigen von FTTSA. Ich komme soeben aus Laos zurück, wo ich gute Community-Projekte und kleine Eigeninitiativen besucht habe. Es wird für uns wichtig sein, dass es gute Qualitätssiegel gibt, die einen Fairen Handel im Tourismus auch seriös prüfen. Imagine verkauft in Südafrika ausschliesslich Individualreisen. Unsere Kundschaft wählt ihre Unterkünfte und Ausflüge also individuell aus. 60 Prozent der Angebote, die Südafrika- Kunden im letzten Jahr bei uns gebucht haben, hatten einen Nachhaltigkeitsausweis. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kunden – wenn sie die Auswahl unter 2 bis 3 verschiedenen Angeboten im selben Preissegment haben – gerne einem mit dem FTTSA-Gütesiegel den Vorzug geben.
Wie schnell sich die Fair Trade-Reisen jetzt entwickeln, hängt aber auch vom Willen und dem Marketingbudget von grossen Tour Operators ab. Sie zwingen heute die Reisebüros mit Anforderungen an Mindestumsätze dazu, den Hauptteil der Geschäfte bei ihnen abzuwickeln. Die Grossen haben die Möglichkeit, im Markt entscheidende Trendwenden herbeizuführen – mit Werbung bei der Kundschaft und Workshops und Studienreisen für Agenten. Ich bin deshalb froh, dass mit Kuoni einer der grossen Tour Operators beim Fair Trade- Pilotprojekt mitmacht.
Auf jeden Fall: Die Qualität der von FTTSA zertifizierten Produkte in Südafrika ist sehr gut. Den Kunden muss jetzt ganz einfach die Gelegenheit geboten werden, diese Qualität zu erleben und zu geniessen.