Fair unterwegs mit Bernd Nilles, Geschäftsführer von Fastenopfer
Welches Buch führt Sie auf die intensivste innere Reise?
Ich war sehr beeindruckt von Naomi Kleins "This changes everything". Auf Deutsch heisst der Titel "Die Entscheidung: Kapitalismus gegen Klima" – ich weiss nicht, warum sie den Titel nicht wörtlich übersetzt haben. Ich habe Naomi getroffen, sie fand’s auch etwas schade. Aber das Werk ist sehr inspirierend. Der Originaltitel ist doppeldeutig: Im ersten Teil spricht sie über den Klimawandel, der alles verändert, wenn wir ihn voranschreiten lassen. Im zweiten Teil appelliert sie daran, dass wir alles verändern müssen, um den Klimawandel zu stoppen. Die Lektüre macht keineswegs depressiv: Sie zeigt auch, was sich schon tut und warum Hoffnung besteht.
Aber sie spricht damit auch den noch nicht überbrückten Graben zwischen Haltung und Handlung an: Die Menschen wissen, was sie tun sollten, aber sie tun es nicht.
Das ist die grösste Schwierigkeit, mit der sich Hilfswerke, Politik und Wissenschaft auseinandersetzen müssen. Wer die Antwort darauf findet, hat das grosse Los gezogen! Wir kämpfen mit Phänomenen wie diesem: Die SchweizerInnen wissen um den Klimawandel, sehen ihn als Bedrohung und sogar drei Viertel können sich vorstellen, weniger zu fliegen, um ihn zu stoppen. Gleichzeitig gibt es kaum ein Land, in dem so viel geflogen wird: Bei nur 8,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es 50 Mio. Passagiere pro Jahr – 10 Mio. mehr als noch 2010.
Es sind jedoch nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, die nicht handeln, es sind auch Politik und Wirtschaft. Die wissenschaftlichen Befunde über Stand und Gefahren des Klimawandels sind bekannt. Seit Beginn der Temperaturaufzeichnung wurden hintereinander noch nie drei so warme Jahre gemessen. Der Klimawandel betrifft arme Länder, aber auch die Schweiz. Wetterextreme kommen immer häufiger vor und führen zu grossen Schäden und Verlusten.
Ich komme gerade zurück aus Haiti, wo ich für Fastenopfer Partner besuchte. Dort sah ich, was der Klimawandel verursacht und vor welche Herausforderungen er die Menschen dort stellt. Papst Franziskus hat gesagt, der Klimawandel stelle eine zusätzliche Belastung für Menschen dar, die bereits die Last der Armut tragen müssen. Diese Ungerechtigkeit sehen wir in unserer Arbeit jeden Tag: Diejenigen die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, trifft es am härtesten.
Was bedeutet für Sie Fair unterwegs und damit Teil des Wandels zu sein?
Auf der einen Seite gehört es zu meinem Beruf, dass ich viel weiss über die Weltlage: über den Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt, die Versiegelung der Landschaft für Tourismus und unseren modernen Lebensstil. Da komme ich zu radikalen Schlüssen: Fernreisen und Fliegen aus reinem Freizeitvergnügen sind eigentlich nicht zu verantworten. So viel Autofahren und Fliegen wie wir wollen: Dieses Recht haben wir längst verspielt. Wir müssen Mobilität ganz neu denken. Auch ein Welthandel mit Gütern, die rund um den Globus geschickt werden, führt zu einem enormen CO2-Ausstoss, den sich die Menschheit nicht leisten kann. Ich bin Ende 40. Meine Eltern sind in ihrem Leben zweimal geflogen. Innerhalb von zwei Generationen ist der ökologische Fussabdruck auf unglaubliche 1,7 Planeten gewachsen. Allein wir Schweizer haben einen Ressourcenverbrauch, der viermal die Schweiz umfasst.
Wie kann eine Organisation wie Fastenopfer seinen Fussabdruck reduzieren?
Als Geschäftsführer von Fastenopfer heisst fair unterwegs zu sein, dass wir immer überlegen, wo, wie und wie viel Mitarbeitende reisen sollen. Braucht es einen Flug oder geht es auch mit dem Zug, oder reicht gar eine Videokonferenz? Auch für das Beschaffungswesen haben wir uns letztes Jahr neue Richtlinien gegeben, durch die wir auch unseren Fleischkonsum stark einschränken. Zu Treffen und Veranstaltungen etwa in Brüssel, Berlin oder Rom reise ich mit dem Zug. Die Vielflieger sollten einmal erleben, wie toll so ein Bürotag im Zug ist. Ich kann meine Reise nutzen, statt zum Flughafen zu stressen, die ganzen Kontrollen über mich ergehen zu lassen, eingequetscht transportiert zu werden, und dann einen langen Weg vom Flughafen in die Stadt zurücklegen zu müssen. Bei den genannten Reisezielen spart man mit dem Flieger meist nur etwa 2-3 Stunden, erzeugt aber etwa 30mal höhere CO2 Emissionen. Ich lade alle ein, auf Seiten wie www.klima-kollekte.ch den Unterschied im CO2-Ausstoss zwischen Fliegen und Zugfahren nachzurechnen.
Und was heisst fair unterwegs sein für Sie als Privatperson?
Meine Familie und ich haben uns entschieden, dass Fliegen für uns die absolute Ausnahme sein soll. Zunächst war es nur eine Idee, ein Versuch, doch inzwischen hat es sich ergeben dass wir seit 15 Jahren privat nicht mehr geflogen sind. Ich würde es nicht ausschliessen. Aber wir haben unsere Reisen durch Europa genossen, das Fliegen hat uns nicht gefehlt. Wir hatten ein gutes Leben und haben nichts vermisst. In Europa ist Vieles an Reisen möglich mit niedrigem ökologischem Fussabdruck.
In der Ökumenischen Kampagne 2018 geht es ja um den Wandel. Wie wollen Sie ihre Community für den Wandel gewinnen?
Wir wollen mit der Kampagne über Einzelmassnahmen hinausdenken. Nicht mehr zu fliegen oder Palmöl zu vermeiden kann viel bewirken. Aber es geht um einen viel umfassenderen Wandel, wenn wir in eine ökologisch und sozial gerechte Zukunft aufbrechen wollen. Deshalb laden wir ein, darüber nachzudenken, wie wir innerhalb der planetarischen Grenzen leben können.
Wir machen deutlich, dass die Menschheit ein System geschaffen hat, dass sich in die falsche Richtung bewegt, aber auch, dass die gleiche Menschheit das ändern kann. Papst Franziskus hat aufgerufen zum Dialog, wie das gute Leben und der Fortschritt aussehen könnten. Er hat die Menschen eingeladen, selber Antworten zu suchen. Wir müssen gemeinsam überlegen, wie ein gutes Leben innerhalb der planetarischen Grenzen möglich ist. Wir haben alle Freiheit, jetzt zu handeln – statt zu warten, bis die Regierungen etwas verbieten. Als Fastenopfer organisieren wir auch Konferenzen und Debatten und vernetzen Menschen und Initiativen. Wir hoffen, dass wir über den Dialog Menschen dazu anstossen können, mit uns weiter daran zu arbeiten. Viele sind schon dabei. Wir haben auch die Plattform "Join my challenge" geschaffen, auf der jeder oder jede sagen kann, welcher Herausforderung für den Wandel er oder sie sich stellen will – zum Beispiel während der Fastenzeit nicht zu fliegen, oder weniger Dinge zu konsumieren, oder keine Palmölprodukte zu essen, und andere einzuladen, bei dieser Challenge mitzumachen. Alle können für sich etwas aussuchen, an dem sie dranbleiben wollen – am besten auch über die Fastenzeit hinaus. Gut ist es auch, anders zu konsumieren – mehr bio, fair, regional, oder den CO2-Ausstoss bei der Klimakollekte zu kompensieren, aber eine echte Herausforderung sehe ich darin, etwas wegzulassen. Denn jede Einzelentscheidung, von allen zusammengerechnet, erhöht oder mindert den Druck auf die Erde.
Wie kommt das an?
An einer der ersten Veranstaltungen kam eine Dame zu mir und sagte, sie hätte Sorge gehabt, was Fastenopfer wohl mit dieser Kampagne wolle. Aber nach der Veranstaltung habe sie festgestellt, dass keine Kampagne sie persönlich so berührt habe wie diese. Da wird nicht zum Handeln nach ABC aufgerufen, sondern zum Nachdenken. Die Kampagne ist eine Chance, weil sie Hoffnung macht. Wir leben im sogenannten Anthropozän. Zum ersten Mal dominieren die Menschen die Erde stärker als es die Natur tut. Aber damit haben die Menschen auch die Veränderung in der Hand, und das gibt Anlass zur Hoffnung.
Wir vernetzen uns auch über diese Kampagne mit anderen Initiativen wie zum Beispiel Transitionsstädten, wie es sie in verschiedenen Ländern gibt, oder der Konzernverantwortungsinitiative. Gemeinsam haben wir die Chance, den Klimawandel zu entschärfen. Oder die rasche Abnahme der Artenvielfalt aufzuhalten. Wenn wir hingegen nicht handeln, wäre das gegenüber unseren Kindern und Enkeln verantwortungslos.
Auch fairunterwegs.org arbeitet für den Wandel – insbesondere den Tourismuswandel – und sucht gemeinsam mit der Community nach wegen, die eigene Urlaubs- und Freizeitkultur zu verändern. Dafür unterstützt uns Fastenopfer seit Jahrzehnten. Wie gefällt Ihnen fairunterwegs?
Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen ihr für dieses Thema gewinnen könnt, auch über Facebook. Viele suchen bei euch nach Wegen, wie sie reisen können, ohne so viel Schaden anzurichten. Die meisten wissen, dass die heutige Reisekultur nicht zukunftsfähig ist. Fair unterwegs – arbeitskreis tourismus & entwicklung wurde ja gegründet, als der Tourismus hart am Aufkommen war und die negativen Folgen von Partnerorganisationen vor Ort beschrieben wurden, wie sexuelle Ausbeutung, Abfall, Vertreibungen oder steigende Mieten. Die Arbeit daran, diese negativen Aspekte des Reisens zu minimieren, ist wichtig. Von mir aus dürftet ihr ruhig noch kritischer sein, noch stärker zeigen, dass es nicht nur die Qualität des Reisens ist, die den Wandel ermöglicht, sondern auch die Quantität. Auch wenn ich alles CO2 meines Flugs kompensiere, verschwindet das CO2 ja nicht aus der Atmosphäre. Wir können auch nicht einfach Wälder pflanzen ohne Ende, sonst müssten wir den Bauern das Land wegnehmen. Letztlich führt kein Weg am Weniger und Anders vorbei.
Naomi Klein: This changes everything. Capitalism vs the Climate. Penguin Books Ltd., New York 2015, 576 Seiten, CHF 19.90, EUR 11.30, ISBN 978-0-241-95618-2
Es sind jedoch nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, die nicht handeln, es sind auch Politik und Wirtschaft. Die wissenschaftlichen Befunde über Stand und Gefahren des Klimawandels sind bekannt. Seit Beginn der Temperaturaufzeichnung wurden hintereinander noch nie drei so warme Jahre gemessen. Der Klimawandel betrifft arme Länder, aber auch die Schweiz. Wetterextreme kommen immer häufiger vor und führen zu grossen Schäden und Verlusten.
Ich komme gerade zurück aus Haiti, wo ich für Fastenopfer Partner besuchte. Dort sah ich, was der Klimawandel verursacht und vor welche Herausforderungen er die Menschen dort stellt. Papst Franziskus hat gesagt, der Klimawandel stelle eine zusätzliche Belastung für Menschen dar, die bereits die Last der Armut tragen müssen. Diese Ungerechtigkeit sehen wir in unserer Arbeit jeden Tag: Diejenigen die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, trifft es am härtesten.
Was bedeutet für Sie Fair unterwegs und damit Teil des Wandels zu sein?
Auf der einen Seite gehört es zu meinem Beruf, dass ich viel weiss über die Weltlage: über den Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt, die Versiegelung der Landschaft für Tourismus und unseren modernen Lebensstil. Da komme ich zu radikalen Schlüssen: Fernreisen und Fliegen aus reinem Freizeitvergnügen sind eigentlich nicht zu verantworten. So viel Autofahren und Fliegen wie wir wollen: Dieses Recht haben wir längst verspielt. Wir müssen Mobilität ganz neu denken. Auch ein Welthandel mit Gütern, die rund um den Globus geschickt werden, führt zu einem enormen CO2-Ausstoss, den sich die Menschheit nicht leisten kann. Ich bin Ende 40. Meine Eltern sind in ihrem Leben zweimal geflogen. Innerhalb von zwei Generationen ist der ökologische Fussabdruck auf unglaubliche 1,7 Planeten gewachsen. Allein wir Schweizer haben einen Ressourcenverbrauch, der viermal die Schweiz umfasst.
Wie kann eine Organisation wie Fastenopfer seinen Fussabdruck reduzieren?
Als Geschäftsführer von Fastenopfer heisst fair unterwegs zu sein, dass wir immer überlegen, wo, wie und wie viel Mitarbeitende reisen sollen. Braucht es einen Flug oder geht es auch mit dem Zug, oder reicht gar eine Videokonferenz? Auch für das Beschaffungswesen haben wir uns letztes Jahr neue Richtlinien gegeben, durch die wir auch unseren Fleischkonsum stark einschränken. Zu Treffen und Veranstaltungen etwa in Brüssel, Berlin oder Rom reise ich mit dem Zug. Die Vielflieger sollten einmal erleben, wie toll so ein Bürotag im Zug ist. Ich kann meine Reise nutzen, statt zum Flughafen zu stressen, die ganzen Kontrollen über mich ergehen zu lassen, eingequetscht transportiert zu werden, und dann einen langen Weg vom Flughafen in die Stadt zurücklegen zu müssen. Bei den genannten Reisezielen spart man mit dem Flieger meist nur etwa 2-3 Stunden, erzeugt aber etwa 30mal höhere CO2 Emissionen. Ich lade alle ein, auf Seiten wie www.klima-kollekte.ch den Unterschied im CO2-Ausstoss zwischen Fliegen und Zugfahren nachzurechnen.
Und was heisst fair unterwegs sein für Sie als Privatperson?
Meine Familie und ich haben uns entschieden, dass Fliegen für uns die absolute Ausnahme sein soll. Zunächst war es nur eine Idee, ein Versuch, doch inzwischen hat es sich ergeben dass wir seit 15 Jahren privat nicht mehr geflogen sind. Ich würde es nicht ausschliessen. Aber wir haben unsere Reisen durch Europa genossen, das Fliegen hat uns nicht gefehlt. Wir hatten ein gutes Leben und haben nichts vermisst. In Europa ist Vieles an Reisen möglich mit niedrigem ökologischem Fussabdruck.
In der Ökumenischen Kampagne 2018 geht es ja um den Wandel. Wie wollen Sie ihre Community für den Wandel gewinnen?
Wir wollen mit der Kampagne über Einzelmassnahmen hinausdenken. Nicht mehr zu fliegen oder Palmöl zu vermeiden kann viel bewirken. Aber es geht um einen viel umfassenderen Wandel, wenn wir in eine ökologisch und sozial gerechte Zukunft aufbrechen wollen. Deshalb laden wir ein, darüber nachzudenken, wie wir innerhalb der planetarischen Grenzen leben können.
Wir machen deutlich, dass die Menschheit ein System geschaffen hat, dass sich in die falsche Richtung bewegt, aber auch, dass die gleiche Menschheit das ändern kann. Papst Franziskus hat aufgerufen zum Dialog, wie das gute Leben und der Fortschritt aussehen könnten. Er hat die Menschen eingeladen, selber Antworten zu suchen. Wir müssen gemeinsam überlegen, wie ein gutes Leben innerhalb der planetarischen Grenzen möglich ist. Wir haben alle Freiheit, jetzt zu handeln – statt zu warten, bis die Regierungen etwas verbieten. Als Fastenopfer organisieren wir auch Konferenzen und Debatten und vernetzen Menschen und Initiativen. Wir hoffen, dass wir über den Dialog Menschen dazu anstossen können, mit uns weiter daran zu arbeiten. Viele sind schon dabei. Wir haben auch die Plattform "Join my challenge" geschaffen, auf der jeder oder jede sagen kann, welcher Herausforderung für den Wandel er oder sie sich stellen will – zum Beispiel während der Fastenzeit nicht zu fliegen, oder weniger Dinge zu konsumieren, oder keine Palmölprodukte zu essen, und andere einzuladen, bei dieser Challenge mitzumachen. Alle können für sich etwas aussuchen, an dem sie dranbleiben wollen – am besten auch über die Fastenzeit hinaus. Gut ist es auch, anders zu konsumieren – mehr bio, fair, regional, oder den CO2-Ausstoss bei der Klimakollekte zu kompensieren, aber eine echte Herausforderung sehe ich darin, etwas wegzulassen. Denn jede Einzelentscheidung, von allen zusammengerechnet, erhöht oder mindert den Druck auf die Erde.
Wie kommt das an?
An einer der ersten Veranstaltungen kam eine Dame zu mir und sagte, sie hätte Sorge gehabt, was Fastenopfer wohl mit dieser Kampagne wolle. Aber nach der Veranstaltung habe sie festgestellt, dass keine Kampagne sie persönlich so berührt habe wie diese. Da wird nicht zum Handeln nach ABC aufgerufen, sondern zum Nachdenken. Die Kampagne ist eine Chance, weil sie Hoffnung macht. Wir leben im sogenannten Anthropozän. Zum ersten Mal dominieren die Menschen die Erde stärker als es die Natur tut. Aber damit haben die Menschen auch die Veränderung in der Hand, und das gibt Anlass zur Hoffnung.
Wir vernetzen uns auch über diese Kampagne mit anderen Initiativen wie zum Beispiel Transitionsstädten, wie es sie in verschiedenen Ländern gibt, oder der Konzernverantwortungsinitiative. Gemeinsam haben wir die Chance, den Klimawandel zu entschärfen. Oder die rasche Abnahme der Artenvielfalt aufzuhalten. Wenn wir hingegen nicht handeln, wäre das gegenüber unseren Kindern und Enkeln verantwortungslos.
Auch fairunterwegs.org arbeitet für den Wandel – insbesondere den Tourismuswandel – und sucht gemeinsam mit der Community nach wegen, die eigene Urlaubs- und Freizeitkultur zu verändern. Dafür unterstützt uns Fastenopfer seit Jahrzehnten. Wie gefällt Ihnen fairunterwegs?
Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen ihr für dieses Thema gewinnen könnt, auch über Facebook. Viele suchen bei euch nach Wegen, wie sie reisen können, ohne so viel Schaden anzurichten. Die meisten wissen, dass die heutige Reisekultur nicht zukunftsfähig ist. Fair unterwegs – arbeitskreis tourismus & entwicklung wurde ja gegründet, als der Tourismus hart am Aufkommen war und die negativen Folgen von Partnerorganisationen vor Ort beschrieben wurden, wie sexuelle Ausbeutung, Abfall, Vertreibungen oder steigende Mieten. Die Arbeit daran, diese negativen Aspekte des Reisens zu minimieren, ist wichtig. Von mir aus dürftet ihr ruhig noch kritischer sein, noch stärker zeigen, dass es nicht nur die Qualität des Reisens ist, die den Wandel ermöglicht, sondern auch die Quantität. Auch wenn ich alles CO2 meines Flugs kompensiere, verschwindet das CO2 ja nicht aus der Atmosphäre. Wir können auch nicht einfach Wälder pflanzen ohne Ende, sonst müssten wir den Bauern das Land wegnehmen. Letztlich führt kein Weg am Weniger und Anders vorbei.
Naomi Klein: This changes everything. Capitalism vs the Climate. Penguin Books Ltd., New York 2015, 576 Seiten, CHF 19.90, EUR 11.30, ISBN 978-0-241-95618-2