
Fair unterwegs mit Christine Lauterburg, Volksmusikantin und Schauspielerin
Welches Buch entführt Sie auf die schönste Lesereise?
Ich muss immer wahnsinnig viel lesen. Leute schicken mir Theaterstücke zu, selber schreibe ich ebenfalls Texte. Für das "freiwillige" Lesen bleibt mir gar nicht viel Zeit. Deshalb entführen mich die Bilder in Heinz Staffelbachs "Urlandschaften der Schweiz" auf die schönste Lesereise. Er lädt dazu ein, zu Fuss durch die Schweiz zu wandern und dabei viele noch unversehrte Landschaften zu entdecken. Nebst den Wanderbeschreibungen bezaubern die Bilder in dem Buch. Da ist man gleich am Ort. Zum Beispiel auf den Karstfelder oberhalb von Sigriswil mit den von dunkeln, messerscharfen Schnitten durchbrochenen Steinen – ein wildes Gebiet.
Wie halten Sie es selbst mit dem Reisen?
Ich bin vor allem beruflich viel unterwegs, auch ausserhalb der Schweiz, sozusagen gezwungenermassen. So war ich schon zwei Mal in China. Aber bei Reisen in die so genannte Dritte Welt habe ich kein gutes Gefühl. Auf Durchreise zu sein mit all meinem Geld und dem Zivilisationsballast, wo die Leute so arm sind! Womöglich noch mit dem Fotoapparat das Elend dokumentieren! Aber abgegrenzt in irgendeinem Touristenresort möchte ich ebenfalls nicht sein. Meistens reise ich, um zu singen. Und ich bereue diese Kontakte nicht. Aber ich ziehe Ferien oder Ausflüge in schöne Naturlandschaften vor. Dafür sind unsere Berge genau richtig. Die Wüste ist auch schön. Ich habe sie auf einer Singreise nach Marokko erlebt, und auf einer in den Sudan. Aber jetzt habe ich sie gesehen und würde nicht nochmals hinreisen. Auch fürs Singen nicht. Da würde ich das Geld lieber den Musikern vor Ort geben.
Reisen Sie fair?
Mit dem Fliegen halte ich mich zurück. Ich erinnere mich an meinen Flug nach Bali vor zehn Jahren. Da wurde ich gefragt: Was hat das Flugticket gekostet? – Es ist eine gemeine Situation: Wir sind so reich, und die Leute dort könnten das Geld für das Flugbillet in einem Jahr nicht zusammenkriegen.
Für mich ist die Zeit vorbei, da man überall hin und alles gesehen haben muss. Man sollte heute dem Klima zuliebe das Fliegen vermeiden. Die schönsten Reisen sind ohnehin die zu Fuss. Wir müssen wieder zum Einfachen zurückfinden. Die Reise, an die ich mich am liebsten erinnere, führte zu Fuss vom Lauenensee bis zum Urner Boden. Da war ich 14 und fast zwei Wochen unterwegs, intensiv auf eigenen Füssen. Geblieben ist eine Fülle von Bildern und Erlebnissen. Das ist anders nach einem Flug nach China, mit dem Jetlag, mitten in der dunstigen Landschaft, in die hinein zu geben ich gar nicht genug Zeit habe. Ausserdem kenne ich den ganzen Weg dazwischen nicht.
Was halten Sie vom fairunterwegs-Reiseportal?
Es ist eine sehr informative Seite. Mich interessiert schon sehr, wohin ich gehe – auch wenn meine Reisen meist von anderen organisiert werden und ich nicht so recht weiss, wie fair sie wirklich sind. Aber mich interessiert der kulturelle Austausch. Fairer Handel hat für mich mit Überschaubarkeit zu tun. Ich möchte nicht in eine Scheinwelt für Touristen reisen. Sondern das Land wirklich kennen lernen, wie es ist. Und ich will weder als Touristin ausgebeutet werden, noch das Land meiner Reise ausbeuten. Deshalb ist Transparenz beim Reisegeschäft wichtig.
Heinz Staffelbach: Urlandschaften der Schweiz. Die schönsten Wanderungen durch wilde Bergwelten, AT Verlag, Baden 2004, 200 Seiten, SFr. 59.-; Euro 39.30, ISBN 978-3-85502-794-1
Mehr über Christine Lauterburg, ihre neusten CDs Alles bleibt anders und «eCHo»: Schnitter sowie ihre neusten Projekte finden Sie auf www.christinelauterburg.ch