Fair unterwegs mit dem arbeitskreis tourismus & entwicklung: Soziale Verantwortung wird zum Thema in der Reisebranche
„Nicht sozialverträgliches Reisen kann für ein Unternehmen rasch zu einem Bumerang werden“, hält Hans Wiesner, Geschäftsführer von Baumeler Reisen und Vorsitzender der Fachgruppe für Umwelt und Soziales beim Schweizerischen Reisebüro-Verband (SRV), im neuen Geschäftsbericht des SRV nüchtern fest. Grund genug, so meint Wiesner weiter an die Adresse seiner Branchenkollegen, sich die verkauften Produkte im Hinblick darauf anzusehen – insbesondere auch auf die Frage, die der Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung mit seiner Kampagne „fair unterwegs“ ins Gespräch gebracht habe, nämlich wie viel vom Geld der Touristen im Gastland bleibe.
Mehr als 1’000 Ferienreisende haben anfangs 2003 bei der ersten Sensibilisierungskampagne zum Fairen Handel im Tourismus in der Schweiz die „fair unterwegs“-Postkarte unterzeichnet. Damit engagierten sie nicht nur sich selber für ein verantwortliches Handeln, sondern forderten auch die Tourismusunternehmen auf, ihre Angebote umwelt- und sozialverträglich auszugestalten und dies der Kundschaft gegenüber mit einer transparenten Angebotsdeklaration auszuweisen. Der Appell wurde offenbar gehört, entscheidend wird nun sein, was die Branche daraus macht.
„Corporate Social Responsibility“ (CSR) wird in immer breiteren Wirtschaftskreisen zur Richtlinie der Unternehmenspolitik. Die Einsicht, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg und Shareholder Value nicht allein über Profitmaximierung führt, sondern vielmehr über sozial verantwortliches Handeln, ist auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass immer mehr KonsumentInnen Produkte bevorzugen, die nachweislich umwelt- und sozialverträglich hergestellt werden. Ausgerechnet aber im konsumsensiblen Bereich Tourismus besteht da grosser Nachholbedarf: Gemäss der 2002 publizierten Untersuchung der britischen Tourismusorganisation „Tourism Concern“ figuriert kein einziges Tourismusunternehmen auf der CSR-Liste des massgeblichen Liste des „World Business Council for Sustainable Development“. Das könnte sich ändern, wenn nun die EU die soziale Verantwortung von Unternehmen effektiv zur Querschnittsaufgabe in allen Politikbereichen, die in ihre Zuständigkeit fallen, macht, wie dies in der Auswertung des EU-„Grünbuches“ zu CSR gefordert wird. Dabei wird allerdings auch die Freiwilligkeit der unternehmerischen Massnahmen und Verhaltenskodizes hervorgehoben und auf den Referenzrahmen der bestehenden internationalen Vereinbarungen verwiesen.
Besonders vielversprechend ist deshalb der Beschluss der Sub-Kommission der UN-Menschenrechtskommission vom vergangenen August 2003: Sie hat den detaillierten Vorschlag für verbindliche „Normen über die Verantwortung von transnationalen Konzernen und anderen Handelsgesellschaften“ gutgeheissen. Darin wird ausdrücklich die Verantwortung von transnationalen Konzernen gegenüber den Menschenrechten festgehalten, zugleich werden die Bedingungen zur Einhaltung der grundlegenden Rechte festgelegt, namentlich der Rechte über die Gleichstellung, Chancengleichheit und Nicht-Diskriminierung, persönliche Sicherheit, Arbeit (entsprechend der ILO-Kernnormen), nationale Souveränität sowie im Konsumentenschutz und Umweltschutz. Der Beschluss wurde der UNO Menschenrechtskommission zur Annahme empfohlen und gleichzeitig eine Arbeitsgruppe zur Umsetzung vorgeschlagen. Das lässt in der Tat auf einen griffigen neuen internationalen Referenzrahmen für die soziale Verantwortung von Unternehmen hoffen. /plus
Quellen: Beitrag von Hans Wiesner zum neuen SRV-Jahresbericht; CETIM Bulletin N° 18, Septembre 2003, www.cetim.ch; humanrights.ch Nr. 3, September 2003, www.humanrights.ch; UN-Economic and Social Council, E/CN.4/Sub.2/2003/12 und -/13, 6.8.2003, www.unhchr.ch; Alpha-TagesAnzeiger/SonntagsZeitung 18./19.10.2003; Bericht zur Kampagne „fair unterwegs“ 2003, Juli 2003, www.akte.ch; Europäische Kommission: Die soziale Verantwortung der Unternehmen, Juli 2002, http://europa.eu.int; Tourism Concern: Corporate Futures, 2002, www.tourismconcern.org.uk; International Council on Human Rights: Beyond Voluntarism, Januar 2002, www.ichrp.org; eigene Recherchen