Welches Buch führt dich auf die schönste Reise?

Ich habe da ein italienisches Kochbuch vor mir: "Aus Italiens Küchen". Wenn ich darin schmökere, kommen die Gerüche, Bilder und Gaumenfreuden meiner Italienreise wieder in mir auf. Etwa die Crespelle, eine Art gefüllter, überbackener Pfannkuchen. Man rührt Milch, Eier, Mehl, Salz und Zucker zu einer flüssigen Mischung und bäckt etwa zehn dünne Omelettes mit wenig Fett. Die füllt man mit dem, womit man auch Ravioli füllt, also zum Beispiel Spinat, Ricotta, Parmesan und Gewürze. Diese Füllung rollt man in die Pfannkuchen, die man in eine gebutterte backfeste Form gibt. Dann kommt entweder ein Tomatensugo oder eine Bechamelsauce drüber, zum Schluss noch etwas Käse und dann wird das Ganze im Ofen überbacken. Die Crespelle werden in der Toskana, wo ich häufig mit meiner Frau hinreise, als erster Gang serviert.

Kochst du oder kocht deine Frau?

Wir kochen beide gerne und wechseln uns ab. Mein nächstes Projekt ist hausgemachter Ricotta. Dazu holt man in der Apotheke Calcium Lacticum, aber soweit bin ich noch nicht…

Wie beginnt für dich eine Italienreise?

Die erste Station meiner Reise ist der Kiosk. Kioske werden gemeinhin unterschätzt und belächelt. Dabei sind sie eine Fundgrube an Wissen und Informationen. Dort schaue ich mich um, und dann nehme ich ein paar Magazine mit. Zum Beispiel "Auto d’epoca" oder "Automobilismo d’epoca" oder "Quattroruote" oder eines über Segelschiffe. Und natürlich eines über die italienische Küche.

Interessierst du dich für Oldtimer und Segelschiffe?

Sehr, ich besitze eine Alfa Giulia. Sie ist über 50 Jahre alt. Als 20-Jähriger habe ich an MGs gebastelt. Aber später, mit der Familie, war das kein Thema mehr.
Segelschiff habe ich keines, aber wenn ich im Magazin blättere, dann fühle ich mich schon fast wie ein Skipper. In der Zeitschrift gibt es zum Beispiel ein 50 m langes Segelschiff von Wally, das hat eine Deckfläche von 400 Quadratmetern und eine Wohnfläche von 300 Quadratmetern. Da braucht man gar kein Haus mehr.

Was machst du nach dem Kauf der Zeitschriften?

Ich klemme sie mir unter den Arm und gehe in eine Bar. Dort sitze ich und trinke etwas und blättere in den Zeitschriften – die ich nicht verstehe, weil ich kein Italienisch spreche – und dann haben die Leute schon das Gefühl, ich sei einer von ihnen. Sie sprechen mich an, und ich nicke ein wenig oder sage etwas wie "Hm, hm.", und dann verstehen wir uns schon irgendwie.
Oder ich sitze einfach auf einen Dorfplatz mit meinen Zeitschriften und beobachte die Leute und das Treiben. Ich war gerade vierzehn Tage in Italien. Ich staune immer wieder, wie in den unauffälligsten Dörfern und Bars eine Superstimmung herrscht. In Montiano zum Beispiel empfahl uns ein Einheimischer eine Bar, an der wir erst vorbeigefahren waren, weil sie von aussen wirklich nicht einladend wirkte. Also fuhren wir zurück. Ein Teil war Kiosk, hinten die Bar. Wir setzten uns hin und erhielten Plättli mit Crostini mit köstlichen Pasten drauf, Tomaten, Trüffel, Oliven und Lardo – ein Gedicht!

Was heisst für dich fair unterwegs sein?

Es heisst für mich: Erst einmal schauen, wie das Leben am Ort sich abspielt, verstehen, was die Leute machen und was sie denken. Ich bin kein Weltreisender, ich war nie in Indien, Afrika, Südamerika. Meine Reisen führen mich nach Italien, Frankreich, Österreich, Graubünden. Da ist fair reisen nicht so eine Herausforderung. Das wäre sicher anders, wenn ich nach Afrika oder sonst weit weg reisen würde.

Du repariertest Autos, jetzt reparierst du Zelte und Rucksäcke: Was bist du denn von Beruf?

Ich habe an der ETH Sport studiert und als Sportlehrer gearbeitet. Dann machte Transa in St. Gallen einen Laden auf und suchte einen Geschäftsführer. Später begann Transa Rucksäcke zu produzieren und fand eine kleine Firma in Irland namens Bach. Nach einiger Zeit erstellte ich dort Schnittmuster und nähte Prototypen.
Vor drei Jahren wurde das Outdoor Trading RepCenter in Uzwil eröffnet. Es gab dafür eine Nachfrage, vor allem in Bezug auf die Hilleberg-Zelte. Es war immer kompliziert, wenn man eine Reparatur oder Garantiearbeit zu machen hatte und dafür das ganze Zelt nach Schweden schicken musste. Transa verhandelte mit Hilleberg, und schliesslich waren sie einverstanden und gaben mir als Einstieg die grosse Nähmaschine und Material. Jetzt kümmere ich mich um "lebensverlängernde Massnahmen" – Supersache!

Am 29. und 30. November sowie am ersten Dezember machen fairunterwegs und Transa ja eine gemeinsame Aktion im Transa Flagshipstore an der Europaallee. Da wirst du persönlich für Reparaturen da sein. Warum sollen die Leute eigentlich ihre Sachen reparieren lassen? Neu kaufen ist oft billiger.

Aber an den alten Ausrüstungsgegenständen haften Erinnerungen an unsere Outdoor-Exkursionen und Reisen. Das Zelt hat uns gegen das heftige Gewitter geschützt, der Riss stammt von einem bestimmten Fels und erinnert an die sagenhafte Aussicht und so weiter. Wir haben mit den Gegenständen gelebt und sie mit uns. Solche Gegenstände zu pflegen und zu flicken statt wegzuwerfen ist auch mit einen Lebensgefühl verbunden.

Was kann man dir an dem Wochenende bringen?

Grundsätzlich gibt es keine Grenzen bei den Reparaturmöglichkeiten – höchstens beim Preis, den die Leute zu bezahlen bereit sind. An dem Wochenende kann ich eine Schnalle am Rucksack auswechseln oder einen Flick auf einem Stoff anbringen. Ich habe auch die kleine Nähmaschine dabei. So kann ich immer ein bisschen arbeiten. Wenn grad niemand da ist, trenne ich Nähte auf – das Aufmachen ist die grosse Arbeit. Aber grosse Sachen muss ich nach Uzwil ins RepCenter mitnehmen. Dort habe ich einen zehn Meter langen Tisch und die grosse Nähmaschine. Und dort habe ich auch über 30 verschiedene Dimensionen von Zeltstangen bis zum Easton-Gestänge. So eine Sammlung von Zeltstangen gibt es meines Wissens nirgendwo sonst.

Was sagst du zum Reiseportal www.fairunterwegs.org?

Ich höre zum ersten Mal so richtig davon. Das ist  eine gute Sache, sich zu überlegen, "Was richte ich auf meinen Reisen an?".


Aus Italiens Küchen: Marianne Kaltenbach, Virginia Cerabolini, Echtzeit Verlag, Basel, 2011, 544 Seiten, CHF 69.90, Euro 52.00, ISBN 978-3905800425