News – 4. Januar 2007

Fair unterwegs mit Gewerkschafter Hans Schäppi

Hans Schäppi reist lieber zu Fuss als im Kopf und am liebsten durch Sardinien. Gute Wanderführer begleiten ihn dabei und stehen zu Hause zuvorderst im Büchergestell, zur Erinnerung und als Inspiration. Doch Bücher wie Corinna Milborns "Gestürmte Festung Europa" fordern den Präsidenten des Solidfonds und früheren Zentralsekretär der Gewerkschaft Bau und Industrie zu einer Lesereise der andern Art.
    Autor*in:
    Nina Sahdeva, arbeitskreis tourismus & entwicklung, Basel

    Welches Buch entführt Dich auf die schönste Reise?

    Mir kommt kein Buch in den Sinn, dass mich auf eine Gedankenreise entführt. Vorne auf meinem Regal stehen Ursula Bauers und Jürg Frischknechts Wanderbücher für die Schweiz. Und ganz zuvorderst steht der Rother Wanderführer Sardinien von Mithra Omidvar. Ich bin ein Fan vom Mittelmeer. Schon Anfang der 60er-Jahre, als Zwanzigjähriger, wanderte ich kreuz und quer durch Sardinien. Damals galt das als abenteuerlich, man fürchtete sich von Banditen. Einmal haben wir Sardinien von oben bis unten durchwandert. Am liebsten mag ich die gebirgige und touristenarme Gegend Barbaccia im Süden. Dort hat es schöne Wanderwege. In Sardinien ist das Umweltbewusstsein in den letzten Jahren gewachsen. Man kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb von 24 Stunden in Sardinien sein und dort auf Zeltplätzen direkt am Strand übernachten, die von lokalen Kooperativen betrieben werden.

    Stöberst Du auch im Wanderführer, wenn du nicht in den Ferien bist?

    Nein, dafür ist er zu trocken. Der Wanderführer zu Sardinien, den man liest, ohne physisch zu reisen, der müsste erst noch geschrieben werden. Vielleicht schreibe ich ihn.

    Darauf freuen wir uns. – Wie wichtig ist Dir die Fairness im Tourismus?

    Dazu kommt mir gerade ein anderes Buch in den Sinn: Das entführt sehr wohl auf eine Lesereise, nicht gerade eine lustvolle, aber eine sicherlich berührende. Es ist von Corinna Milborn: "Gestürmte Festung Europa" und handelt von der touristischen Region Torre Molinos und Meridia in Malaga und dort die Costa des Sol. Es gibt ein Kapitel über die Todesfalle Mittelmeer. Viele AfrikanerInnen durchwandern den Kontinent, um zu den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla in Marokko zu gelangen, und stehen dort vor dem Zaun, der sie von der Weiterreise abhalten soll. Sie versuchen, mit Booten direkt an der spanischen Küste zu landen – in derselben Region, in der die Touristen willkommen geheissen werden. Alle, die rasch über die Feiertage nach Malaga gejettet sind, sollten das unbedingt lesen!

    Was sagst Du zum neuen Reiseportal www.fairunterwegs.org?

    Ich finde es toll, dass gerade solche Zusammenhänge wie die oben erwähnten dort nachzulesen sind. Gerne werde ich mich künftig von dieser Site inspirieren lassen. Ich hoffe, dass das Reiseportal mehr Reisende dazu animiert, aus den verschiedenen Reisemöglichkeiten die sozial- und umweltverträglichste zu wählen.

    Corinna Milborn: Gestürmte Festung Europa. Einwanderung zwischen Stacheldraht und Ghetto. Das Schwarzbuch. Fischer Taschenbuchverlag, 2009. 240 Seiten, SFr. 18.600, ISBN 3-596-17986-6