Fair unterwegs mit Jacqueline Bachmann, Konsumentenschützerin
Welches Buch entführt Sie auf die schönste Lesereise?
Da muss ich nicht lange nachdenken: Pascale Merciers Nachtzug nach Lissabon. Ausgangspunkt der Reise ist Bern – die Stadt, in der ich lebe. Raimund Gregorius, seit mehr als 30 Jahren Lateinlehrer, verlässt sein wohlgeordnetes Leben von einem Tag auf den anderen, nachdem er an einem Morgen bei strömendem Regen auf der Kirchenfeldbrücke auf eine Portugiesin trifft, die drauf und dran ist, sich über die Brücke in die Aare zu stürzen. Noch am gleichen Morgen verlässt er wortlos das Klassenzimmer und setzt sich in den Nachtzug nach Lissabon. Im Gepäck das Buch des Portugiesen Amadeu de Prado, dessen Einsichten in die Erfahrungen des menschlichen Lebens ihn nicht mehr loslassen. Es beginnt eine rastlose Suche kreuz und quer durch Lissabon. Die Suche nach einem anderen Leben und die Suche nach einem ungewöhnlichen Arzt und Poeten, der gegen die Diktatur Salazars gekämpft hat.
Was fasziniert Sie daran?
In dem Buch stehen grossartige Sätze wie z.B.: „Wenn wir nur einen Teil dessen leben können, was in uns ist – was geschieht dann mit dem Rest?. Wenn man solche Sätze liest und darüber nachdenkt, begibt man sich wie von selbst auf eine der spannendsten Reisen – auf die zu sich selbst nach Innen. Mercier lädt auf eindrückliche Weise zu dieser Reise ein. Es könnte sein, dass diese Lektüre das eigene Leben verändert.
Unsere Lieblingsfrage ist ja: Bin ich, sind Sie fair unterwegs…
Es ist schon etwas bedenklich, dass es zu diesem Thema Kampagnen- und Sensibilisierungsarbeit braucht. Eigentlich ist es doch klar, dass wir uns als Touristinnen und Touristen so benehmen sollten, wie wir es von den Gästen erwarten, welche ihre Ferien in der Schweiz verbringen. Mit den Anliegen des arbeitskreises tourismus & entwicklung kann ich mich dennoch gut identifizieren. Aber machen wir uns keine allzu grossen Illusionen: Es werden sich vor allem die Leute für www.fairunterwegs.org interessieren, welche ohnehin schon sensibilisiert sind für die Anliegen der Fairness beim Reisen. Das ist beispielsweise bei den Labels für Lebensmittel auch so. Die Reisenden, welche es besonders nötig hätten, werden das Reiseportal wohl kaum besuchen.
Also gutes Wirken mit wenig Wirkung? – immerhin sind wir schon bei 13’000 Zugriffen pro Monat!
Das Thema wird mit der zunehmenden Mobilität immer wichtiger. Es fehlt vielen Leuten am nötigen Respekt aber eben auch am nötigen Wissen. Euer Reiseportal und auch die anderen Informationsträger wie das Tütchen mit den fünf Faustregeln sind als Kommunikationsmittel tiptop. Allerdings bin ich grundsätzlich der Meinung, dass jede Reisende und jeder Reisender die Verantwortung übernehmen sollte, anderen Mitreisenden, die sich unmöglich verhalten, einen Spiegel vorzuhalten. Etwas mehr Courage zeigen wäre die Devise! Das sollte man nicht an eine Organisation delegieren müssen!
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