Instagram, Facebook und Reiseblogs statt Fotoalbum und Diaabend. Das Internet ist die grösste Inspirationsquelle für Reisende – und macht Reisen zur Bühne der Selbstdarstellung. Deine Schnappschüsse bewegen sich plötzlich in einem Raum, in dem du auf Urheber-, Persönlichkeits- und Markenrechte achten musst. Was du posten darfst und was nicht – hier ist ein kurzer Leitfaden.

In 8 Schritten zu fairen Ferien-Fotos

1. Lokale Religionen, Kulturen und Umgangsformen

In der Schweiz gilt die Panoramafreiheit. Das bedeutet, dass ein öffentlich zugängliches Werk fotografiert und die Fotos veröffentlicht werden dürfen. In anderen Ländern gilt dieses Recht oft nicht. Informiere dich schon vor deiner Reise über die lokalen Gegebenheiten. Und erkundige dich insbesondere bei religiösen Stätten, Tempeln, Flughäfen und Hafengebieten, ob das Fotografieren erlaubt ist. Informationen dazu findest du online auf den Seiten des EDA.

Übrigens: Wenn andere Reisende Bilder schiessen, heisst das noch lange nicht, dass es auch okay ist. 

2. Einverständnis einholen

Wenn du Personen fotografieren möchtest, frage sie um Erlaubnis und gib ihnen die Möglichkeit zu entscheiden, ob du das Bild löschen sollst und ob du es auf Social Media teilen darfst. Wenn du ein Foto mit Kindern machst, hole zusätzlich das Einverständnis der Erziehungsberechtigten ein.

3. Würde deines Gegenübers bewahren

Bevor du ein Foto von fremden Personen machst oder auf Social Media teilst, frag dich, ob du damit einverstanden wärst, so abgebildet zu werden. Vermeide beim Fotografieren intime Situationen wie Abdankungen und sensible Orte wie Rotlichtviertel, Krankenhäuser oder Slums. Fotos von nackten Kindern sind tabu.

4. Selbstreflexion

Welche Vorstellungen leiten dich bei der Wahl des Foto-/Videomotivs? Staunen oder Abhaken von Sehenswertem? Selbstdarstellung oder Freude an der Urlaubsregion in ihren vielen Facetten? Ein kurzer Moment des Innehaltens macht den Unterschied zwischen Knipsen und bewusstem Umgang mit der Kamera.

Massentourismus, Overtourismus© pixabay

5. Stereotypen und Klischees

Mit deinen Fotos, Bildunterschriften und Hashtags kannst du Vorurteile und Stereotypen bestätigen – oder sie mit neuen Perspektiven herausfordern. Überlege vor dem Abdrücken, welches Bild du von deinem Reiseland und der lokalen Bevölkerung vermittelst und welche Geschichten du erzählst. Verallgemeinerungen, neokoloniale Klischees und selbsternannte Heldinnen und Retter der lokalen Bevölkerung gibt es schon genug.

6. Echte Begegnungen abseits der Fotolinse

Biete den Porträtierten an, das Bild mit ihnen zu teilen. Schön wenn sich dabei ein spontanes Gespräch ergibt. Aber es ist auch okay, wenn dein Gegenüber nicht an einem Kontakt interessiert ist.
Allerdings wäre es schade, wenn du auf der Jagd nach Selfies und Likes das Eintauchen ins Hier und Jetzt verpasst! Drum lege den Fotoapparat oder das Handy auch mal weg und lass dich auf echte Begegnungen ein.

7. Fotografieren von Wildtieren

Ob Eisbären in der Arktis, Elefanten in der Savanne oder seltene Vögel in deiner Heimat: Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu fotografieren ist spannend, herausfordernd, überraschend und oft sehr berührend! Oberstes Credo beim Fotografieren von Tieren: „do no harm“! Halte genügend Abstand, verzichte auf Blitzlicht, beachte Brutzeiten und allfällige Regelungen wie Wildschutzzonen und trete bei Stressanzeichen oder Verhaltensänderungen den Rückweg an.

Whaltewatching. CC0: Josef Thaler.Whaltewatching. © Josef Thaler.
Orang Utan in Sumatra. CC0: Josef Thaler.Orang Utan in Sumatra. © Josef Thaler.

8. Geheimnisse bewahren

Reisefotos sind die beliebtesten Motive in den sozialen Netzwerken. „Geheime“ Orte werden jedes Jahr von unzähligen Reisenden bevölkert, die auf der Suche nach dem perfekten Foto sind. Ob in Berlin, auf Brambüesch, Bali oder Bullerbü – behalte deine Lieblingsplätze und Geheimtipps für dich. Damit sie deine Lieblingsplätze bleiben, teile die Fotos nicht mit einem Ortungstag. Pssst!

Das fairunterwegs Foto-Quiz

Teste dein Selfie-Wissen! Vote Selfies von jenseits bis himmlisch und stelle deine eigenen Selfie-Knigge zusammen!

Und was bringt das?

Dir

Du hast schöne Reisefotos, bei denen du Persönlichkeits- und Urheberrechte beachtest, keine Klischees verbreitest und die du ohne schlechtes Gewissen in den sozialen Medien teilen kannst.

Der Lokalbevölkerung

Indem du darauf achtest, faire Reisefotos zu schiessen, schützt du die Würde und Persönlichkeitsrechte jedes einzelnen Menschen.

Dem Planeten

Du schützt Umwelt und Tiere vor Menschenmassen, die nur auf der Suche nach dem perfekten Fotomotiv sind.