Den Anfang nahm fairbnb.coop vor drei Jahren, als eine Interessengruppe namens Fair City zum Austausch einlud. Fair City ist ein Zusammenschluss lokaler Nachbarschaftsverbände, die sich mit Sozialwohnungen und anderen Themen befassen. Eine der Arbeitsgruppen war über die Urlaubsmiete. Angesichts der Besorgnis über die bestehenden Plattformen in Bezug auf Datentransparenz und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften beschloss das Team, eine eigene Plattform einzurichten, und entschied sich für das Kooperationsmodell, das am besten zu ihrem Ethos passt.

In den letzten Jahren hat sich Airbnb in Streitigkeiten mit Kommunalbehörden auf der ganzen Welt über Steueranforderungen, die Durchsetzung von Vorschriften oder die Werbung für nicht lizenzierte Immobilien befunden. Um solche Probleme zu vermeiden, will Fairbnb sicherstellen, dass jeder einzelne Gastgeber gesetzlich berechtigt ist, seine Unterkunft nach lokalem Recht zu vermieten. Dazu will die Kooperative mit den Gemeinden und den Kommunen zusammenarbeiten.

Derzeit befindet sich FairBnB im Besitz einer Arbeiterkooperative mit acht Mitgliedern, darunter Programmierer, Forscherinnen und Designer. Einer von ihnen ist Sito Veracruz, ein 31-jähriger Jurist mit Hintergrund in Recht und Stadtplanung mit Sitz in Amsterdam. Er sagt, dass das Projekt aus dem Glauben heraus geboren wurde, dass die Ferienwohnung eine Aktivität ist, die angemessen reguliert werden muss. "Wir wollen, dass Menschen Teil des Unternehmens sind. Wir entstanden als Reaktion auf das, was bei den Vermietungen schiefgehen kann; deshalb sollen unsere Nutzer wissen, dass wir uns der Legalität verpflichtet fühlen." Das FairBnB-Team verfügt über mehrere Experten für Tourismusdaten und -gesetzgebung, fügt er hinzu. "Wir wollen über die Vorschriften auf dem Laufenden bleiben, damit wir sie anwenden und den Städten helfen können, richtig zu regulieren." Gleichzeitig verpflichtet sich die Genossenschaft, ihre Daten gegenüber den Behörden offenzulegen und regelmässig Steuern zu bezahlen. Die Plattform wird über eine strenge One-Host- und One-Home-Richtlinie verfügen, um zu verhindern, dass Benutzer mehrere Immobilien auflisten.

Hürden bei der Umsetzung

Es war den GründerInnen schon klar, dass es kein Spaziergang sein würde, eine solche kooperative Plattform von Grund auf neu zu gestalten. Entstehen sollte eine offene, demokratische und effiziente Organisation. Dafür braucht es enorm viel Engagement, Fokussierung, Ressourcen und Zeit. Und dann gab es auch Hürden.

Das eine waren die Finanzen: Bisher konnte sich fairbnb.coop über seine Mitglieder und einem Lancierungskapital von hunderttausend Euro finanzieren, sowie über die Beiträge von Crowdfunders aus aller Welt. Doch eine gewichtige Finanzspritze, welche die Lancierung erst ermöglichen sollte, kam Monate später als erwartet. Fairbnb.coop schaffte es, irgendwie weiterzumachen, musste aber das Lancierungsdatum für die ersten Pilotstädte auf den September verschieben.

Das andere sind die Gesetze: Fairbnb.coop wollte 50 Prozent der Gewinne in soziale Projekte reinvestieren, die den negativen Auswirkungen der Branche entgegenwirken. Die Einheimischen sollten bestimmen, wie das Geld in Projekte wie Lebensmittelgenossenschaften, Spielplätze, grüne Projekte oder Gemeinschaftscafés fliesst. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft sollte zudem für Interessengruppen wie Gastgeber, Gäste, lokale Geschäftsinhaber und Nachbarn ermöglicht werden, um sicherzustellen, dass jeder ein Mitspracherecht bei der Führung hat. Aber beide Initiativen werden durch das bestehende Genossenschaftsrecht erschwert, sagt Veracruz. "In Italien können wir als Genossenschaft nicht 50 Prozent jeder Provision für lokale soziale Zwecke spenden. Das kann nur eine Stiftung oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, aber für Genossenschaften ist es sehr schwierig. Ich ärgere mich darüber. In Italien und Spanien ist auch die Registrierung von Genossenschaften schwierig. Sie können einen Multi-Stakeholder nicht von Grund auf neu anlegen. Wir sind jetzt eine Arbeitergenossenschaft – es ist die einfachste Struktur, die wir finden konnten. Der Genossenschaftssektor ist gross und überbürokratisiert. Es wäre einfacher gewesen, als Aktiengesellschaft vorzugehen, aber das war für uns inakzeptabel." So konnte sich Fairbnb nicht als Europäische Genossenschaft registrieren, sondern alle Betriebe in ganz Europa sind in Bologna, Italien, angemeldet. Von der Provision wird ein Anteil von 15 Prozent in soziale Projekte reinvestiert.

Ab dem ersten August tritt zudem ein neues Gesetz in Kraft, das verlangt, dass alle touristischen Unterkünfte, inklusive Kurzzeitvermietungen, amtlich registriert werden. Sie erhalten dann eine Identifikationsnummer, die überall, wo die Unterkunft angeboten wird – online wie offline – angegeben werden muss. Dieser Code wird mit dem Finanzamt und der lokalen Verwaltung geteilt, was es nahezu unmöglich macht, illegale Unterkünfte zu vermieten; die Website, die eine Unterkunft anzeigt, ohne den oben genannten Code deutlich anzugeben, kann mit einer Geldstrafe von 500 bis 5.000 € für pro Anzeige belegt werden. Dies ist ein großer Schritt nach vorn, um den gesamten Kurzzeitvermietungsmarkt in Italien praktisch betrugssicher zu machen, erfordert aber natürlich entsprechende Anpassungen bei allen Online-Buchungsplattformen, ob groß oder klein. Auch fairbnb.coop, die diese Verordnung als beispielhaft begrüsst, musste seine Plattform anpassen.

Es kann also losgehen

Ab Mitte/ Ende September geht eine erste Version der Plattform mit den Grundfunktionen online, eine neue Hauptverwaltung wird eröffnet und mit einem voll motivierten Team gefüllt, das alle unterstützt, die zur Initiative beitragen und neue lokale Knoten aktivieren wollen. Die ersten Monate werden wichtig sein, um Menschen und NutzerInnen an Bord zu bringen, das Erlebnis auf der Plattform zu verbessern und lokale Akteure auf der ganzen Welt einzubeziehen.

Die neuen Teammitglieder werden sich der Förderung der lokalen Gemeinschaften ab widmen, mit regelmässigen Aufrufen an alle, die einen Beitrag leisten wollen. Potentielle Mitarbeitende, Partner und Freiwillige, die mit ihrem Fachwissen und ihrer Leidenschaft beitragen wollen, werden willkommen geheissen. Ab dem Release möchte fairbnb.coop mit Tausenden von Menschen und Organisationen weltweit in Kontakt treten. Das Ziel ist, 120 lokale Knoten und Destinationen in den nächsten 15 Monaten zu aktivieren.

Über 4’000 potenzielle Gastgebende und Gäste haben sich bereits registriert und warten jetzt, bis ihre Destination lanciert werden kann. Wer diesen Prozess beschleunigen möchte, kann als Aktivierer in Zusammenarbeit mit fairbnb.coop einen lokalen Knoten ins Leben rufen und ihn auf die fairbnb.coop Karte setzten. Lokale Knotenpunkte sind der Schlüssel zum Wachstum von fairbnb.coop. Denn die Plattform expandiert hauptsächlich durch die Vernetzung und Stärkung lokaler Akteure und die Förderung des Wachstums von Gemeinschaften, die es fairbnb.coop ermöglichen, in einer Gegend wirksam zu werden.

Die Kommentare der ersten Gastgeber und Gäste zur Beta-Release-Plattform helfen in der Testphase die üblichen Anfangsfehlerchen und Kinderkrankheiten zu entdecken und zu beheben. So entsteht allmählich ein Tool, dass massgeschneidert auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und an eine sinnvolle und nachhaltige Erfahrung für beide Seiten angepasst ist.