Felix E. Müller: Massaker in Luxor
Wenn das Auswärtige Amt des Bundes (EDA) eben seine Warnung vor Reisen nach Ägypten lockert und die Sicherheitsrisiken für Schweizer Reisende auf wenige Gebiete des Landes beschränkt, kann es nicht schaden, sich das schreckliche Ereignis von Luxor nochmals vor Augen zu führen. Der NZZ-Redaktor Felix E. Müller hat das Attentat von Luxor miterlebt und überlebt. Mit fast gespenstischer Akribie hat er den Ablauf des Massakers im Hatschepsut-Tempel vom 17. November 1997, dem 58 ausländische TouristInnen und 5 Ägypter zum Opfer fielen, aus Augenzeugenberichten rekonstruiert. Klar wird, hier schreibt sich einer das Grauen vom Leib, das für Aussenstehende unvorstellbar ist. Aufschluss geben seine Recherchen aber auch über den Hintergrund des Attentats, die Herkunft und Motive der Täter. Dabei wird deutlich, wie unzureichend Sicherheitsempfehlungen oder Warnungen für Reisende bleiben, solange soziale Spannungen in einem Reiseland in religiösen Fanatismus und politischen Terror münden, die sich den Tourismus, ausländische Reisende, zur Zielscheibe nehmen. Und wer haftet dann für die Reisenden, die sich beim Buchen von Ferien ahnungslos in Sicherheit wiegen? Müller beschreibt eindrücklich, wie mühsam die Suche von Opfern nach Hilfe für die Aufarbeitung des traumatischen Erlebnisses und finanzieller Abgeltung der erlittenen Schäden verläuft, ein Leidensweg, der auch lange nach der Drucklegung des Buches noch nicht abgeschlossen ist.
Augenzeugenbericht und Analyse. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1998, 124 Seiten, Fr. 25.-, ISBN 3 85 823 750 7