Basel, 21.10.2013, akte/ Tourismus gilt als einer der wichtigsten Arbeitgeber der Welt: 101 Millionen Arbeitsplätze bietet er direkt in Hotels und Reiseunternehmen. Dazu kommen rund 160 Millionen Jobs in Zulieferbetrieben, Transport- und Bauunternehmen, schätzt der "World Travel and Tourism Council" (WTTC). Nicht erfasst in dieser Zahl sind all die Wirtinnen von Familienpensionen und "Bed&Breakfast", die StrassenhändlerInnen, Souvenirverkäufer und selbst ernannten Guides, die rund um Hotels und Touristenattraktionen tätig sind. Kein Wunder, wird der Tourismus weltweit für die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen gefördert.
Zu wenig beachtet wird dabei, welche Arbeitsplätze mit dem Tourismus geschaffen werden und wie viele gerade durch die Förderung des Tourismus in angestammten Erwerbszweigen verloren gehen – wenn etwa Fischer keinen Zugang zum Strand mehr haben oder Bauernfamilien ihr Land für die Subsistenzwirtschaft verlieren. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) kommt in ihren Studien zum Schluss, dass die Arbeitsbedingungen im Tourismus im Durchschnitt schlechter sind als in vielen anderen Wirtschaftsbereichen: tiefe Löhne, lange unregelmässige Arbeitszeiten, prekäre Bedingungen ohne Verträge, Kündigungsschutz und Sozialversicherungen. Gewerkschaftliche Organisation wird untersagt. Ausbildung und Aufstiegschancen sind gering; Führungsposten werden zudem oft von ausländischen Fachleuten wahrgenommen.
Schätzungsweise 60 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die durchschnittlich fast ein Viertel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen für dieselbe Arbeit. Zudem stehen sie mit Haushalt und Kindern oft unter einer Doppelbelastung, die ihre Arbeitstage unendlich lange macht. Das gilt auch für Frauen, die – vielleicht weil sie über ein kleines Kapital, ein eigenes Haus oder besondere Fähigkeiten verfügen oder Kredit aufnehmen können – ein eigenes Unternehmen gründen, Zimmer vermieten, einen Strassenstand oder Laden eröffnen. Die Selbstbestimmung in der Arbeit kann jedoch gewisse Nachteile des Angestelltenverhältnisses kompensieren. So oder so – Frauen benötigen im Tourismus gezielte Unterstützung, um davon profitieren zu können und nicht ausgebeutet zu werden.
Alarmierend ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im Tourismus. Gemäss Schätzungen der ILO machen sie 10 bis 15 Prozent des touristischen Arbeitsmarktes aus. Die Betroffenen sind meist gezwungen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und zum Familieneinkommen beizutragen. Deshalb helfen nur umsichtige Massnahmen seitens der Tourismusindustrie und der Behörden, diesen Minderjährigen neue Perspektiven zu verschaffen.