Ferienland Türkei: Unabhängige Berichterstattung verhindert
Der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung ist äusserst besorgt über die Versuche türkischer Behörden, die Pressefreiheit einzuschränken und eine unabhängige Berichterstattung über die sozialen und politischen Hintergründe des Tourismusrückgangs zu verhindern. Im In- und Ausland halten die türkischen Tourismusverantwortlichen beharrlich an ihrer Überzeugung fest, Falschpropaganda in den ausländischen Medien sei für die gähnende Leere in den Badeorten an der türkischen Südküste verantwortlich. Zum ersten Mal hinderten jedoch am vergangenen Sonntag im bekannten Ferienzentrum Antalya die Spezialtruppen der Antiterror-Einheit ausländische JournalistInnen handfest an ihrer Arbeit. Vier Stunden lang wurden die Schweizer KorrespondentInnen Amalia und Werner van Gent sowie das türkische Filmteam festgehalten, verhört und danach in ihrem Hotel unter Hausarrest gestellt. Nach der raschen und eindeutigen Reaktion der Schweizer Medien und einer Intervention des Eidgenössischen Departements des Äussern EDA konnten die Medienschaffenden gegen Abend drei der insgesamt vier beschlagnahmten Filmkassetten abholen. Auf der sich weiterhin in Polizeigewahrsam befindenden Kassette sind Interviews mit KurdInnen aufgezeichnet, die in den Gecekondus (Slums) am Rande Antalyas leben. Die türkischen Behörden verweigern die Rückgabe mit der Begründung, die AusländerInnen hätten nicht über die entsprechende Spezialbewilligung zur Durchführung sozialer Untersuchungen verfügt. Zum ersten Mal berufen sie sich dabei auf ein Dekret aus dem Jahre 1988, welches ausländischen WissenschaftlerInnen Forschungen ohne offizielle Erlaubnis des zuständigen Ministeriums untersagt. Offensichtlich ein Versuch die Pressefreiheit zunehmend auch für ausländische JournalistInnen einzuschränken, meint NZZ-Korrespondentin Amalia van Gent.
Längst wirkt sich der Konflikt zwischen der türkischen Regierung und der kurdischen Befreiungsorganisation PKK auch im Westen des Landes aus. Die Lage verschärft sich zusehends. Umso wichtiger ist es, dass eine unabhängige Berichterstattung garantiert wird.
Der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung begrüsst die Reaktion der Schweizer Medien und die Intervention des EDA und fordert diese auf, beharrlich auf der Rückgabe sämtlichen Filmmaterials zu bestehen, sich für den Schutz der gefilmten kurdischen InterviewpartnerInnen und für die Pressefreiheit in der Türkei einzusetzen.