„First Movers“ gegen den Klimawandel
Basel, 09.12.2009, akte/ „Do your best – and offset the rest“, zu Deutsch: "Tun Sie Ihr Bestes – und kompensieren Sie den Rest." Das ist das Motto von René Estermann, Geschäftsführer der Stiftung myclimate. Die Non-Profit-Stiftung myclimate – The Climate Protection Partnership ist eine internationale Klimaschutzorganisation mit Schweizer Wurzeln. myclimate fördert den Aufbau von Wissen zur CO2-Reduktion, sensibilisiert und motiviert zum langfristigen Klimaschutz. Weiter engagiert sich die Stiftung mit verschiedenen Management-Tools wie CO2-Bilanzierung, CO2-Reporting oder einem Performance-Management-Tool für optimale Entscheidungsgrundlagen in Firmen. Am bekanntesten ist die Stiftung myclimate für ihr Angebot der freiwilligen CO2-Kompensation.
Der Erfolg verpflichtet
Das Konzept, vor sieben Jahren als ETH-Spinoff von ein paar Studierenden gegründet, hat Erfolg: Die Kompensationserträge wurden 2008 auf 6,91 Millionen Franken gesteigert. Dieser Betrag entspricht einem Kompensationsvolumen von rund 196’522 Tonnen CO2-Emissionsreduktionen. Damit wurde das Ergebnis des Vorjahres verdoppelt, und das Ergebnis von 2006 ums 8,5fache gesteigert! Der Erfolg ist erfreulich, denn er erlaubt myclimate weltweit eine stark zunehmende Anzahl Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien oder Energieeffizienz zu unterstützen. Aktuell sind es 33 Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern wie auch in der Schweiz. Für diese Projekte hält sich myclimate an die international strengsten Standards: dem CDM der UNO und/oder dem GoldStandard. Der GoldStandard wurde 2003 von WWF und anderen Umweltexperten entwickelt und kommt seit 2006 auch bei der freiwilligen Kompensation zum Einsatz. Zum einen soll er sicherstellen, dass Kompensationsprojekte tatsächlich zu einer Reduktion von Treibhausgasen führen. Darüber hinaus sollen diese Projekte dazu beitragen, eine nachhaltige Entwicklung der jeweiligen Länder zu fördern. Der Gold Standard hat also die gleichen Ziele wie der "Clean Development Mechanism" (CDM) im Rahmen des Kyoto-Protokolls. Im Unterschied zum CDM ist der Gold Standard jedoch deutlich besser dazu geeignet, diese Ziele zu erreichen und sorgt für eine höhere Qualität der Projekte.
Beispiel: Salido Kecil Mini-Wasserkraftwerk in West-Sumatra/Indonesien
Ein veraltetes und renovationsbedürftiges Wasserkraftwerk, dessen momentane Leistung mit 75 kW deutlich unter der möglichen Kapazität liegt, wird in einem 3-Schritte-Prozess restauriert, erweitert und ans regionale Stromnetz angeschlossen. Dabei soll so weit als möglich die bestehende Infrastruktur verwendet werden. Trotzdem muss der Grossteil der technischen und elektronischen Anlagen durch neue Komponenten ersetzt werden. Die fertig gebaute Anlage weist eine Kapazität von 1 MW auf und reduziert jährlich rund 4’500 Tonnen CO2.
Neben dem Beitrag zum Klimaschutz bringt das Projekt eine Verbesserung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Situation in der Region. Stromausfälle durch ungenügende Kapazität sind überaus häufig im ländlichen Indonesien. Durch dieses Projekt profitiert die lokal ansässige Bevölkerung von einem stabileren Netz – eine zentrale Voraussetzung für die lokale Ökonomie. Durch die Renovierung und den Betrieb der Anlage entstehen ausserdem neue Beschäftigungsmöglichkeiten, und die Umwelt profitiert von der Substitution dieselbasierter Energie. Die Umwelt erfährt keine Zusatzbelastung, da das Kraftwerk auf einer bestehenden Infrastruktur aufgebaut wird.
Die Nachfrage nach Strom steigt in Indonesien Jahr für Jahr enorm an, und die erneuerbaren Energien – insbesondere Wasserkraft – weisen in diesem Land ein immenses Potenzial auf. Solche Projekte sollen als Pilotprojekte dazu beitragen, das grosse Wachstum der Energienachfrage so nachhaltig wie möglich zu decken.
Die erste restaurierte Turbine wurde im August 2007 in Betrieb genommen und läuft seither problemlos. Die zweite und dritte Turbine werden in den Jahren 2009 und 2010 ans Stromnetz angeschlossen.
"Es geht darum, bis Mitte des nächsten Jahrhunderts unseren CO2-Ausstoss von jetzt 7 Tonnen pro Jahr und SchweizerIn auf eine Tonne zu reduzieren. Wer noch nicht alles reduzieren kann oder will, soll zumindest für die negativen Effekte des Ausstosses bezahlen", meint René Estermann im Interview "Wie Innovationen gegen den Klimawandel helfen", dass am 7. Dezember in der Sendung Kontext zu hören war.*
* Das Kontext-Interview mit René Estermann ist der fünfte Teil eines Kontext-Schwerpunktes zum Thema "Wenn das Klima kippt". Die Beiträge sind online zu finden auf www.drs2.ch/www/de/drs2/sendungen/kontext/151031.wenn-das-klima-kippt.html
Weitere Informationen: www.myclimate.ch