In einer Tourismusdestination gehören Tourguides für die Reisenden bekanntlich zu den wichtigsten Vertretern ihrer Region. Sie sind diejenigen, welche den BesucherInnen ihre Heimat Flores näherbringen. Das vermittelte Wissen geht über reine Sachinformationen hinaus; vielmehr machen sie die TouristInnen mit Charakterzügen der lokalen Bevölkerung bekannt und bilden eine Brücke zwischen den beiden Kulturen.
Eigentlich wurden Tourguides bereits in den Neunzigerjahren von der indonesischen Regierung verpflichtet, Berufsverbände zu gründen. Allerdings ist diese Bündelung von Interessen erst in den letzten zwei Jahren wirklich ins Rollen gekommen. Seit sie sich als Verband organisiert haben – mit dem Namen Himpunan Pramuwisata Indonesia (HPI) – haben sie als Tourismus-Stakeholder an Verhandlungsmacht gewonnen, da sie unter den anderen als Vorreiter zählen. Allerdings sind noch nicht alle Tourguides vom Nutzen der Verbände überzeugt, weshalb die beiden grössten Tourguide Verbände zusammen mit Swisscontact und der lokalen Destinationsmanagementorganisation (DMO) ein Taschenbuch für Tourguides initiiert haben. Dieses pocket book soll in Zukunft anfangs beschriebene Situationen zu vermeiden helfen. Die Initiative dazu kam von den Tourguides selber, Pak Sebastian in Manggarai Barat im Westen und Pak Ferdinandus in Ende im Osten von Flores. Beide erachten einen gewissen Wissensstandard zur lokalen Region als zentral, um sich gegen aussen glaubwürdig profilieren zu können. Ein kurzes aber dennoch informationsreiches Büchlein musste also her, mit Informationen zu ganz Flores, den jeweiligen Regionen sowie den lokalen Sehenswürdigkeiten und Kultur.
Der Erstellungsprozess dieser zwei pocket books – je eines pro Haupttourismusregion – war partizipativ angelegt, damit die niedergeschrieben Informationen im Touguide-Alltag auch tatsächlich nützlich sein können. Tourguide-Verbände Ende und Manggarai Barat haben dazu zusammen mit der DMO und Swisscontact zwei Workshops organisiert, zu denen sie die Tourismus-Stakeholder einluden. So diskutierten die lokale Tourismusinstanz der Regierung, die Vorgesetzten des Hotelverbands sowie der Reiseveranstalter, JournalistInnen, ExpertInnen der lokalen Kultur, Tourguides und akademische TouristenspezialistInnen über den potentiellen Inhalt der pocket books. "Es ist das erste Mal, dass wir so eine Veranstaltung durchführen", sagte der immer selbstsicherere Pak Ferdinandus, "und wir gedenken, in der Zukunft so weiterzumachen. Die Leute nehmen uns nun als HPI ernst." Der egalitäre Charakter der Workshops führte dazu, dass sich alle Beteiligten rege in die Fragestellungen einbrachten. Ibu Dete, eine Beauftragte der lokalen Regierung, hob eine weitere Besonderheit hervor: "Wissen Sie, dieser Workshop war so angenehm. Normalerweise streiten sich immer alle, wie jetzt was gemacht werden soll." Dadurch, dass die Tourguide-Verbände beider Regionen diese Zusammenkünfte aller Tourismus-Stakeholder mit einem klar definierten Ziel organisiert haben, konnten sie sich erneut als glaubwürdige, innovative und kreative Partei definieren, mit der man gerne zusammenarbeitet.
Nach dem Workshop gingen sie an die Arbeit und machten die spezifischen Informationen zu ihrer Kultur und Sehenswürdigkeit ausfindig, über welche Swisscontact nicht verfügte. Zwar wurde der Zeitplan der Produktion um mehrere Monate nach hinten verschoben, doch angesichts der gesammelten, meist mündlich überlieferten Informationen über ihre traditionelle Kultur, war diese Methode die extra Zeit mehr als wert.
Das erste Buch wird im Oktober zweisprachig erscheinen, damit die Tourguides sowohl inhaltlich als auch sprachlich davon profitieren werden. Pak Gabriel der HPI Manggarai Barat meinte: "Wir haben es nun lange genug immer auf eigene Faust versucht. Nun ist es an der Zeit zusammenzuarbeiten, sodass wir alle vom gesammelten Wissen und den Erfahrungen profitieren können. Es geht schliesslich um die Tourismusentwicklung einer ganzen Region." Somit ist ein Lernprozess der Organisationen in die Gänge gekommen, der die HPI vorwärts bringen kann. Die HPIs haben mit dem Taschenbuch ausserdem einen weiteren Anreiz für "wild tourguides" geschaffen, sich ihnen anzuschliessen. Dies führt letztendlich dazu, dass diese Tourismus-Stakeholder besser organisiert sind und der Welt ihre aussergewöhnlich schöne Heimat näher bringen können.


 Anna Walker ist seit mehr als einem halben Jahr Praktikantin bei Swisscontact Wisata und ist in Ende, Flores stationiert. Von dort aus verfasst sie die pocket books unterstützt Assessments zum Verständnis des Tourismus der lokalen Bevölkerung.
Über Angebote in Flores und Komodo, die auch den Einheimischen etwas bringen, informieren die drei einzigartigen Reiseführer zu Flores und Komodo / Indonesien von WISATA, dem gemeinsame regionale Tourismusentwicklungsprojekt des indonesischen Ministeriums für Kultur und Tourismus und des schweizerischen Staatssekretariats für Wirtschaft SECO. Das Projekt wird von Swisscontact, der wirtschaftsnahen Schweizer Entwicklungsorganisation, umgesetzt und bezweckt die Förderung eines nachhaltigen Tourismus, von dem die lokale Bevölkerung, das einheimische Gewerbe und die Provinz East Nusa Tenggara, zu der Flores gehört, profitieren sollen. Die drei Reiseführer können Sie im Shop auf fairunterwegs bestellen.