Flores / Indonesien: Wie Tobias Gembira zum erfolgreichen Kleinunternehmer wurde
Der zum "Ring of Fire" genannten vulkanischen Gürtel Indonesiens gehörende Kelimutu auf der Insel Flores ist wegen seiner drei verschiedenfarbigen Kraterseen ein beliebtes Touristenziel. Reisende aus der ganzen Welt erklimmen frühmorgens seinen Kraterrand, um die mystische Stimmung während des Sonnenaufgangs zu erleben.
Der Zauber des Vulkans Kelimutu hatte auch den 36-jährigen Tobias Gembira aus einem nahegelegenen Lio-Dorf in seinen Bann gezogen und in ihm den Wunsch geweckt, seinen Lebensunterhalt als Tourguide zu verdienen. Der Tourismus ermöglicht es den EinwohnerInnen der Dörfer am Fuss des Vulkans, die hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, mit dem Angebot von geführten Touren, privaten Unterkünften, Motorradtaxifahrten oder dem Verkauf von Snacks und Getränken ein alternatives Einkommen zu erwirtschaften.
Als Gembira 1993 erstmals seine Fremdenführerdienste anbot, hatte er nichts vorzuweisen als seinen Enthusiasmus und ein paar Brocken Englisch. Es war für ihn nicht einfach, ins Geschäft zu kommen. Die Tourguides und Anbieter von Unterkünften kämpften hart um die Gunst der wenigen Reisenden – alle wollten ein Stück vom kleinen Kuchen abbekommen. Das Misstrauen und der Neid waren gross; man sprach kaum miteinander. Dass die Saison nur von Mai bis September dauerte, machte die Sache auch nicht einfacher.
Bessere Qualität und Zusammenarbeit dank Beratung und Training
Das Tourismusgeschäft lief harzig, bis einige Tourguides die Initiative ergriffen, etwas zur Verbesserung der Situation zu unternehmen. In Zusammenarbeit mit dem Indonesischen Programm zur touristischen Ermächtigung von Gemeinden organisierte Swisscontact einen Kompaktkurs, der vom 13. bis 16. Dezember 2010 stattfand. Neun einheimische Tourguides und zwei Mitarbeitende des Fremdenverkehrsamts des Distrikts Ende konnten dadurch ihre Fähigkeiten als Tourguides und ihre Englischkenntnisse verbessern. Nach dem Kurs hatten sie Gelegenheit, das Gelernte bei touristischen Sehenswürdigkeiten in der Gegend um den Kelimutu zu vertiefen und in die Praxis umzusetzen und sich so zu qualifizieren. Zwei erfahrenen Tourguides aus Maumere, d’Gama Gerardus and Dominggus Koro begleiteten sie dabei. Nach Abschluss ihrer Ausbildung gaben die qualifizierten Touristenführer das erworbene Wissen an weitere angehende Tourguides weiter.
Am Ende des Kompaktkurses waren in Gruppendiskussionen die gesellschaftlichen Faktoren erörtert worden, die sich ungünstig auf die Entwicklung des Tourismus auswirkten. Swisscontact schlug den Tourguides vor, sich für die Verbesserung des Qualitätsstandards und Förderung des Vertrauens der Reisenden zusammenzuschliessen. Noch im selben Monat gründeten sie in Moni einen Fremdenführerverband.
Nach der Ausbildung und dem praktischen Training verbesserte sich Gembiras Situation merklich. Sein Selbstvertauen wurde stärker, sein Umgang mit den TouristInnen professioneller. Seine Gäste waren mit seinen kompetenten und kundenorientierten Dienstleistungen sehr zufrieden und empfahlen ihn an andere Reisende weiter. Sein Einkommen erhöhte sich um etwa 30 Prozent.
Doch auch das Verhältnis der Tourguides untereinander und zu den Anbietern von Privatunterkünften hat sich spürbar verändert. "Anstatt aufeinander eifersüchtig zu sein, arbeiten wir jetzt zusammen und unterstützen uns gegenseitig", stellt Gembira fest. Vom verbesserten Tourismusgeschäft profitieren auch die Motorradtaxifahrer. Eine weitere erfreuliche Entwicklung ist die Ausweitung der Saison: Neuerdings treffen die ersten Besucher bereits im Dezember ein.
Mittlerweile betreibt Gembira die Bintang-Lodge in Koanara mit dazugehörigem Restaurant und konzentriert sich mehr auf die Beherbergung und Verpflegung von Gästen. Die von Swisscontact angebotenen Kurse in Haushaltführung und Service waren ihm dafür eine grosse Hilfe. Die Logiernächtestatistik seiner Lodge zeigt einen erfreulichen Trend.
Bereitwillig teilt Gembira sein neuerworbenes Wissen mit anderen Mitgliedern des Fremdenführerverbandes. Er ist überzeugt, dass ein freundlicher Umgang mit den Reisenden und das Verständnis für ihre Wünsche die Basis für den Aufbau einer guten Beziehung sind. "Die Gäste werden weiterhin kommen und das Geschäft wird langfristig bestehen können, auch nach Beendigung des WISATA-Projekts", meint er zuversichtlich.
Kontakt: Tobias Gembira, Bintang Café and Lodge, Moni, Kecamatan Kelimutu, Flores, Email café.bintang@ymail.com, Mobiltelefon +62 85237906259
Swisscontact, die Entwicklungsorganisation der Schweizer Wirtschaft, ist für die Umsetzung des Projekts WISATA zuständig, ein gemeinsames regionales Tourismusentwicklungsprojekt des Indonesischen Ministeriums für Tourismus und kreative Wirtschaft und des schweizerischen Staatssekretatiats für Wirtschaft SECO. Es bezweckt die Förderung eines nachhaltigen Tourismus, von dem möglichst die lokale Bevölkerung, das einheimische Gewerbe und die Provinz East Nusa Tenggara, zu der Flores gehört, profitieren sollen. Swisscontact ist Förderpartner des fairunterwegs-Reiseportals.
Weitere Informationen unter www.swisscontact.ch; florestourism.com.
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