Flugverkehr als Klimakiller: Deutsche Behörden und PolitikerInnen fordern Flugtreibstoff Steuer
Nach Ansicht des deutschen Umweltbundesamtes UBA müssen die Steuervorteile für Flugbenzin abgeschafft werden, um den Umweltschäden durch den stark anwachsenden Flugverkehr vorsorglich zu begegnen. Derzeit kostet der Liter Kerosin nur etwa 30 Pfennig. Würde der Steuersatz des Flugbenzins dem des Dieselkraftstoffs gleichgestellt, käme eine Reise nach Mallorca um 85 Mark, ein Flug nach Thailand um rund 550 Mark teurer zu stehen. Diese Rechnung präsentierte das UBA auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin ITB ’96 aufgrund einer von ihm in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Energie‑ und Umweltforschung ifeu. Danach wurde der Anteil des Flugverkehrs an Umweltschäden und Klimaeinwirkung bislang unterschätzt, entfallen doch heute etwa zehn Prozent der Co2‑ und Stickstoffemissionen des Verkehrs in Deutschland auf die Luftfahrt. Selbst technische Fortschritte im Flugzeugbau vermögen die Schadstoffmengen nicht aufzufangen, die vom immer rasanter wachsenden Flugverkehr ausgestossen werden. Zwischen 1980 und 1993 hat sich die Zahl der Flugkilometer, die jedeR Deutsche statistisch absolviert, verdreifacht. Bis im Jahr 2010 muss mit einer weiteren Verdoppelung des Flugverkehrs gerechnet werden. Dabei sind 60 Prozent der Reisenden und 70 Prozent der zurückgelegten Flugkilometer dem Tourismus zuzurechnen. Deshalb fordert die Vorsitzende des Tourismusausschusses im Deutschen Bundestag, Halo Saibold, gemeinsam mit Albert Schmidt und Gila Altmann vom Verkehrsausschuss nicht nur die Abschaffung der Steuerbefreiung auf Kerosin und anderer Subventionen des Flugverkehrs (Forschung, Infrastruktur, Umsatzsteuer), sondern auch konkrete Massnahmen für eine höhere Akzeptanz eines "Urlaubs der kurzen Wege." Die Tatsache, heisst es weiter in der Pressemitteilung der Grünen Abgeordneten Saibold, dass der Flugverkehr überwiegend touristischen Zwecken dient und für die meisten dieser Flüge keine zwingende Notwendigkeit besteht, zeigt angesichts der erheblichen Klimagefahren und der möglichen alternativen touristischen Aktivitäten ein deutliches Vermeidungspotential zur Entlastung der Umwelt auf " Diese Aussage wird vom UBA bekräftigt, das seinerseits einen deutschen Alleingang in der Kerosinbesteuerung ausschliesst und auf die entsprechende Richtlinie verweist, die zur Zeit in der Europäischen Union erarbeitet wird.
Pressemitteilung von Halo Saibold, Abgeordnete des Deutschen Bundestages und Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Tourismus 13.3.96; Basler Zeitung 12.3.96/cp