Gesundheitliche Auswirkungen für Anwohnerinnen und Anwohnern von Flughäfen

50 Prozent der Menschen, die in Europa leben, wohnen in einem Umkreis von 30 Minuten zum nächsten Flughafen. In der Schweiz sind 75‘000 Personen in der Nacht an ihrem Wohnort von schädlichem oder lästigem Fluglärm betroffen. Umfassende Studien zeigen, wie sich Lärm- und Partikel-Verschmutzung auf die Gesundheit und Lebensqualität auswirkt: Personen, die regelmässig Fluglärm ausgesetzt sind, haben ein höheres Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes. Stress und Schlafstörungen sind eine weitere Folge des Lärms, was sich auf das psychische Wohlbefinden auswirkt. Vor kurzem führte das VCS Magazin ein Interview mit dem Experten Martin Röösli über die gesundheitlichen Auswirkungen von Verkehrslärm und mögliche Massnahmen zur Reduzierung der Lärmbelastung.

Ausbeutung und prekäre Arbeitsbedingungen für Flug-Personal

Fliegen ist auch deshalb so günstig, weil andere die Kosten tragen: Vor allem bei Billigairlines sind das oftmals die Angestellten. Die Branche ist bekannt für prekäre Arbeitsbedingungen, für Lohn- und Sozialdumping. Billigfluglinien wie Ryanair und Norwegian Air Shuttle lagern Arbeit über Agenturen und Scheinselbstständigkeit aus. So werden Kosten für Sozial- und Krankenversicherung gespart, im Krankheitsfall muss keine Lohnfortzahlung übernommen werden. Um einen Verdienstausfall zu vermeiden, fliegen viele Pilotinnen und Piloten, auch wenn sie krank sind – eine persönliche Belastung und ein Sicherheitsrisiko. Bei zahlreichen Fluggesellschaften werden die Arbeitnehmenden, die ihre Rechte verteidigen, unterdrückt. Auch am «Boden» sind die Zustände oft inakzeptabel: von illegal eingesetzten Arbeiterinnen und Arbeitern bis hin zu Reinigungskräften, die ihren Lohn nicht ausbezahlt bekommen.

Overtourism durch Flugangebote

Flugangebote haben entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung einer Destination. Billig-Airlines, die Nähe zu Flughäfen und die Flugreiseintensität begünstigen Tourismus-Hotspots und damit Overtourism. Die sozialen Folgen der Überlastung sind vor allem in Städten wie San Francisco, Amsterdam, Barcelona und Venedig stark zu spüren. Die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohnern wird zunehmend eingeschränkt: Die Verkehrsinfrastruktur ist häufig überlastet. Wohnraum für Anwohnende wird zunehmend knapper, Mieten für viele unbezahlbar, insgesamt steigen die Lebenskosten.

Landkonflikte und Vertreibung durch Flughafeninfrastruktur

Der internationale Flugverkehr wächst rasant: 2050 gibt es schlimmstenfalls weltweit fast vier Mal so viel Luftverkehr wie noch 2015. Mit diesem Wachstum steigt weltweit der Bedarf nach zusätzlicher Flughafeninfrastruktur. Aktuell sind mehr als 1200 solcher Infrastruktur-Projekte in Planung bzw. Umsetzung. Massiver Flächenverbrauch ist die Folge. Oft führen die Grossprojekte zu Landkonflikten und Vertreibung der Bewohnerinnen und Bewohner. Beispiele von schweren Menschenrechtsverletzungen finden sich weltweit. In Frankreich wurden Grundbesitzer und Bauern gezwungen ihr Land zu verkaufen, sonst drohte die Zwangsräumung. In Sambia wurden Häuser zerstört, Menschen waren gezwungen ohne Essen, Wasser oder Kleidung im Freien in der Kälte auszuharren. Hier ein Überblick über Konflikte im Zusammenhang mit Flughäfen.

 

Weitere Fakten zum Flugverkehr und zu nachhaltigem Reisen finden Sie auf der Webseite des VCS.