Opulente Familiensaga in südamerikanischer Tradition

Stimmungsvoll beschreibt die aus Brasilien stammende Autorin in ihrem ersten Roman das Leben zweier Schwestern im brasilianischen Provinzstaat Pernambuco. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, einer Zeit extremer sozialer Unterschiede. wachsen die beiden Waisen in der Obhut ihrer Tante in ländlichen Verhältnissen auf. Die Tante, die die gebleichten Knochen des Gatten unter ihrem Bett aufbewahrt, bildet die Nichten zu versierten Schneiderinnen aus.

Dann trennen sich deren Wege: Die kokette Emilia zieht mit einem Arztsohn in die Hauptstadt Recife, während sich die körperlich beeinträchtigte Luzia einer Gruppe Cangaceiros (Gesetzlose, die gegen die Unterdrückung der Grossgrundbesitzer ankämpfen) anschliesst. Unterschiedlicher könnte das Leben der Schwestern nicht verlaufen: Da sich Emilia an der Seite ihres Mannes bald zu langweilen beginnt, sucht sie Beschäftigung und etabliert sich mit Modeideen und feministischen Gedanken in der Frauenwelt des aufstrebenden neuen Brasiliens. Luzia wiederum näht und bestickt erst Uniformen, heiratet dann den Anführer der Gesetzlosen und führt nach dem Tod ihres Mannes dessen erbitterten Kampf gegen die Landbarone weiter.

Dennoch bleiben sich die beiden verbunden – nicht zuletzt, weil die kinderlose Emilia heimlich den Sohn ihrer Schwester adoptiert. Ein Lesegenuss im Rhythmus Brasiliens, historisch gut recherchiert und spannend bis zur letzten Seite.
 
Die Besprechung von Katharina Morello erschien im Auftrag mission 21, August/September 2009. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Frances des Pontes Peebles: Die Schneiderin von Pernambuco, Berliner Taschenbuch Verlag
2009, 768 Seiten, CHF 23.90, Euro 14.-, ISBN 3-8333-0634-3, www.berlinverlage.de