Basel, 6.9.2007, akte/ Eine der letzten Amtshandlungen des scheidenden Staatspräsidenten Jacques Chiracs war es, Ende Februar 2007 ein umstrittenes Nationalparkprojekt im französischen Überseedepartement Guayana zu verwirklichen. Das Projekt geht zurück auf eine Verpflichtung im Rahmen der Weltklimakonferenz von Rio 1992, ein grenzübergreifendes Bioreservat zu schaffen. Doch statt den Park im zentralen und nördlichen Landesteil zu errichten, wie es aufgrund der höchsten Biodiversität von den Wissenschaftlern empfohlen wurde, kommt der Park jetzt in den Süden zu liegen, wo Wayampi-, Teko- (Emerillon) und Wayana-Indianer leben. So bleibt im Norden, wo die Goldgräber fördern wollen, ein 8 Millionen Hektar grosses Waldstück ungeschützt, während in der zwei Millionen Hektar grossen Kernzone des Parks im Süden der Staat in Zukunft Strassen bauen und den Tourismus fördern darf. Denn das Gesetz zur Errichtung des Naturparks vom Februar dieses Jahres hebt die Schutzbestimmung von 1970 auf. Diese erklärte das Land der Wayampi, Teko und Wayana zum Indianerschutzgebiet, das AusländerInnen nur mit Spezialbewilligung zugänglich war. Die Schutzbestimmung war just zum Schutz der Indios vor den in den 60er-Jahren wachsenden Touristenströmen erlassen worden. Die betroffenen Indios wehren sich gegen die Aufhebung der Schutzbestimmung und gegen den Tourismus, und sie fordern auch, dass Goldabbau im Nationalpark verboten wird. Denn der Quecksilbereinsatz beim Goldabbau führt zu Krankheiten und Missbildungen bei den Neugeborenen. Ausserdem sind die Goldgräber und die davon profitierenden Beamten in mafiösen Strukturen organisiert, was die Rechtlosigkeit der Indios verschärft. Ein Protestschreiben der Indios letzten Dezember war dem französichen Präsidenten nicht einmal ein Antwortschreiben wert. So leiden die Indios im einzigen Regenwald der EU weiter unter dem Faustrecht, dem Gift in ihren Flüssen und künftig wohl auch unter den Touristen und den von ihnen eingeschleppten Krankheiten. In ihrem Magazin OkaMag kommentieren sie dazu: "Le chemin entre l’indifférence et le mépris n’est pas bien long, il est le même entre le mépris et le racisme" (Der Weg zwischen Gleichgültigkeit und Verachtung ist nicht sehr lang, und auch nicht der zwischen Verachtung und Rassismus).

Quellen: www.solidarite-guyane.org; Südwind-Magazin Nr. 6, Juni 2007; Le Monde diplomatique Februar 2001;