Basel, 28.02.14, akte/ Der Markt des sogenannten Voluntourism boomt. Viele, die in die Ferien gehen, möchten dies mit freiwilliger Arbeit verbinden. Doch Kritiker warnen: Nicht alle Anbieter sind wirklich an einem fairen Umgang mit Mensch und Natur interessiert. Und nicht immer gilt: Je teurer, je besser. Wie lässt sich also aus der Flut von Angeboten herausfinden, welche Angebote nachhaltig und welche Anbieter verantwortungsbewusst sind?
Das fragten sich auch Victoria Smith und Dr. Xavier Fonts von der Leeds Metropolitan University in England. In ihrer Studie, jüngst veröffentlicht im englischsprachigen "Journal of Sustainable Tourism", untersuchten sie, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Preis eines Angebotes und dem unternehmerischen Verantwortungsbewusstsein des Anbieters gibt. Mittels eines eigens entwickelten Analysetools für die Inhalte von Websites untersuchten sie, wie britische Anbieter von Freiwilligendiensten das Thema Verantwortung auf ihren Websites zur Sprache bringen. Dabei fanden sie heraus: Preis ist sehr wohl ein Zeichen für Qualität – nur nicht im klassischen Sinne. Denn je höher eine Organisation das Thema Verantwortung im Freiwilligendienst in ihrer Selbstdarstellung gewichtet, desto geringer fallen die Preise ihrer Angebote aus.
Dabei sind die preislichen Unterschiede gross: Zwischen umgerechnet 58 und 134 Euro pro Tag werden für das Leisten der Freiwilligendienste verlangt. Auch die Kostentransparenz spielte für Smith und Font bei der Beurteilung der unternehmerischen Verantwortung eine Rolle. "Es überrascht nicht, dass die verantwortungsbewusstesten Organisationen auch die verantwortbarsten Preise entwerfen, so wie sie auch transparent mit den Kosten- und Einnahmestrukturen umgehen", kommentiert Font die Studienergebnisse.
Die Art der Organisation lasse allerdings keine Rückschlüsse auf Qualität zu, ergänzt Victoria Smith: "Man kann nicht annehmen, dass eine wohltätige Organisation ihre Unternehmensverant-wortung automatisch besser darstellt als ein profitorientierter, kommerzieller Anbieter." Zwar seien alle Anbieter bemüht, als ethisch bewusste Unternehmen aufzutreten, doch dass dies auch der Wahrheit entspreche, könne man daraus nicht schliessen, sagt sie und fügt hinzu: "Nur weil ein Produkt Freiwilligen-Tourismus ist, heisst das nicht automatisch, dass es auch positive Wirkung zeitigt."
Die Forschenden forderten die Branche auf, das Thema Verantwortung im Freiwilligendienst ernst zu nehmen. Freiwilligeneinsätze sollten nicht als Ferienangebote verkauft werden, da sie die gastgebenden Gesellschaften und Lebensweisen direkt in Mitleidenschaft zögen. Es brauche stattdessen klare Bedarfsanalysen und sorgfältig ausgewählte, passend qualifizierte Freiwillige, die mit den Menschen vor Ort zusammen arbeiteten. Darüber hinaus seien klare Ziele, nachhaltiges Projektmanagement, Berichterstattung sowie eine bleibende Wirkung und vor allem Respekt vonnöten.