Das Himalayamassiv in der Region zwischen Nepal und Tibet ist ein Magnet für TouristInnen und TrekkerInnen. Die reiche Kultur, die sich in der kargen Natur unter den weissen Berggipfeln entfaltet hat, übt Faszination aus. Doch wie erleben die Menschen dort ihre Realität im Wandel der Zeit? Die Bilddokumentation der Entwicklung in einem abgelegenen Gebiet Nepals über die letzten 40 Jahre ist unser Geschenktipp für Weihnachten.

Basel, 19.12.2014, akte/ Was haben fünf Jahrzehnte Schweizer Entwicklungshilfe in Nepal der Bevölkerung im Schatten des Berges Gaurishanker – dem weissgoldenen, glücklichen – gebracht? Der Schweizer Fotograf Fritz Berger beantwortet die Frage subjektiv, mit Bildern, die er während vieler Reisen in die Region aufgenommen hat, sowie über die Erzählungen älterer Menschen, die den Wandel hautnah erlebt haben.

Ein atemberaubender Ort

Der Gaurishanker liegt an der Grenze zwischen China und Nepal und ist mit seinen 7134 Metern der zweithöchste Gipfel des Rowaling Massivs, eines Abschnitt des Himalaya-Gebirges. Die Spitze des Gaurishankers bildet den höchsten Punkt von Dolakha, einem der 75 Bezirke Nepals, nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu in der Verwaltungszone Janakpur gelegen. Zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt des Bezirks liegen über 6400 Höhenmeter. Die weissen Berggipfel, Gletscher und Gletscherseen machen Dolakha zu einem beliebten Ziel von TouristInnen, die hier Trekken oder einfach die Schönheit der Landschaft geniessen wollen.

Hier begann die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit

1950 nahm der Schweizer Geologe Toni Hagen als erster Europäer an der ersten Schweizer Entwicklungshilfemission nach Nepal teil. Der nepalesische König hatte um Entwicklungshilfe gebeten, die Schweiz wollte zunächst Abklärungen treffen. Nach nur sechs Monaten rief die Schweiz Hagen zurück, doch der wurde vom nepalesischen König selbst wieder angestellt und blieb im Land. Zu Fuss legte Hagen 14’000 Kilometer qreuz und quer durch Nepal zurück und begann sich vor allem für die tibetischen Flüchtlinge zu engagieren. Bereits fünf Jahre später begann das Schweizerische Hilfswerk für aussereuropäische Gebiete, aus dem später die Helvetas hervorging, mit seiner Entwicklungshilfe in Nepal, die auf umfassende Hilfe zur Selbsthilfe setzte. Diese Entwicklungszusammenarbeit wurde ab den Sechzigerjahren vom Bund unterstützt. Es ging um verbessertes Saatgut und Kultivationstechniken, um Milchwirtschaft, den Bau einer Strasse und von Hängebrücken, welche die Distanzen verkürzten und den Handel in Schwung brachten, ausserdem um Bildung und medizinische Versorgung.

Der feine Blick des Fotografen

Als Fritz Berger 1973 nach Dolakha reiste, war dieser Distrikt noch einer der ärmsten in Nepal. Die Menschen lebten abgeschlossen auf Bauernhöfen. Die Ernten reichten nicht aus, um eine Familie zur ernähren, weshalb viele Männer sich in Indien als Saisonniers verdingten. Die Frauen verbrachten viele Stunden am Tag mit Sammeln von Feuerholz, es gab weder Strassen noch Elektrizität, alle Lasten wurden während Stunden zu Fuss über steile Berghänge auf und ab transportiert. Heute ist Dolakha eine der aufstrebendsten Regionen Nepals. Motor dieser Entwicklung war eine mit Schweizer Hilfe gebaute Schnellstrasse, welche Dolakha mit der Hauptstadt verband und die Türe für Busse, Lastwagen, Waren und neue Ideen öffnete.
Die Entwicklungshilfe hat den Menschen in Dolakha das Leben erleichtert und ihre neue Möglichkeiten zur Lebensgestaltung in die Hände gegeben. Auf der anderen Seite verdrängt die Moderne auch das reiche kulturelle Erbe, die farbenprächtigen Traditionen und die sozialen Werte. Seit 2012 ist die Region um den Gaurishanker ein Naturschutzgebiet. Mit naturnahem Tourismus sollen die natürlichen Ressourcen bewahrt und Einkommen für die Bevölkerung der Region geschaffen werden. Lokale UnternehmerInnen sowie das Entwicklungskommittee bemühen sich, über touristische Angebote Kultur und Traditionen neu in Wert zu setzen und sie so auch am Leben zu erhalten.
Fritz Bergers Bilder führen die Betrachter an die Schönheit der Menschen und ihres unwirtlichen Lebensraums heran und lassen sie auf sinnliche Weise erleben, was der Wandel für sie bedeutet. Das inspiriert auf erfrischende Weise zum Nachdenken über Entwicklung, elementare Bedürfnisse, Kultur, Naturschutz und regionale Tourismusentwicklung. 
In the Shadow of Gaurishanker. Dolakha 1973 to 2011. Photobook by Fritz Berger. Himal Books, Kathmandu 2014, xvi+295 Seiten, CHF US$ 49.00 Rs 1650, ISBN: 978 9937 597 17 3
Erhältlich direkt beim Verlag oder über http://www.amazon.com/In-Shadow-Gaurishanker-Dolakha-1973/dp/993759717X