Gabi Kopps Buch nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise in den Iran. Dabei ist der Zugang zu dieser Welt viel intimer als in andern Reisebüchern: Er geht buchstäblich durch den Magen. Wer will, kann die präzisen Rezepte nachkochen und so auch seinen Gaumen auf die Reise schicken.

Pari, Behnaz, Mahtab und all die andern erzählen aus ihren Küchen – die Gabi Kopp oft in farbigen Bildern festhält – über sich und die Gerichte, die sie zubereiten. Die Küche sei ein Ort der Freiheit und Kreativität, schreibt Kopp, hier könnten die Frauen ihre Kopftücher und langen Mäntel ablegen. Die kurzen Portraits geben einen Einblick in das Leben im Iran, zumindest in dasjenige des persischen Mittelstands. 16 Frauen und 12 Männer, darunter viele AkademikerInnen und Geschäftsleute, geben Auskunft über ihre Herkunft, ihre Ausbildung, ihren Beruf – und über ihre Liebe zum Kochen zur und zu ihrer Küche. Da sie aus verschiedenen Regionen und Volksgruppen stammen, sind ihre Speisen entsprechend unterschiedlich. Sie sprechen ausserdem über ihren Alltag, über ihre Beziehung zur Religion, die Familie, die Liebe, die arrangierte Heirat oder die Jahre im Ausland. Einige fuhren zu Ausbildungszwecken weg oder aber, um dem iranisch-irakischen Krieg zu entkommen. Nie darf am Schluss die Lieblingsspeise der Befragten fehlen, bevor die Rezepte selber zum Kochen anregen. Dazwischen finden sich – wie Miniaturen – Beschreibungen der bereisten Städte, besuchswürdiger Lokale und allgemeine Informationen über die Esskultur und Herstellungsbetriebe. Zum Beispiel werden im Iran alle möglichen Kräuter und Blüten destilliert – seit der Revolution nur noch alkoholfrei – für medizinische, kosmetische oder eben kulinarische Zwecke. Freitags sind aufwändige Picknicks im Freien unter Bäumen sehr beliebt.

Einen Monat lang war die Autorin im Herbst 2012 unterwegs quer durch das Land von Süden nach Norden, von der Region am persischen Golf bis fast zum kaspischen Meer mit Halt in den drei Städten Schiras, Isfahan und Teheran. Gabi Kopp geht unvoreingenommen auf Menschen ebenso wie auf Geschichten und Rezepte zu. Die Karottenmarmelade findet Eingang in die Rezeptsammlung wie auch die süsssauer gefüllte Seebrasse. Das Lammkopfrestaurant, wo ausschliesslich Lammköpfe und –füsse zubereitet werden, ist nicht weniger eine Geschichte wert als die Einladung an eine Hochzeit.

Das Inhaltsverzeichnis, ein Glossar und mehrere Register helfen, sich zwischen all den Rezepten, Geschichten und Gewürzen zurechtzufinden.

Die Sprache bleibt so schlicht und direkt wie der Titel. Auch die Bilder wirken so, wobei die kräftigen Farben, die die Illustratorin verwendet, ihnen eine fröhliche Note verleiht. So überträgt sich die heitere Unvoreingenommenheit auf die Lesenden.

Mit „Das persische Kochbuch“ legt Gabi Kopp bereits ihr zweites derartiges Werk vor. 2010 erschien, ähnlich gestaltet, „Das Istanbul Kochbuch“ dieser Autorin und Illustratorin.

Gabi Kopp: Das persische Kochbuch. Bilder, Geschichten, Rezepte. Verlagshaus Jacoby & Stuart. Berlin, 2013. 160 Seiten, CHF 30.–, EUR 19.95, ISBN 978-3-942787-04-8