Wir haben die schrecklichen Bilder von Menschen auf der Flucht, zerbombten Häusern und toten Kindern am Strand von Gaza noch vor Augen. Und trotzdem, im Zeitalter der schnelllebigen Medien, wo eine Sensation die andere jagt, ist für uns der im 2014 geführte Sommerkrieg in Gaza schon längst Vergangenheit. Für die Palästinenserinnen und Palästinenser vor Ort sind die Auswirkungen des Krieges nach wie vor jeden Tag präsent. Viele Menschen haben Angehörige verloren, wurden schwer verletzt oder aus ihren, durch israelische Luftangriffe, zerstörten Häusern vertrieben.
Rund 15 Monate nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen liegt der Gazastreifen noch immer in Trümmern. Von den rund 5 Milliarden Dollar, der von der internationalen Gemeinschaft auf einem Treffen in Kairo versprochenen Gelder, steht heute nur ein Bruchteil zum Wiederaufbau zur Verfügung. Israel verweigert nach wie vor die Einfuhr von dringend benötigtem Baumaterial. Der Einlass von medizinischer Hilfe in Form von Medikamenten, Prothesen oder spezialisiertem Personal wird in Ausnahmefällen bewilligt.
Ganze Familien schlafen in den Ruinen ihrer Häuser oder leben in einer sehr beengten Wohnsituation bei Verwandten. Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk für die PalästinenserInnen (UNRWA) steckt in der Krise. Die letztjährigen Kriege in Gaza sowie der Bürgerkrieg in Syrien hat die UNO-Agentur – welche die Grundversorgung und viele Dienstleistungen für rund zwei Drittel der Bevölkerung des Gazastreifens zur Verfügung stellt – an die finanziellen und personellen Grenzen getrieben.

Verborgene Verletzungen

Nebst den allgegenwärtigen physischen Konsequenzen des Krieges bleiben die psychischen Narben der Menschen meist im Verborgenen. Nach jahrelanger Besatzung und zahlreichen Kriegen mit Toten und Verletzten sind die Menschen in Gaza einerseits extrem widerstandsfähig, andererseits aber sehr verletzlich. Frauen und Kinder leiden oft am meisten unter der Situation.
Najua Younis* ist eine junge Frau aus dem Stadtteil Shaja’ya bei Gaza. Trotz der jahrelangen prekären Lage, konnte sie ihr Studium abschliessen und fühlte sich durch ihre Arbeit als Sekretärin in einer Arztklinik bereichert. Dann, im Sommer 2014, mussten auch sie und ihre Familie Hals über Kopf aus ihrem Haus fliehen und wochenlang in überfüllten Notunterkünften unterkommen. Die Familie wurde auseinandergerissen und Najua Younis fühlte sich zunehmend schutz- und hilflos. «Ich fürchte mich vor den Nächten, weil sie mich an den Krieg erinnern. Die Angst, dass meine Familie in einem nächsten Krieg sterben wird, beherrscht meinen Alltag.», so resigniert und mutlos war die junge Frau, als sie Hilfe bei der Palestinian Working Women Society for Development PWWSD suchte.
Die langjährige cfd-Partnerorganisation PWWSD bietet psychosoziale Unterstützung für betroffene Frauen und Kinder im Gazastreifen und in verschiedenen Städten in der Westbank an. Seit dem letzten Krieg hat PWWSD ihr Engagement verstärkt und leistet professionelle Hilfe in Form von Hotlines, Individual- und Gruppenberatungen sowie in der Weiterleitung von Fällen an die Rechtsberatung. Najua Younis zeigte klar Symptome einer akuten post-traumatischen Belastungsstörung, ein Zustand in welchem sich die Direktbetroffenen alleine kaum mehr helfen können und in eine Depression fallen. Um das soziale Umfeld zu aktivieren, werden häufig Familienmitglieder in die Beratung miteinbezogen, oder im Fall von Najua Younis auch Freunde, welche durch sogenanntes «Peer-Counselling» die Kräfte der betroffenen Person stärken. Je nach Fall wenden MitarbeiterInnen von PWWSD auch Muskel- und Atementspannungsübungen und Yoga an.
Das Fachpersonal von PWWSD ist sehr gut ausgebildet und verfügt über die nötige Expertise, um professionelle Hilfe zu leisten. Die Teammitglieder und ihre Familien sind selbst tagtäglich vom schwierigen Umfeld im Gazastreifen betroffen.

Unterstützung für die ProjektmitarbeiterInnen

Seit mehreren Jahren ist es auch den PWWSD-MitarbeiterInnen verwehrt, den Gazastreifen für Familienbesuche oder zur Weiterbildung zu verlassen. Die Supervision durch eine lokale Psychologin findet über Telefon- oder Videokonferenzen zwischen Nablus und Gaza-Stadt statt. Um dem Team neue fachliche Impulse zu geben, finanziert und organisiert der cfd ein bis zwei Mal jährlich ein Training vor Ort mit einer deutschen Psychologin und Trauma-Expertin.
Zusätzlich reist die cfd-Programmverantwortliche für Palästina/Israel in den Gazastreifen, um sich selbst ein Bild von der aktuellen Lage machen zu können. Der persönliche Kontakt ist für die MitarbeiterInnen von PWWSD sehr wichtig, fühlen sie sich so wertgeschätzt und unterstützt. Der cfd nimmt hier eine wichtige Brückenfunktion zwischen den Büros von PWWSD Ramallah, Nablus und Gaza-Stadt wahr.
Die wirtschaftliche Lage im Gazastreifen ist desolat, die hygienischen Verhältnisse und die Wohnsituation sind prekär. Diese herausfordernden Rahmenbedingungen im Gazastreifen kann auch PWWSD nicht beeinflussen. Die psychosoziale Unterstützung vermag den betroffenen Frauen jedoch Instrumente an die Hand zu geben, um eine Lebensperspektive aufzubauen. Und sie zeigt ihnen auf, wie sie ihre persönlichen Ressourcen und ihre Bewältigungsmechanismen wieder mobilisieren und stärken können.
Im Fall von Najua Younis ist dies gelungen. Die Familie ist in ihr Haus in Shaja‘ya, das teilweise wieder aufgebaut wurde, zurückgekehrt. Dank den Beratungssitzungen konnte die junge Frau nach und nach wieder ihre Stärken entdecken und Vertrauen in eine bessere Zukunft fassen. Najua Younis hat auch ihre Arbeit in der Klinik, welche ihr so viel bedeutet, wieder aufnehmen können. Sie hat gelernt, trotz der bleibenden Traurigkeit über die vergangenen schwierigen Ereignisse, wieder Momente der Freude erleben, und geniessen zu können.
* Name von der Redaktion geändert 

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