Geld ist nicht gleich Geld

Nicht nur der Wert von Geld, sondern auch seine Bedeutung ist von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Nicht überall wird Arbeit mit einer Geldüberweisung auf ein Bankkonto honoriert, und nicht für jeden Menschen ist es selbstverständlich, über eigenes Geld zu verfügen. In manchen Kulturen ist Geld weniger wichtig, da es den Alltag nicht oder nicht so stark prägt. Festgelegte Preise sind in vielen Regionen nicht die Norm. Vielerorts wird gehandelt. Dabei steht der Mensch im Mittelpunkt des Austauschs, der Handel ist eine Geschäftsanbahnung, aber zugleich auch eine wichtige soziale Begegnung. Zeit wird dabei eher grosszügig gehandhabt. Das Angebot eines Tees seitens der Händler gehört in vielen Ländern zum Handelsgespräch, der Teekonsum verpflichtet nicht zum Kauf.
Touristen mit einem knappen Zeitplan, die sich auf ein Handelsgespräch nicht einlassen wollen, verpassen hier die Möglichkeit einer Begegnung und/oder eines guten Geschäfts. Für viele westliche Reisende ist das markttypische Feilschen ungewohnt, oft wird der erstgenannte Preis lieber ohne zu zögern akzeptiert. Dieses Verhalten entspricht jedoch nicht der Kultur der Handelsmärkte: den erstgebotenen Preis zu akzeptieren, gilt als naiv. Auch wenn der Preis für den Reisenden leicht bezahlbar ist, wird durch das Verweigern des Handelns dem Gegenüber die Anerkennung abgesprochen. Oft sind die von Strassenhändlern genannten Preise um 100 Prozent erhöht. Eine vorbereitende Überlegung, wie viel einem ein Gut wert ist, hilft, richtig zu (ver-)handeln. Falls man etwas kaufen möchte, kann man mit einem Gegenangebot von 25 Prozent des gebotenen Preises zu verhandeln beginnen. Es ist auch möglich, eine Verhandlung am nächsten Tag weiterzuführen. Eine schwere Beleidigung ist es jedoch, einen bereits abgeschlossenen Handel dann doch nicht zu vollziehen. Am besten informiert man sich im Vorfeld über die lokalen Preise, bevor man in ein Taxi steigt oder den Markt besucht. Damit können bereits viele unangenehme Situationen vermieden werden.

Es ist nicht egal

Man sollte sich bemühen, den eigenen "Reichtum" (der ja allein durch die Tatsache, zum Vergnügen reisen zu können, gegeben ist) nicht zur Schau zu stellen. Mit Einstellungen wie "hier ist eh alles so billig" und der unreflektierten, de facto überteuerten Bezahlung von Trinkgeldern, Waren und Leistungen tut man niemandem etwas Gutes. Es ist nun einmal nicht egal, ob man einem Guide 10 oder 20 Euro gibt. Mehr als 100 Prozent des Preises zu zahlen, kann mittelfristig das Preisniveau einer Region beeinflussen, was vor allem Auswirkungen auf die Einheimischen hat. Ausserdem erhalten z.B. die ProduzentInnen selber selten viel von dem höheren Preis, die Händler jedoch profitieren, und das soziale Gefälle wird noch ausgeprägter.

Zeit ist Geld?

Die meisten Schweizer, Deutschen und Österreicher, die einen Arbeitsplatz haben, haben Anrecht auf fünf Wochen bezahlte Ferien pro Jahr. In dieser Zeit wird oft versucht, so viel wie möglich zu erleben und ein ganzes Land "abzudecken". Von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und dazwischen ein bisschen "Authentizität". Traditionelle Tänze müssen das ganze Jahr über für Touristen zu sehen sein, hier wird z.B. keine Rücksicht mehr auf den eigentlichen traditionellen Zeitpunkt für die Aufführung genommen. Oft wird in diesem Zusammenhang von "Ausverkauf der Traditionen" gesprochen. Menschen ändern ihre kulturellen Traditionen, um den Besuchern zu gefallen, und durch sie Geld zu verdienen. Es ist nicht verwunderlich, dass Touristen daher vielerorts als Kommerzobjekte gesehen werden. Sie bleiben nur kurze Zeit und in dieser haben sie überdurchschnittlich viel Geld zur Verfügung, welches sie für bestimmte Leistungen ausgeben. Dieses Bild entsteht, da von den Menschen in den Reiseländern nur erlebt wird, dass die Touristen "reich" sind, ohne zu arbeiten. Das vorhergehende Arbeiten und Sparen wird nicht gesehen. Die Bewusstwerdung dieser gegenseitigen Rollenverteilung in der Tourismuskultur hilft, sich der Situation klar zu werden.

Regiert Geld die Welt?

Auf der Suche nach einem besonderen Urlaubserlebnis, einer authentischen Erfahrung, verschlägt es Reisende immer öfter in Gegenden, in denen weit weniger Geld vorhanden ist. Durch den Umgang mit dem Wert von Geld in unserer Kultur ist es weit verbreitet zu glauben, dass man tatsächlich (fast) alles mit Geld kaufen kann. Auch eine Reise ist ein Gut, welches man im Reisebüro erstanden hat, wofür man bezahlt hat. Obwohl man von einem 5-Sterne-Hotel mehr professionelle Freundlichkeit erwarten kann als von einer billigeren Unterkunft, gilt dies nicht bei direkter menschlicher Interaktion. Diese hat einen Wert, den man nicht mit Geld kaufen kann. Freundschaftliche Begegnungen zwischen Reisenden und Bereisten beruhen immer auf Gegenseitigkeit.
Korruption/Bestechung ist weltweit strafbar. In vielen Ländern ist es jedoch mehr oder minder üblich, öffentliche Ämter zum eigenen Vorteil zu nutzen. Diese "kleine Korruption" passiert, wenn staatliche Leistungen in der bürokratischen Servicekette mit Extrahonoraren bezahlt werden müssen. Dabei sollte man bedenken, dass viele Beamte in sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern nur niedrige Gehälter erhalten und ohne dieses (illegale) Zusatzeinkommen nur schwer über die Runden kommen. Es geht oft nicht nur um das Geld allein. Auch soziale Erwartungen beeinflussen den Umgang mit "Sonderzahlungen". Als Tourist, und das gilt auch nach einem längeren Aufenthalt und einer Anpassung an die lokalen Gegebenheiten, sollte man grundsätzlich nie einen aktiven Bestechungsversuch unternehmen. Ein solcher könnte als Demütigung verstanden werden, den Gesetzesbruch noch gar nicht mitbedacht. Wenn Beamte eine Zusatzzahlung erwarten, wird dies kommuniziert, und Reisende können darauf reagieren.
Als Reisende sollten wir unsere Rolle als Besucher akzeptieren und unsere Einstellungen nicht ständig mit denen vor Ort wertend vergleichen. In einer Region geboren zu sein, die von Entwicklungshilfe abhängig ist, sagt noch nichts über eine Person aus, die dort lebt. Das sollte man sich als Reisender vor Augen halten, um nicht leichtfertig zu beurteilen, was man vielleicht kaum versteht.

Tipps zu Zahlungsmitteln und Sicherheit

  • In einem Land mit erhöhtem Sicherheitsrisiko (z.B. Entführungsrisiko, Strassenraub, Überfälle auch tagsüber) ist es wichtig, sich vor und während der Reise über die aktuelle Sicherheitslage zu informieren. Auskünfte sowie aktuelle Reisewarnungen erteilt das Aussenministerium: www.eda.admin.ch.

  • Der sicherste Platz für Bargeld, Kreditkarten, EC-Karte und Reisedokumente ist so nah wie möglich am Körper und von aussen unsichtbar. Eingenähte Innentaschen in Hosen oder eine flache Bauchtasche (Money-Belt) eignen sich gut dazu. Für Bargeld ist auch ein Geldgürtel gut geeignet. Diese Möglichkeiten sind jedoch nicht zur Unterbringung von schnell benötigtem Geld oder Dokumenten gedacht. Klaubt jemand in der Öffentlichkeit Geld aus seinem „geheimen“ Versteck, ist es mit der Tarnung vorbei. Kurzfristig benötigtes Geld oder Dokumente in einer anderen Tasche aufbewahren, am besten Bargeld und Kreditkarten getrennt.

  • Generell sollte man nur geringe Mengen an Bargeld dabei haben – keinesfalls das gesamte Reisegeld. Wichtig ist auch, Wechselgeld zu organisieren. Denn schon am Flughafen, im Taxi oder in einem Geschäft kann es wegen grosser Scheine zu Problemen kommen. In vielen Ländern ist es gut, zusätzlich Euro oder Dollar statt nur der einheimischen Währung dabei zu haben. Bei Ausflügen und Touren nur so viel Bargeld mitnehmen, wie unbedingt gebraucht wird. Das restliche Urlaubsbudget, andere Zahlungsmittel und Wertgegenstände im Hotelsafe verwahren. In einfacheren Unterkünften sollte man sich nicht unbedingt auf einen sicheren Safe verlassen. Es gibt auch Fälle, wo Herbergen mit lokalen Banden kooperieren.

Umgang mit Bankkarten

  • Die jeweiligen Symbole finden sich an den Kabinen, Geräten oder auf dem Display der Bankomaten.

  • Im Unterschied zu Kreditkarten haften die Banken nicht für eine missbräuchliche Verwendung bei Bank-/Post- oder Prepaid-Karten.

  • Wer unterwegs an einem Bankomaten Geld bezieht, sollte dies wenn immer möglich in einem Bankgebäude erledigen. Ist dies nicht möglich, sich am besten einen Geldautomaten auf einem belebten Platz suchen und den Bezug tagsüber tätigen.

  • Überweisungsbelege und Quittungen für Kontrollen und Beweis aufheben.

  • Codes von Bankomat- und Kreditkarte niemals notieren. Darauf achten, dass PIN-Codes nicht erspäht werden können.

  • Niemals das ganze Geld für eine Reise auf dem Konto der Bankkarte haben. Maximal nur so viel Geld aufs Konto überweisen, dass man auch in Ländern mit grossem Wohlstandsgefälle als Opfer unattraktiv bleibt. Am besten eine Vertrauensperson zu Hause damit beauftragen, die Kontobewegungen zu verfolgen und das Reisekonto wieder aufzufüllen.

  • Gängige europäische Abhebelimits können in Ländern der Dritten Welt sehr hohe Werte darstellen, z.B. das halbe Jahreseinkommen. Überfälle und Bankkartenraub mit PIN-Code-Erpressung sind für organisierte Kriminelle in manchen Ländern zu einem regelrechten Gewerbe geworden. Falls es notwendig erscheint, die Abhebelimits (Bankomatkarte, Kreditkarte) senken.

Kreditkarten (z.B. Visa-, Mastercard)

eignen sich sowohl zur bargeldlosen Bezahlung von Waren und Dienstleistungen – auch über Telefon oder Internet – als auch für Bargeldbezüge am Geldautomaten oder Bankschalter. Um sich vor einem Missbrauch zu schützen, sollte man eine Kreditkarte niemals aus der Hand geben. Ist das Kreditkartengerät z.B. in einem anderen Shop, die Person unbedingt begleiten.

  • Nicht überall werden Kreditkarten oder Karten aller Firmen angenommen, oft gibt es auch keine Vertragspartner im jeweiligen Reiseland. Sich vorher informieren (z.B. in einem aktuellen Reiseführer oder im Internet), ob und welche Kreditkarte angenommen wird. Zwar gibt es inzwischen weltweit eine relativ hohe Dichte von Bankomaten, aber längst nicht überall.

  • Ausserhalb des Euroraumes wird eine Fremdwährungsgebühr fällig, und zudem müssen die Händler eine prozentuale Gebühr an das Kartenunternehmen zahlen, die sie bei Kartenzahlung meist auf den Preis schlagen.

Die EC-Karte kann für Bargeldbezüge mit PIN weltweit an Bankomaten eingesetzt werden, welche ans Cirrus-Netzwerk (Master-Card/Maestro) angeschlossen sind. Jedoch fallen für Bezüge im Ausland Gebühren an, die von der Bank, die den Geldautomaten betreibt, festgelegt werden.
Ähnlich funktioniert es mit der Postcard (mit dem Plus Set von PostFinance, nur für die Schweiz). Dazu müssen die Geldautomaten ans Plus-Netzwerk (wie auch Visa) angeschlossen sein.
Prepaid-Karten (z.B. die Travel-Cash-Karte) haben den Vorteil, dass keine direkte Verbindung zum Bankkonto besteht. Die Karte kann jederzeit nachgeladen werden. Prepaid-Karten sind wie normale Bankkarten zu verwenden. Es gibt keinen Überziehungsrahmen, da das Geld im Voraus auf die Karte gebucht wird. Ist die Karte leer, wird sie wertlos. Prepaid-Karten sind daher um vieles sicherer als Kreditkarten.
Reisechecks sind eine gute Alternative, wurden in der Schweiz jedoch in den letzten Jahren von der Travel-Cash-Karte fast verdrängt. Checks können nur mit Unterschrift und Ausweis eingelöst werden. Im Falle des Diebstahls bekommt man mit der Verkaufsabrechnung (Belege kann man von unterwegs immer wieder nach Hause schicken, abfotografieren oder einscannen) Ersatz. Minuspunkt ist, dass oft hohe Einlösegebühren anfallen und nicht alle Banken die Checks akzeptieren. Nützlich als "Notgeld".
– Die Firma Western Union bietet einen Service an, mit dem Geld innerhalb von kürzester Zeit an einen Empfänger irgendwo in der Welt versendet werden kann. Das Geld wird bei einem Vertriebspunkt von Western Union eingezahlt und kann bei einem beliebigen anderen Vertriebspunkt abgeholt werden. Neben der Bareinzahlung ist es auch möglich, Geld online einzuzahlen. Der Geldtransfer dauert im Idealfall unter einer Stunde. Um das Geld zu empfangen, muss man einen amtlichen Ausweis mit Foto vorlegen und die Überweisungssumme wissen. Vertriebsstandorte zur Aufgabe und zum Empfang können auf der Website von Western Union ermittelt werden: www.western-union.ch. Da relativ hohe Gebühren anfallen, ist dies ebenfalls eher eine Möglichkeit für Notfälle.