Weil der journalistische Ursprung dieser Kolumne oft im immergleichen Dorf mitten in der Schweiz liegt, haben wir uns schon überlegt, den Titel dieser Rubrik in "Andermatt" oder "Schachermatt" umzubenennen. Nicht dass wir hier zum Kreuzzug gegen Samih Sawiris› Luxusresort aufrufen wollen, doch momentan gibt es schlichtweg keinen anderen Schweizer Schauplatz, an dem sich mehr Kuriositäten ereignen.
Die neuste Episode lautet wie folgt: Die Bauarbeiten für den neuen Golfplatz sind weitgehend abgeschlossen, und die Anlage sollte nächsten Sommer spielbereit sein. Ob sie jedoch tatsächlich in Betrieb genommen werden darf, ist eine andere Frage: Denn wie der "Tages-Anzeiger" aufdeckte, hätte mit dem Bau des Golfplatzes eigentlich erst begonnen werden dürfen, wenn die Realisierung mehrerer anderer Anlagen sichergestellt ist. Dieser Passus wurde bewusst in der Bau- und Zonenordnung festgehalten, um sicherzustellen, dass Andermatt nicht bloss zur folkloristischen Kulisse eines Nobelresorts wird und stattdessen am erhofften Aufschwung teilhaben kann. Zu den vertraglich vorgeschriebenen Bauten gehört unter anderem ein Sportzentrum, das der gesamten Bevölkerung zugänglich ist.
Nun ist es eine altbewährte Strategie, der Lokalbevölkerung Geschenke zu machen, um sie für Projekte zu gewinnen. Mit der Finanzierung von Präsenten und Bauten aller möglichen Art haben etwa auch schon zahlreiche Ölkonzerne die Bevölkerung gegenüber grossen Umwelteingriffen milde gestimmt – zumindest in demokratisch regierten Ländern, wo die Zustimmung der Lokalbevölkerung überhaupt notwendig ist. Und so wurde eben auch den Urnerinnen und Urnern ein herrliches Sportzentrum mit Hallenbad versprochen.
Bloss: Um sich die dauerhafte Gunst der Bevölkerung zu sichern, empfiehlt es sich, die Versprechen wirklich einzulösen. Davon ist man freilich weit entfernt: Für das versprochene Sportzentrum ist noch nicht einmal ein Baugesuch eingereicht worden. Ganz im Gegensatz zu einer im Bau befindlichen Luxusvilla, bei deren Bewilligung ebenso über die Auflagen der Bau- und Zonenordnung hinweggesehen wurde. Zu diesem Missstand wollte sich beim Kanton, der eigentlich nicht für die Promotion des Luxusresorts sondern für die Überwachung der Rechtmässigkeit zuständig wäre, gegenüber dem Schweizer Fernsehen niemand äussern.
Und so reiben wir uns einmal mehr verwundert die Augen und fragen uns, wie wohl die nächste Überraschung in Andermatt aussieht. Folgen wird sie bestimmt. Auch in dieser Kolumne.