Die Analysen auf der Website geschichtedergegenwart.ch muss man einfach lesen, denn sie sind ebenso pointiert wie fundiert.

In seinem im Februar aufgeschalteten Beitrag nimmt Philipp Sarasin, Geschichtsprofessor an der Uni Zürich, das "Gerede von der Revolution" in den Blick. Früher habe stets die Linke von Revolution gesprochen, heute sei es plötzlich die Rechte: "Aber sie hat kein zukunftsfähiges Konzept." Sarasin ist ein Spezialist für den französischen Philosophen Michel Foucault und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er hält die Rechte für "ideenlos, reaktiv und destruktiv". Und begründet dies mit einem historischen Exkurs über ihre rückwärtsgewandte Politik.

Trump & Bannon

Die meisten Professorinnen und Professoren sind nicht dafür bekannt, sich pointiert politisch zu exponieren. Anders Sarasin und seine Kolleginnen und Kollegen (siehe Box). Sie suchen die Öffentlichkeit, wollen sich einmischen, Stellung beziehen und aufrütteln. "Angriffslustig, nicht neutral, machtkritisch", so ihr Selbstbild. Ist das nun die Rückkehr der politisch denkenden Intellektuellen? Sarasin bestätigt: "Wir wollen in der politischen Debatte nicht abseits stehen."
Auf der Webplattform "Geschichte der Gegenwart" sind Analysen zu brandaktuellen (Gender-)Themen zu lesen. Etwa über den Women’s March, den Frauenmarsch gegen Donald Trump in Washington; über Steve Bannon, Trumps düsteren Einflüsterer; über Parallelen in der Mobilisierung von Rechtspopulismus und Nationalsozialismus oder zur Geschichte der Einbürgerung in der Schweiz. Dies alles ohne Fussnoten und Fachjargon. Zwar ist keiner dieser Artikel in nur fünf Minuten konsumierbar. Dafür sind sie aber auch nicht nach fünf Minuten schon wieder vergessen. Gefragt sind Neugier, Wissensdurst und etwas Anstrengung. Der Lohn sind neue Einsichten, überraschende Aspekte und eine Erweiterung des eigenen Horizonts.

Debatte auf Facebook

Wer schreibt, erhält kein Honorar. Die Website kommt ohne Paywall und Inserate aus. Die Betreiberinnen und Betreiber wollen sich auch nicht vor der Anzahl "Likes" oder von Werbeeinnahmen abhängig machen. Auch akademische Schleichwerbung mit Hinweisen auf Publikationen gibt es nicht. Historiker Sarasin: "Wir machen unsere Arbeit aus Überzeugung." Unterstützt werden sie von der Basler Stiftung für Medienvielfalt. Mittlerweile hat sich die Plattform einen grösseren Leserinnen- und Leserkreis gesichert. über eine halbe Million interessierte haben schon Beiträge auf der Website gelesen. Und es sollen noch mehr werden. Auf Facebook gibt es anerkennende Kommentare, aber auch Kritik an den Thesen. Darauf antworten die Autorinnen und Autoren jeweils gerne, was die Debatte befördert.
Und was empfiehlt Philipp Sarasin und einer linken Politik, die einen alten Revolutionsbegriff mitschleppt? Er schreibt: "Sicher scheint mir zu ein, dass die Linke die Zukunft nur denken kann, wenn sie die technische und mediale Revolution, die uns alle mitreisst, wieder mit ihrem Bild der Zukunft zu verbinden weiss." Kein schlechter Rat, schliesslich leben wir im Zeitalter der digitalen Revolution.  

Engagierte Intellektuelle gegen den MainstreamDie Idee zur "Geschichte der Gegenwart" kam von Svenja Goltermann, Geschichtsprofessorin in Zürich. Zusammen mit Philipp Sarasin und ihren Kolleginnen und Kollegen Sylvia Sasse, Gesine Krüger und Sandro Zanetti startete sie im Februar 2016 die Plattform.
Inzwischen sind gegen 130 Beiträge von 60 Autorinnen und Autoren erschienen. Unter ihnen die Basler Genderforscherin und Initiantin des "Aufschreis" Franziska Schutzbach. Sie alle wollen gegen den Meinungs-Mainstream in den kommerziellen Medien intervenieren. Und auch gegen Rechtsideologen wie jene der "Weltwoche". Das SVP-Blatt hatte vor drei Jahren eine Dreckkampagne gegen Sarasin und Goltermann geführt. Und wurde dafür wegen übler Nachrede verurteilt.
zur Plattform geschichtedergegenwart.ch

Engagierte Intellektuelle gegen den MainstreamDie Idee zur "Geschichte der Gegenwart" kam von Svenja Goltermann, Geschichtsprofessorin in Zürich. Zusammen mit Philipp Sarasin und ihren Kolleginnen und Kollegen Sylvia Sasse, Gesine Krüger und Sandro Zanetti startete sie im Februar 2016 die Plattform.
Inzwischen sind gegen 130 Beiträge von 60 Autorinnen und Autoren erschienen. Unter ihnen die Basler Genderforscherin und Initiantin des "Aufschreis" Franziska Schutzbach. Sie alle wollen gegen den Meinungs-Mainstream in den kommerziellen Medien intervenieren. Und auch gegen Rechtsideologen wie jene der "Weltwoche". Das SVP-Blatt hatte vor drei Jahren eine Dreckkampagne gegen Sarasin und Goltermann geführt. Und wurde dafür wegen übler Nachrede verurteilt.
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