Die Empörung wächst in Goa über das zögerliche Vorgehen der Behörden im Falle Freddy Peats, der 1991 auf Anklage zweier geschädigter Jungen des wiederholten sexuellen Missbrauches von Knaben überführt wurde. Während 17 Jahren  hatte der staatenlose "Alt‑Hippie", der sich als Dr. Freddy ausgab, in Goa ein "Waisenhaus" betrieben, das sich als Drehscheibe für Kinderprostitution und ‑handel im grossen Stil sowie als Produktionsstätte für Pornobilder entpuppte. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei Tausende einschlägiger Fotos, Plastikspritzen und Drogen, die den Opfern injiziert wurden. Weitere Ermittlungen brachten seither zu Tage, dass die "Waisenkinder" ‑ 25 bis 40 Knaben und Jugendliche zwischen sechs und sechzehn Jahren hielten sich regelmässig im "Waisenhaus" auf ‑ immer wieder Pädophilen und Sextouristen angeboten und zum Teil auch ins Ausland versandt wurden. Dr. Freddy wurde 1991 zwar inhaftiert, kam aber kurze Zeit darauf gegen Kaution wieder frei. Polizei und Behörden reagierten völlig hilflos, denn in der Gerichtsverhandlung konnte Peats sogar eine stattliche Schadensersatzsumme erwirken, weil übereifrige Beamte bei der Sperrung seines Kontos und Konfiszierung seines Guthabens Verfahrensfehler begangen hatten. Seither fordern die tourismuskritische Bürgerbewegung, Frauengruppen, engagierte Medienleute und die Kirche unermüdlich, dass eine umfassende internationale Abklärungen durchgeführt werde. Doch Peats blieb in Freiheit, und das Strafverfahren erschöpfte sich in Aufschiebungen und unerklärlichen Verzögerungen. Die Bewegung der Wachsamen Goaner JGF hat nun gemeinsam mit anderen Organisationen ein Dossier erstellt, mit dessen Hilfe der Fall wieder aufgerollt und Peats erneut vor Gericht zitiert werden kann. Auf dem Weg zur ersten Verhandlung im vergangenen September zeigte sich Peats allerdings so siegessicher arrogant und provozierte die zahlreich erschienen BeobachterInnen mit Schimpftiraden, dass er nur noch knapp und unter Polizeischutz dem Volkszorn entkam. Immer dringender wird jetzt in der goanischen Öffentlichkeit die Frage gestellt, wieviel Druck und Proteste es wohl noch brauche, bis Peats› Treiben definitiv ein Ende gesetzt wird.
Alternative Network Letter EQUATIONS Bangalore Oct.94; akT+E-­Recherchen/cp