Warnung vor Ausschreitungen treibt TouristInnen in die Flucht

Basel, 15.01.2008, akte/Statt Partys gibt es an den Stränden des indischen Bundesstaats Goas seit kurzem heftige Proteste gegen Sonderwirtschaftszonen. Die Oppositionsparteien forderten die Touristen auf, bis zum 28. Dezember Goa zu verlassen. „Niemand will den Touristen schaden, aber wir können nicht garantieren, dass unsere Proteste friedlich bleiben“, begründete Siddhanath Buyao, Sekretär der Bewegung in Goa gegen Sonderwirtschaftszonen (GMAS). Gemäss offiziellen Statistiken hatten eine halbe Million Touristen zwischen dem ersten Dezember und der ersten Woche im Januar Ferien in Goa gebucht. Doch viele nahmen die Warnungen ernst und annullierten ihre Reise. Der Vizepräsident der Handelskammer von Goa, Manguirish Painaiker, rief wegen der vielen Annullierungen nach dem Eingreifen der Regierung. Und Hotelier Prasad Salgaonkar bestätigte: „Wir haben schon zwei Tage nach der Warnung 40 Prozent aller Buchungen annullieren müssen“. Gemäss Schätzungen machen die Reisen nach Goa 12 Prozent der ganzen Ankünfte in Indien aus.
Goa hat bereits elf Sonderwirtschaftszonen bewilligt, von denen drei von einer Gesamtfläche von 250 Hektaren amtlich publiziert wurden. Nach einem öffentlichen Aufschrei und verschiedenen Demonstrationen auf dem Baugelände wurden die Arbeiten vor kurzem eingestellt. Aber es bestehen Pläne für weitere acht Sonderwirtschaftszonen von einer Gesamtfläche von 776 Hektaren. Mit den Sonderwirtschaftszonen erhofft sich die Regierung in Goa einen Investitionsschub. In den letzten zwei Jahren hat Indien landesweit rund 650 Anträge für Sonderwirtschaftszonen erhalten. An die 400 hat die indische Regierung bereits bewilligt. Sie haben insgesamt rund 12 Milliarden US-Dollar an Investitionen ausgelöst.

Doch gemäss dem ehemaligen Tourismusminister Goas, Mathany Saldhana, wären die Sonderwirtschaftszonen für Goa verheerend: „Sie werden Hunderttausende von Wanderarbeitern von ganz Indien hierher locken, welche die kleine Bevölkerung Goas überrennen und ihre einzigartige Kultur für immer schädigen.“ Kritiker weisen auch darauf hin, dass in den Plänen der Regierung für die Sonderwirtschaftszonen, die sie ungleich mehr subventioniert als die lokalen Unternehmer, keine Bestimmungen zum Schutz der lokalen Werktätigen gibt. Abfall, Wasserknappheit, Umweltzerstörung, Korruption und unangemessene Zuteilung von Land ohne adäquate Kompensation ruinierten Goa. Die Regierung nutze Notrecht für die Enteignung von Land zu Spottpreisen, und nutze es zur persönlichen Bereicherung auf Kosten der Armen, denen das Land genommen werde.
Über die Proteste in Goa wurde kaum berichtet. Anders als etwa in West Bengalen im März 2007, wo bei den Protesten gegen Sonderwirtschaftszonen etliche Personen umkamen. Die von der Indischen Congress Party bestimmte Regierung appellierte an die Protestierenden, ihre Kampagne zu stoppen, und versprach den Besuchern Sicherheit.
Quellen: Timteamclearinhouse 31.12.2007;  Agence France Presse 27.12.2007; The Guardian 27.12.2007 http://www.theguardian.com/uk ; www.savegoa.com; WOZ 19.7.2007+5.4.2007
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