Goa kämpft gegen Plastiksäcke
Ab Juni 2001 soll ein neues Gesetz mit dem Verbot dünner Plastiksäcke ernst machen, die zu Tausenden die Strände und Marktplätze Goas verschmutzen und die Wasserabflussrohre verstopfen. Zudem soll eine Abgabe auf Plastik (u.a. PET-Flaschen) eingeführt werden. Bereits vor einem Jahr hatte die goanische Provinzregierung sämtliche Plastikbeutel, die dünner als 20 Mikromillimeter waren, verboten. Die Wirkung war jedoch nicht von Dauer. Abgesehen von einzelnen Razzias in Läden wurde das Verbot nicht durchgesetzt und die Plastikproduzenten fanden bald mal Wege, die Gesetzesbestimmungen zu umgehen. Unter Druck geraten durch Gerichtsprozesse, Petitionen und die „Anti-Plastik-Kampagne“, die im Herbst 2000 grosse Teile der Bevölkerung mobilisiert hatte, hat Goas Regierung nun beschlossen, Plastiksäcke unter 100 Mikromillimeter zu verbieten. Mahalaxmi Bhobe von der „Plastic Free Goa Campaign“ setzt Hoffnung in das neue Gesetz. Festere Säcke seien zu teuer, um sie in Läden gratis abzugeben. Die Leute würden ihre Plastiksäcke folglich wiederverwenden oder zu traditionellen Verpackungsmaterialien aus Papier und Pflanzen zurückkehren.
Wie eine Studie der Plastikkampagne zeigt, ist der Abfall in den Dörfern erst zum Problem geworden, seit der Wohlstandsmüll Einzug gehalten hat, der eine Trennung in kompostierbare und nicht-zersetzbare Abfälle nötig macht. Ein grosses Übel stellen die Berge von Plastikflaschen entlang der Strände dar, aus denen sich Tausende von TouristInnen mit Trinkwasser versorgen. Obwohl der „Non-Biodegradable Garbage Control Act“ seit Anfang 1998 in Kraft ist, kennt Goa bis heute keine (ausreichende) Müllabfuhr und Abfalltrennung. Dass das ambitiöse Gesetz nicht durchgesetzt wird, hängt nach Ansicht der Regierung damit zusammen, dass erst noch spezielle Deponien ausgewiesen werden müssten. Dann – so hat die Regierung den Umweltorganisationen versprochen – werde sie den Abfall sortieren und zum Recycling in benachbarte Staaten schicken.
Die „Goa Environmental Foundation“ (GEF) nahm die Regierung beim Wort und stellte eine grossangelegte Aufräumaktion und Sensibilisierungskampagne auf die Beine. Ab dem 2. Oktober 2000 sammelten Schulkinder, Studierende, UmweltaktivistInnen, VertreterInnen von Behörden und zum Teil auch Angestellte von Hotels und Ferienanlagen während 80 Tagen Plastikabfälle in ganz Goa und deponierten sie auf provisorischen Anlagen. „Wir wollten sehen, was die Regierung mit gesammelten Abfällen tatsächlich macht“, sagten die Kampagnen-VertreterInnen, die heute – ein halbes Jahr später – auf Tonnen von Plastikmüll sitzen, die niemand will. „Unsere Kampagne hat mit dem Mythos der Recyclierbarkeit von Plastikabfällen aufgeräumt. Es war überraschend festzustellen, dass sich dieser Plastik nicht recyclieren lässt, weil er entweder zu dreckig oder bereits heruntercycliert ist oder ganz einfach keinen Markt hat“, erklärte Bhope. Ebenso wichtig wie die Errichtung von Deponien sei es daher, den abfallintensiven Konsum zu reduzieren und die Plastikverpackungen zu verteuern. Analog zur Rechtsfakultät von Bangalore, die sich zum „plastikfreien Campus“ erklärt hat, könnten sich beispielsweise auch goanische Schulen und Hotelanlagen zur „plastikfreien Zone“ erklären und 50 bis 100 Meter über ihr Grundstück hinaus die Ver-antwortung für die Vermeidung und fachgerechte Entsorgung des Abfalls übernehmen. /frei