
Götter, Gräber und Gewerkschaften – Interviews Teil 1
Esraa Fathy Al-Hadad: "Die Ägypter sollten schon in der Schule für ihr kulturelles Erbe sensibilisiert werden"
Warum studierst du "Heritage Conservation and Site Management"?
An keiner anderen arabischen Universität gibt es einen vergleichbaren Studiengang. Mit seiner Vielzahl an Kursen befähigt er uns, jede archäologische Stätte zu verwalten und ein Besucherkonzept für sie zu entwickeln. Mein Traum ist es, in einer großen internationalen Organisation zu arbeiten, und dieses Studium ist der beste Weg dorthin.
Welche Hindernisse gibt es beim Schutz archäologischer Stätten in Ägypten?
Es gibt einige, und seit der Revolution sind es noch mehr geworden: Regelungen werden nicht eingehalten, die Gemeinden vor Ort nicht integriert und landwirtschaftliche Flächen dringen auf die Denkmäler vor. Außerdem gibt es zu wenige qualifizierte Bauleiter und kaum Finanzierung.
Welche archäologische Stätte in Ägypten würdest du empfehlen?
Dahschur. Das ist einer der größten Pyramidenfriedhöfe des alten Ägypten am Westufer des Nils. König Senefru, der Begründer der 4. Dynastie brachte als erster Nekropolen dorthin. Auch die Landschaft rund um Dahschur ist sehenswert.
Wie können die Bewohner um die historischen Stätten vom Tourismus profitieren?
Die Ägypter sollten stärker für ihr kulturelles Erbe sensibilisiert werden, möglichst schon als Schüler. Das Deutsche Archäologische Institut hat beispielsweise einmal Übersetzungen von Hieroglyphen-Inschriften an die Bewohner von Assuan verteilt. Insbesondere für Frauen und junge Leute sollten durch die historischen Stätten Arbeitsplätze geschaffen werden. Und Denkmalschutzinstitutionen sollten qualifizierte Restauratoren ausbilden.