Angeführt von einer hawaiischen Umweltgruppe protestierten im vergangenen November verschiedene GegnerInnen des Golfsports zuerst vor der Niederlassung in Honolulu, dann beim Hauptsitz von Japan Airlines JAL in Tokyo. Grund dafür ist eine enorme Golfanlage, The Villages at Hokukano, welche in South‑Kona an der Westküste von Big Island entstehen soll. In zwei Phasen will JAL hier eine 27‑Loch Golfanlage, einen privaten Golfclub, eine Mitglieder‑Lodge mit 100 Zimmern, sowie rund 1500 Luxuswohnungen bauen. Das dafür vorgesehene 6,2 Quadratkilometer umfassende Land liegt an einer der letzten unzerstörten Küsten dieser Insel, inmitten eines für den Anbau von Kona‑Kaffee und Macadamia‑Nüssen bekannten Gebiets. Auf dem Gelände finden sich etwa 300 bedeutende historische Stätten hawaiischer Kultur, darunter Beerdigungsplätze und Tempel, die durch den Bau der Golfanlage zerstört würden. Die Auswirkungen des Projekts wären für Landschaft und Natur wie für Gesellschaft und Kultur dieser ländlichen Region katastrophal. Beim JAL‑Projekt handelt es sich um einen klassischen Fall von Grundstückspekulation. Bereits im April 1990 hatte die Fluggesellschaft das in einer Landwirtschaftszone liegende Land erworben. Ein auf Hawaii domiziliertes Joint‑venture, in welchem JAL mit 75 Prozent Hauptkapitalträger ist, leitet unter dem Namen Oceanside 1250 nun das Projekt. Diesen Frühling erhielt das Unternehmen die Baubewilligung für die erste Phase, das heisst für den Golfplatz und 367 Wohnungen. Gegen das Erteilen der Baubewilligung hat Plan to Protect, die den Widerstand anführende lokale Umweltgruppe, nun Klage eingereicht. Bereits im Vorfeld des Bewilligungsverfahrens hatten über 1300 Betroffene in einer Petition gegen Oceanside 1250 opponiert. Inzwischen haben sich der lokalen Protestbewegung weitere hawaiische Umwelt‑ und Bürgerrechtsgruppen angeschlossen. Unterstützt wird der Widerstand auch vom japanischen Global Network for Anti‑Golf Course Action (GNAGA) und vom internationalen Global Anti‑Golf Movement (GAGM). In Tokyo hatte man ein Gespräch mit dem JAL‑Verantwortlichen gefordert, um die Einwände gegen das Projekt direkt vorzubringen. Insbesondere wird befürchtet, dass der Bau der in South‑Kona geplanten Golfanlage Signalwirkung für 20 weitere von japanischen Firmen auf den Hawaii‑Inseln projektierte Golfresorts hätte. Dabei dürften es bereits jetzt an die hundert Anlagen sein, etwa die Hälfte davon in japanischem Besitz, welche die Küsten der Inseln verunstalten. Wegen seiner günstigen Lage und der allgemeinen Beliebtheit bei japanischen TouristInnen ist Hawaii zu einem Hauptinvestitionsort japanischer Golfplatzpromotoren avanciert. Unbesehen der ökologischen und sozialen Auswirkungen und aller Proteste werden solche Projekte weiter geplant und gebaut. An der Tokyoter Pressekonferenz wurde JAL aufgefordert, das South‑Kona Projekt zu begraben und das Grundstück der hawaiischen Bevölkerung zu übergeben, damit diese entscheide, wie das Gelände in Zukunft genutzt werden soll. Da die Fluggesellschaft bisher keine Gesprächsbereitschaft zeigte, will die Bewegung den Kampf ausweiten. Pläne für eine internationale Kampagne mit der Möglichkeit eines Boykottaufrufs gegen JAL werden zur Zeit diskutiert. Auch schweizerische Reiseunternehmen locken mit Golf auf Hawali. Kuoni vertreibt neu den «Golf ohne Grenzen»‑Katalog von Fert Voyages, einem grossen Schweizerischen Golfreiseanbieter. Es besteht die Möglichkeit, auf vier Inseln und insgesamt 17 Anlagen dem noblen Sport zu frönen. Allerdings scheint die Reisebranche das allgemeine Hawaii‑Fieber der SchweizerInnen überschätzt zu haben: Kaum war das neue Charterangebot von Balair/CTA­ Direktflügen durch alle Medien, wird das Unternehmen auf Ende Monat bereits wieder abgeblasen. Das Angebot, für ein verlängertes Golf­-Wochenende um die halbe Erde zu jetten, stiess beim Schweizer Publikum nun doch auf zuwenig Interesse.
Diverse Unterlagen von "Plan to Protect", GNAGA, GAG’M; Daily Yomiuri 19.11.94; Japan Times 18.11.94; Travel Inside 14.12./28.12.94; The Japan Times Weekly August 15, 1992/kg