Grenada: 200 Bauernfamilien werden wegen Hotelbau umgesiedelt
Wie so viele Inseln in der Karibik, setzt auch Grenada alle Hoffnungen in den Tourismus. Das Ritz Carlton Hotel ist die grösste Anlage, die auf der kleinen Insel mit 94’000 EinwohnerInnen gebaut werden soll. Laut der Grenada Hotel Association wird dieses Projekt nicht nur die Marktchancen von Grenada insgesamt verbessern, sondern eine Katalysatorfunktion haben für Luftverkehr und ausländische Investitionen. Es sollen schätzungsweise 300 feste Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Hotel wird am Mount Hartman, südlich der Hauptstadt St. George’s, gebaut. «Es kann nicht genügend betont werden, dass das Öko-system um den Mount Hartman eine sehr labile Koexistenz von Pflanzen und Tieren ist, in die sich die BewohnerInnen auf ganz harmonische Weise integriert haben», warnt Dr. Winston Thomas, Leiter der Abteilung Politik und Forschung der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth in Grenada. Friends of The Earth ist besorgt über die Zukunft von 200 Bauernfamilien, die wegen dem Hotel umgesiedelt werden. Premierminister Keith Mitchell sagt, er bedauere diese Umsiedlung, doch er glaube, das neue Hotel werde ein sicherer Absatzmarkt für ihre Landwirtschaftsprodukte. Es haben zwar Demonstrationen gegen den Hotelbau stattgefunden, doch die Bauern sind sich uneinig über den Nutzen des Projekts.
In den letzten fünf Jahren hat der Tourismus die Landwirtschaft punkto Devisen-einnahmen überholt. In diesem Zeitraum sind seitens der Europäischen Kommis-sion 812’000 ECU (940’000 US Dollar) in Tourismusentwicklungs-Programme auf Grenada geflossen. Weitere 21’800’000 ECU (25,3 Millionen US Dollar) gingen in Programme zur Förderung des Tourismus im karibischen Raum.
Latinamerica Press 23.1.1997; Antwort der Deutschen Bundesregierung vom 21.3.1997 auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag betr. «Internationaler Tourismus»/mg