Grösster Feuchtwald Ostafrikas in Gefahr
Mitverantwortlich für die Dürrekatastrophe in Kenya sei die fortschreitende Entwaldung und Bodendegradierung in den Wassereinzugsgebieten der grossen Flüsse, davon ist Ratemo Michieka, Professor an der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology, überzeugt. Im November 2000 ist eine neue Kontroverse entflammt, als bekannt wurde, dass die Regierung weitere 60’000 Hektaren des Mau-Waldes für Besiedlung und Abholzung freigeben will. Das 200 Kilometer südwestlich von Nairobi gelegene Waldgebiet gehört zu den letzten und grössten indigenen Feuchtwäldern Ostafrikas. In den vergangenen sechs Jahren seien bereits 200 der 900 Quadratkilometer Waldfläche verloren gegangen, weil die Regierung aus politischen Gründen gewisse BürgerInnen mit der Vergabe öffentlichen Landes belohnt habe, empören sich die AnwohnerInnen. Sie verlangen, dass das Waldgebiet zum Privatbesitz der angrenzenden Gemeinden erklärt wird, die im Gegensatz zur Nationalregierung an dessen Erhalt interessiert seien. Die Gemeinden schliessen sich damit dem Kampf gegen die politisch motivierte Besiedlung des Mau-Waldes an, den die indigene Gemeinschaft der Ogiek seit 1997 vor Gericht ficht. Mit der Begründung, ihr traditioneller Lebensraum sei durch das nationale Waldgesetz unter Naturschutz gestellt, will die Regierung die Ogiek umsiedeln. Um dies zu verhindern, hat eine Koalition von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen am 31. Dezember 2000 eine online-Kampagne lanciert .
Der Ausgang der Kontroverse ist nicht nur für das Leben der AnwohnerInnen und den Erhalt der biologischen Vielfalt zentral. Der Feuchtwald ist Quellgebiet mehrerer grosser Flüsse, von denen nicht nur Bauernfamilien und Wasserkraftwerke flussabwärts abhängen, sondern auch die Ökosysteme des Viktoria-, Bogoria- und Nakura-Sees. Bereits Mitte der neunziger Jahre hatte eine Dürre den Nakuru-See und damit das Nahrungsgebiet der weltberühmten rosaroten Flamingos austrocknen lassen. Die aus aller Welt angereisten TouristInnen fanden statt der 1,5 Millionen nur noch einige Hundert Flamingos vor. UmweltschützerInnen befürchten, dass eine weitere Entwaldung im Quellgebiet gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem des Nakuru-Sees und damit auf eine wichtige Touristenattraktion Kenyas haben wird. /frei
Quellen: Panafrican News Agency, 31.12.2000 (http://allafrica.com); Environmental News Service, 29.5.1999 und 20.11.2000 (http://ens-news.com); The Nation, 11.3.1999; International Wildlife, Januar/Februar 1999.