Basel, 1.11.2007, akte/ 170 Personen haben sich mit den Landlosen in Indien solidarisiert und sind vom 26. September bis zum 2. Oktober Bern nach Genf marschiert! Der Marsch wurde umrahmt von Vorträgen über die Bedeutung der Landwirtschaft im nationalen und internationalen Kontext und mit kulturellen Darbietungen. Prozentual zur Bevölkerung sind in der Schweiz fast so viele Menschen gewandert wie in Indien. Sie bildeten quasi den Vorlauf zum Marsch in Indien, der am 2. Oktober 2007, dem Geburtstag von Mahatma Gandhi, in Gwalior im Bundesstaat Madhya Pradesh begann.

Die Meinung des Volkes
Über 25’000 Landarbeiterinnen, Landlose, Forstarbeiter, Zwangsarbeiterinnen, , Fischer, Kastenlose und Adivasi (Indigene) aus 18 indischen Bundesstaaten marschierten vom 2. bis zum 28. Oktober rund 340 km von Gwalior zur Hauptstadt Delhi. Täglich rund 30 km, bei durchschnittlichen Temperaturen von 36° Celsius. Dort wollten sie vor dem Parlament die Forderungen nach einer mutigen Landreform zu deponieren, welche als wichtigste Massnahme zur Überwindung der ländlichen Armut gewertet wird. Doch dieser letzte Schritt wurde ihnen verwehrt: Die Polizei riegelte den Ramlila Platz ab, von wo aus der Zug zum Parlament hätte aufbrechen wollen. Der Minister für ländliche Entwicklung, Raghuvansh Prasad, traf sich mit den Demonstrierenden, ebenso Premierminister Dr. Manmohan Singh. Die Politiker erklärten sich bereit, eine Expertengruppe einzusetzen, welche die Forderung von Janadesh (Meinung des Volkes) zu prüfen.

Industrialisierung und Tourismus auf Kosten der Landbevölkerung
Trotz wiederholter Anstrengungen durch viele Organisationen, die sich um einen Dialog mit den Gliedstaaten und der Bundesregierung bemüht haben, ist wenig Fortschritt bei der Zuteilung von Land an die Landlosen zu verzeichnen. Die ungehemmte Industrialisierung und die forcierte touristische Entwicklung führen dazu, dass immer mehr Leute ihre Basis für den Lebensunterhalt verlieren, sei es in Form von Land, Wasser oder Wald. Landlose sind gezwungen, in Städte auszuwandern, wo sie schlecht bezahlte Arbeit suchen müssen. Die Janadesh-Kampagne sucht Unterstützung für Bauern an der Existenzgrenze und Landlose, so dass Kleinlandwirtschaft zu einem Pfeiler der nationalen Entwicklung wird. Ekta Parishad, Dachverband verschiedener Basisorganisationen, hat den Marsch organisiert, um drei Forderungen Gewicht zu verleihen: Die Regierung soll eine unabhängige Landkommission für eine detaillierte Raumplanung und deren Einhaltung einsetzen. Sie soll Schnellgerichte schaffen, um hängige Landkonflikte zu klären. Auf Distriktebene soll ein Amt geschaffen werden, welches für Landfragen zuständig ist.

Guinness-Rekord
Janadesh 2007 war der Höhepunkt einer 10 jährigen Kampagne, die auf lokaler und Gliedstaatenebene über ganz Indien geführt wurde.  Sie war mit ca. drei Wochen die längste und grösste gewaltfreie Demonstration, die es bisher weltweit gab. Der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde ist beantragt.
Quellen:  sahara samai 29.10.2007 www.saharasamai.com; www.ddinews.gov.in 29.10.2007; Medienmitteilung Land for Life vom 23.10.2007 www.landforlife.ch;
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