Der Sierra Club, eine der einflussreichsten Naturschutzorganisation der USA, hat Anfang dieses Jahres gegen die Tourismusbehörde von Hawaii (HTA) eine Klage eingereicht, die noch immer hängig ist. Die HTA habe eine millionenschwere Werbekampagne lanciert, ohne deren ökologische Auswirkungen geprüft zu haben, lautet der Vorwurf der UmweltschützerInnen. Damit habe die Tourismusbehörde ein Gesetz missachtet, das bei grösseren öffentlichen Ausgaben zwingend eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorschreibt. Heute  kommen jährlich rund sieben Millionen TouristInnen nach Hawaii. Mit ihrem dreijährigen Werbefeldzug, für den 117 Millionen US-Dollar budgetiert sind, wollen die Tourismusverantwortlichen zusätzlich eine Million BesucherInnen nach Hawaii bringen. Die Reaktionen auf die Klage sind gemischt: VertreterInnen der Tourismusbranche finden es lächerlich, ökologische Aus-wirkungen der Werbung für den wichtigsten Wirtschaftszweig Hawaiis untersuchen zu lassen. Doch der Sierra Club fühlt sich in seinem Vorgehen von der lokalen Bevölkerung getragen, die sich zunehmend tourismuskritisch äussert. Beispielsweise wollen gemäss einer Umfrage 72 Prozent der EinwohnerInnen keine neuen Hotels mehr, und auch handfester Widerstand ist nicht mehr ausgeschlossen. Kürzlich wurden bei einer Protestaktion Wasserleitungen zerstört, welche Wasser von Farmen zu neuen Hotels umgeleitet hatten. Die TourismuslobbyistInnen im Parlament von Hawaii haben auf die Klage mit zwei Gesetzes-vorstössen reagiert. Diese zielten darauf ab, die Tourismusbehörde und staatliche Ausgaben für „nicht-materielle“ Aufgaben wie Marketing partiell von den Auflagen der Umweltschutzgesetze zu befreien. Die Vorstösse fanden keine Mehrheit im Parlament. Trotzdem wird auf den Sierra Club weiterhin Druck ausgeübt von PolitikerInnen, Geschäftsleuten und den Medien, weil er es wagte, die ökologischen Auswirkungen des Tourismus zu thematisieren und sogar Klage einzureichen. Das Gerichtsverfahren könne über Hawaii hinaus Signalwirkung haben, betont der Anwalt der Naturschutzorganisation. Während langer Zeit sei die Umweltschutzgesetzgebung vorwiegend zur Verhinderung einzelner Projekte eingesetzt worden, jetzt würde sie neu auch auf ganze ökonomische Programme angewandt. Würde der Oberste Gerichtshof von Hawaii die Klage gutheissen, hätte das auch auf andere touristisch stark genutzte Gebiete der USA Auswirkungen. /cg

Quellen: Sierra Magazine, July/August 2000 (www.sierraclub.org/sierra/200007); Sierra Club, Hawai’i Chapter: Myths vs. Facts. About the Hawai’i Tourism Authority Environmental Assesment Lawsuit. Clarifying ten misunderstood issues; Sierra Club, Hawai’i Chapter: 1999 – 2000 Legislature Environmental Scorecard, July 2000 (www.hi.sierraclub.org).