Vom Tourismusboom am „Ort, wo alles begann“ sollen nicht nur Internationale Hotelketten, Grossinvestoren oder die Regierungen profitieren. Auch kleinere Reiseveranstalter, die Begegnungen mit den Menschen in Israel, aber auch in Palästina ermöglichen, können gefördert werden. Im Hinblick auf die Feier des 2000. Geburtsjahres Jesu plant die Fachstelle für Oekumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME) der Evangelisch-Reformierten Kirche Bern gemeinsam mit anderen kirchlichen Stellen in der Schweiz einen Leitfaden für Israel- bzw. Palästinareisende. Am 30. August 1999 wird in Bern ausserdem eine Tagung über „Fair reisen ins Heilige Land“ stattfinden. Kirchgemeinden und PfarrerInnen stehen immer wieder vor der Aufgabe, Reisen nach Israel zu organisieren. Der Leitfaden will Ihnen helfen, neue Wege im Heiligen Land zu begehen, nicht nur historische Stätten zu besichtigen, sondern auch Menschen beider Seiten kennen zu lernen. Mit praktischen Hinweisen, Checklisten und Adressen erhalten die ReiseleiterInnen eine wertvolle Unterstützung. Die Herausgeber des Leitfadens wollen damit aber auch nachhaltige Tourismusprojekte in Palästina fördern und der Reisebranche in der Schweiz aufzeigen, dass es Möglichkeiten für einen fairen und friedensfördernden Tourismus gibt. Religiös und historisch interessierte Reisende machen den grössten Teil der IsraeltouristInnen aus. Sie werden denn auch vor allem von Israel umworben, und für sie werden in grösster Eile Tausende von Hotelbetten hochgezogen. Israel erhofft sich, damit den Abwärtstrend im Fremdenverkehr zu stoppen: Die Zahl der TouristInnen ist von 2,5 Millionen 1995 auf 2,2 Millionen im vergangenen Jahr gesunken. Besonders ausgeprägt war der Rückgang bei den SchweizerInnen: Im vergangenen Jahr reisten nurmehr 35’000 Personen aus der Schweiz nach Israel – 35 Prozent weniger als noch vor vier Jahren. Hauptgründe dafür sind negative Schlagzeilen über den Friedensprozess und die Sicherheitslage. Auch die umliegenden Staaten hoffen, sich vom Millennium-Boom eine Scheibe abzuschneiden, und sie überwinden dafür politische Grenzen. So kam es an der Internationalen Tourismusmesse in Berlin (ITB) zu einer vor Kurzem noch undenkbaren Premiere: Die Tourismusminister von Ägypten, Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten setzten sich gemeinsam an einen Tisch und beschworen die Tourismusentwicklung als wegweisenden Schritt für eine friedvolle Zukunft.
Maya Krell, Freie Journalistin, Zürich