HEKS-Inlandkampagne: Inländisches Fachkräftepotenzial nutzen
Schweizer Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu rekrutieren. Das Staatssekretariat für Wirtschaft geht von 260’000 fehlenden inländischen Fachkräften aus – bis im Jahr 2020 könnten der Schweiz gar deren 430’000 fehlen.
Die Unternehmen rekrutierten in den letzten Jahren darum vermehrt ausländische Fachkräfte. Mit der Annahme der Einwanderungsinitiative und der möglichen Einführung von Kontingenten wird es aber immer wichtiger, auch das Potenzial von inländischen Fachkräften besser zu nutzen. Bund, Kantone, Arbeitgeber- und Branchenverbände erarbeiten bereits seit einigen Jahren Strategien, um Frauen, ältere Arbeitnehmende sowie niedrigqualifizierte Migrantinnen und Migranten besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, das Potenzial hochqualifizierter Migrantinnen oder Migranten blieb hingegen bisher weitgehend unbeachtet.
Ausländische Diplome als Hindernis
Dabei ist gerade die Nachfrage der Unternehmen nach hochqualifiziertem Personal besonders gross. Dennoch sind schätzungsweise 50’000 Zugezogene aus Drittstaaten (d.h. mit Herkunft ausserhalb des EU/EFTA-Raums), die einen Hochschulabschluss haben, erwerbslos oder für ihre aktuell ausgeübte Tätigkeit überqualifiziert. Eine von HEKS in Auftrag gegebene Studie zeigt: Obwohl 43 der 48 befragten Unternehmen aus dem Bau- und Gastgewerbe, der Informatik- und Ingenieursbranche sowie dem Gesundheits- und Pflegebereich das Potenzial der hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten aus Drittstaaten erkennen, stellen sie Personen aus dieser Bevölkerungsgruppe wegen verschiedener Hindernisse dennoch nicht ein.
Als Grund führen die befragten Unternehmen ungenügende Sprachkenntnisse an, die fehlende Vergleichbarkeit von ausländischen Diplomen und Arbeitszeugnissen mit Schweizer Zertifikaten, den hohen administrativen Aufwand sowie ein erhöhtes Konfliktrisiko aufgrund kultureller Unterschiede. Die Unternehmen geben an, dass sie vermehrt hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten einstellen würden, wenn sie Hilfe bei der Sprachförderung, Unterstützung bei der Interpretation ausländischer Diplome und Integrationshilfen in Anspruch nehmen könnten.
Das HEKS-Projekt "Ponts Emploi"
Auf der anderen Seite sind aber auch die Migrantinnen und Migranten auf Unterstützung angewiesen. Zwar können sie beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und weiteren Anerkennungsstellen eine Gleichwertigkeits-Anerkennung beziehungsweise Niveaubestätigung für ihre im Ausland erworbenen Diplome einholen. Doch viele von ihnen sind über diesen aufwendigen Prozess nach wie vor schlecht informiert. Zudem stellen die hohen Gebühren für viele ein unüberwindbares Hindernis dar.
Das HEKS-Projekt "Ponts Emploi" berät darum im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) hochqualifizierte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, um ihre Chancen bei der Suche nach einer ihren Qualifikationen entsprechenden Arbeitsstelle zu verbessern. Sie erhalten Unterstützung bei der Anerkennung ihrer im Aus- und Inland gemachten Berufserfahrung und im Ausland erworbener Abschlüsse. Zudem erhalten die Migrantinnen und Migranten Beratung bei der Auswahl und Finanzierung von fehlenden oder weiterführenden Bildungsmassnahmen.
Eine nationale Diplomdatenbank
Um die Integration von hochqualifizierten Menschen aus Drittstaaten weiter zu verbessern, hat HEKS zusammen mit der Basler SP-Ständerätin Anita Fetz einen parlamentarischen Vorstoss erarbeitet. Der Bundesrat wird beauftragt, nach dem Vorbild Deutschlands den Aufbau einer nationalen Datenbank zu prüfen, die ausländische mit schweizerischen Berufs- und Studienabschlüssen vergleicht. Das würde nicht nur die Anerkennungspraxis für ausländische Arbeitssuchende erleichtern, sondern auch die Anstellungsverfahren der Unternehmen. Letztere könnten sich mit Hilfe der Datenbank leichter ein Bild von den Fähigkeiten und Qualifikationen der Bewerbenden machen.