Herbert Baumhackl, Gabriele Habinger, Franz Kolland, Kurt Luger (Hg.): Tourismus in der „Dritten Welt“. Zur Diskussion einer Entwicklungsperspektive
Hört man heute Verantwortliche aus Entwicklung und Internationalen Organisationen den Tourismus als neue Speerspitze der „Armutsbekämpfung“ preisen, fühlt man sich zuweilen direkt in die 70er Jahre zurückversetzt, als angesichts des aufkommenden Ferntourismus die Kontroverse um Tourismus und Entwicklung voll entbrannte. Umso willkommener die neue Publikation der ausgewiesenen österreichischen WissenschaftlerInnen, die alte und neue Diskurse über die Tourismusförderung in den breiten Kontext der entwicklungspolitischen Debatten stellt, Entwicklungsperspektiven sorgfältig analysiert und Fehlentwicklungen im Tourismussektor schonungslos anprangert.
13 AutorInnen beleuchten das „Entwicklungsmodell Tourismus“ aus unterschiedlicher Sicht und zeichnen Trends im Tourismus in ihrem jeweiligen historischen Zusammenhang nach – seien es die exotisierenden Bilderwelten im 19. Jahrhundert oder der Rucksacktourismus in Südostasien in den letzten dreissig Jahren. Insbesondere die Einleitung sowie der Beitrag von Kurt Luger, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Salzburg, verschaffen in Kürze Einblick in den Stand der aktuellen Diskussionen zum Tourismus und hinterfragen neue Ansätze, beispielsweise „pro poor tourism“ der britischen Entwicklungsdienste oder das Programm „Sustainable Tourism – Eliminating Poverty“ (ST-EP) der Welttourismusorganisation (UNWTO).
Anhand von Fallbeispielen aus den konkretenTourismusentwicklungen in Nepal, in Mexiko und in Thailand nach dem Tsunami wird aufgezeigt, welche Perspektiven Tourismus effektiv eröffnet und was dieser mächtige, schnell wachsende Wirtschaftssektor letztendlich zur Überwindung der Armut zu leisten vermag – oder eben nicht.
Promedia Verlag & Südwind, Wien, 2006, 240 Seiten, SFr. 42.30, Euro 24.90, ISBN 978-3-85371-256-6