Der Spot gegen Frauenhandel, der von grossen Schweizer Menschenrechtsorganisationen und Hilfswerken im Rahmen der Kampagne «Euro 08 gegen Frauenhandel» lanciert wurde, soll in der Fanzone der Austragungsstadt Basel erst gezeigt werden, wenn alle nach Hause gegangen sind. Erst nach 23 Uhr, so heisst es aus Basel, werde der Spot ausgestrahlt. Genf will den Spot gar nicht zeigen. Keine Bedenken hat die UEFA, die den Spot gratis in den Stadien zeigen wird, um die Kampagne zu unterstützen.
Der Spot gegen Frauenhandel, das Kernstück der schweizweiten Kampagne gegen Frauenhandel, die von 25 Schweizer Organisationen getragen wird, soll entgegen der ursprünglichen Zusage der Basler Stadtregierung auf den Grossleinwänden der Host City nur unter Ausschluss des Publikums gezeigt werden. Nach 23 Uhr, zu einem Zeitpunkt, wo auch die letzten Unermüdlichen die Zuschauertribünen verlassen werden, wird er ausgestrahlt. In Genf wird der Spot in den Fanzonen gar nicht gezeigt. Die Trägerschaft der Kampagne, darunter Amnesty International Schweiz und HEKS, ist empört. «Die Ausstrahlung nach 23 Uhr kommt einer Zensur gleich und zeigt, dass Basel nicht bereit ist, Frauenhandel öffentlich zu thematisieren», kritisiert alt-National- und Europarätin Ruth-Gaby Vermot, Co-Präsidentin der Kampagne. «Dem Fussballpublikum in Basel und Genf darf offenbar nicht zugemutet werden, sich mit einer Menschenrechtsverletzung, die leider auch in unserem Land Realität ist, auseinanderzusetzen», folgert Manon Schick von Amnesty International.
Der Spot setzt, so die KampagnenorganisatorInnen, spektakuläre Mittel äusserst sparsam ein und deutet Gewalt mehr an, als dass sie ausagiert wird. Die Machart des Spots würde also die Zensurmassnahmen nicht rechtfertigen. Das Thema scheint der eigentliche Grund zu sein, den Spot nicht zeigen zu wollen. Es passt nicht in die Imagepflege der beiden Städte. Mit dem Entscheid nimmt die Regierung von Basel-Stadt die schriftlich gemachte Zusage zurück, den Spot gratis auf Grossleinwänden der Public Viewings zu zeigen.
Anders machen es die beiden Host Cities Bern und Zürich: Der Spot wird vor den Spielen auf den Grossleinwänden der Fanzonen gezeigt. Dass der Spot vielen ZuschauerInnen den Anstoss geben wird, sich über die schwere Menschenrechtsverletzung Frauenhandel zu informieren, scheint den Regierungen der beiden Städte wichtiger zu sein als etwaige Befürchtungen, dass der Spot nicht in die eigene Imageshow passe. Keine Bedenken gegenüber einer Ausstrahlung zeigt auch die UEFA, die ihrerseits als Unterstützung den Spot gratis in allen Stadien zeigen wird.
Tatsächlich bietet die Euro 08 die einmalige Chance, viele Menschen zu erreichen. Das ist denn auch der Grund für den gewählten Zeitpunkt der Kampagne gegen Frauenhandel. Geschätzte 70 Prozent aller Schweizer Männer haben Kontakt zu Prostituierten. Sie sind eine wichtige Zielgruppe der Kampagne, können sie doch ganz konkret Hilfe im Kampf gegen Frauenhandel bieten, indem sie Beratungsstellen Verdachtsmomente melden oder den Opfern von Frauenhandel ermöglichen, mit ihrem Handy eine Beratungsstelle zu kontaktieren.
Gezeigt wird der Spot auch im Schweizer Fernsehen während der Euro 08 jeweils vor Informationsgefässen und auf den Grossleinwänden von 11 UBS Arenen, u.a. in Aarau, St. Gallen, Lausanne und Lugano.
Für weitere Informationen:

  • Ruth-Gaby Vermot Tel. 079 345 58 18, alt-National- und Europarätin, Co-Präsidentin der Kampagne «Euro 08 gegen Frauenhandel»
  • Manon Schick Tel. 079 430 14 68, Amnesty International
  • Yvonne Zimmermann Tel. 079 598 80 51, Kampagnenleiterin «Euro 08 gegen Frauenhandel»