Illegale «Safaris» bedrohen indigenes Volk
Das Überleben des Jarawa Volkes auf den Andamanen Inseln ist durch das Eindringen lokaler Reiseveranstalter bedroht. Survival International gab Mitte Juni bekannt, dass die Organisation acht Reiseanbieter angeschrieben hat, welche Touren zu den Jarawa anbieten. In den Briefen fordert Survival die Unternehmen dazu auf, die Ausflüge einzustellen. Da die Mitglieder des indigenen Volkes kaum Immunität gegen eingeschleppte Krankheiten besitzen, stellen die angebotenen Touren eine grosse Gefahr für ihr Überleben dar.
Die Förderung von Touren zu den Jarawa ist illegal. Vier der kontaktierten Anbieter haben ihre Werbeanzeigen für den Jarawa-Tourismus von ihrer Internetseite enfernt, nachdem sie von Survival angeschrieben wurden. Die indische Regierung sprach ebenfalls eine offizielle Mahnung aus, nachdem Survival sie auf die Safaris aufmerksam gemacht hatte. Trotz dieser Erfolge werben vier Anbieter weiterhin mit Ausflügen zu den Jarawa.
Viele weitere Unternehmen bewerben zudem diese Jarawa Touren in ihren Niederlassungen auf den Andamanen Inseln.
Über eine illegal errichtete Strasse, die durch das Reservat der Jarawa führt, gelangen Touristen, Wilderer und Siedler in das Gebiet. Survival fordert die indische Regierung dazu auf, diese Strasse sofort sperren zu lassen, um Eindringlinge davon abzuhalten in das Gebiet der Jarawa einzudringen.
Survivals Direktor Stephen Corry sagte: "Den Jarawa ist es gelungen, fast 55’000 Jahre ohne Kontakt zur Aussenwelt auf ihrer Insel zu leben – bis 1998. Heute führt eine Strasse mitten durch ihre Heimat im Wald und ihr Überleben wird durch eingeschleppte Krankheiten bedroht. Sie bezeichnen sich selber als "Ang", was "Mensch" bedeutet. Dennoch werden sie wie Tiere in einem Wildgehege zur Schau gestellt.
Das letzte Mitglied des benachbarten indigenen Bo Volkes starb diesen Januar. Wir dürfen nicht zulassen, dass den Jarawa das gleiche Schicksal widerfährt. Ansonsten verliert die Welt einen weiteren lebendigen, bedeutenden und wissensreichen Teil der Menschheit."
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Zu den Agenturen, die weiterhin Werbung für den Jarawa-Tourismus machen, gehören:
Andaman Island Adventure;
Explore Andaman with Kariappa;
Rhino Jungle Adventures;
Offbeat Andaman Vacation
Die folgenden Unternehmen zogen ihre Werbeanzeigen zurück,
nachdem sie von Survival angeschrieben wurden:
Andaman and Nicobar Islands Tours and Travels, gehört zu Barefoot India. Barefoot gab an, die Agentur und die dazugehörige Internetseite von einem anderen Reiseveranstalter übernommen zu haben. Die auf der Internetseite angebotenen Touren würden nicht mehr veranstaltet und die Internetseite nicht mehr "verwendet werden". Barefoots Direktor erklärte, dass das Unternehmen nicht über das notwendige Passwort verfügen würde, um den Inhalt der Seite zu verändern. Nachdem Survival das Unternehmen kontaktierte, wurde die Internetseite komplett entfernt.
Sky-Sketch (Indien)
Andaman Island Travels
Vicky Tours and Travels
Obwohl der Oberste Gerichtshof in Indien im Jahr 2002 entschied, dass die Strasse, die durch das Jarawa Gebiet führt, gesperrt werden soll, kam die Regierung diesem Beschluss bis heute nicht nach.
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Fakten über die Jarawa und die Bo
Ungefähr 320 Mitglieder der Jarawa leben in den tiefen Wäldern der South und Middle Andaman Islands. Sie jagen Schweine, Warane und Fische mit Pfeil und Bogen und sammeln Samen, Beeren sowie Honig. Sie sind Nomaden und leben in Gruppen von 40-50 Personen. Im Jahr 1998 verliessen einige Mitglieder der Jarawa zum ersten Mal den Wald und besuchten nahegelegene Städte und Siedlungen.
Es wird angenommen, dass die Vorfahren der Andamanen-Völker, die ersten Menschen waren, die erfolgreich von Afrika nach Asien emigrierten.
Die Andamanen und die Nikobaren setzen sich aus mehr als 500 Inseln zusammen.
Die meisten Mitglieder der Bo starben an Krankheiten, die von britischen Siedlern im 19. Jahrhundert eingeschleppt wurden. Mit dem Tod von Boa Senior im Januar 2010, starb auch Bo, eine der ältesten Sprachen dieser Welt.