Basel, 02.04.2012, akte/
Seit dem 01.01.2012 ist der internationale Flugverkehr ins Europäische Emissionshandelssystem einbezogen. Das heisst, wenn die Emissionen aus dem Flugverkehr einen Toleranzwert überschreiten, müssen dafür Emissionsrechte zugekauft werden, entweder von anderen Firmen, die Teil des Emissionshandelssystems sind oder von Projekten in Entwicklungsländern.

Wie beurteilt myclimate diese Entwicklung?

Wir begrüssen sie. Lange genug war der Flugverkehr von allen Verpflichtungen zur Emissionsreduktion befreit.

Jetzt fragt man sich doch: Warum soll ich auch noch freiwillig meine Flugemissionen kompensieren?

Bei der freiwilligen Kompensation werden 100 Prozent der Emissionen, die eine Person verursacht, über Einsparungen in einem Projekt anderswo kompensiert. Es findet also tatsächlich, global gesehen, eine Emissionsreduktion statt. Im Rahmen des EU-Emissionshandels hingegen muss nur für einen kleinen Teil der Emissionen bezahlt werden, über 80 Prozent der Emissionen werden ja den Fluglinien noch gratis zugeteilt. Werden diese Emissionsrechte erworben, indem dafür Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern finanziert werden, findet eine wirkliche Emissionsreduktion statt.  Werden hingegen Emissionsrechte von anderen Firmen im Rahmen des Emissionshandelssystem gekauft, ist nicht sichergestellt, dass tatsächlich zusätzliche Emissionen reduziert werden.
Ausserdem betrifft der EU-Emissionshandel ja nur Flüge aus und in die EU, der Grossteil der weltweiten Flüge ist davon nicht betroffen. Über myclimate hingegen kann jeder Flug, egal wohin, freiwillig kompensiert werden.

Aber der Toleranzwert wird ja von Jahr zu Jahr herabgesetzt, sodass die Fluglinien zunehmend für  mehr Emissionen bezahlen müssen. Wird der Markt für euch in absehbarer Zeit nicht kleiner?

Man muss ganz klar die Dimensionen sehen: Beim EU-Emissionshandel muss nur für eine kleine Menge der Emissionen bezahlt werden, und davon wird das meiste direkt zwischen den Unternehmen gehandelt. Ein noch kleinerer Teil der Reduktionsverpflichtungen wird in Klimaschutzprojekten realisiert.
Zudem sind diese Projekte von sehr unterschiedlicher Qualität. Zwischen den Projekten, die wir anbieten und bei denen wir sehr strikte Anforderungen stellen (CDM und/oder Gold Standard), und dem, was über die auf dem Markt gehandelten Emissionsrechte abgedeckt ist, liegen oft Welten. Wir verwirklichen Projekte, die nicht nur Emissionen reduzieren, sondern immer auch einen Beitrag leisten zur nachhaltigen Entwicklung in der Projektregion. Wir achten auf die Qualität, darauf, dass die Projekte auch der Bevölkerung etwas bringen.

Warum ist eine Tonne CO2 auf dem EU-Emissionsmarkt billiger als bei myclimate?

Der Preis auf dem Emissionsmarkt setzt sich nach Angebot und Nachfrage zusammen. Bei uns ergibt sich der Preis pro Tonne aus den Kosten, die ein Projekt hat, damit anstelle von fossilen Energiequellen erneuerbare genutzt werden. Unsere Projekte werden mit den Beteiligten zusammen aufgebaut und umgesetzt. Wir begleiten das Projekt langfristig, evaluieren immer wieder, was es braucht, damit es Erfolg hat. Würden wir nur auf Kosteneffizienz aus sein und die Preise laufend den Marktpreisen anpassen, so würden wir damit unsere Projekte gefährden. Wir haben einen höheren Anspruch. Wir wollen nachhaltige Energieformen stützen und fördern und die Lebensbedingungen in den Projektregionen insgesamt verbessern. Deshalb können wir uns nicht an den Marktpreis anpassen. Wir gehen in unseren Projekten einen Schritt weiter als der Markt mit Emissionsrechten der EU.