Artikel des Infodienstes werden regelmäßig in Schulbüchern nachgedruckt, von Reiseveranstaltern aufgegriffen, sie finden Eingang in Universitätsvorlesungen und sind immer wieder Grundlage für Recherchen von Journalist*innen. Seitdem die Hauptartikel auch auf Englisch publiziert werden, können Nachdrucke von Artikeln auch in weit entfernten Ländern gefunden werden.

Der Tourism Watch Infodienst ist ein Gemeinschaftsprojekt 

An dieser Stelle gebührt Tourism Watch ein ganz besonderer Dank an Christina Kamp, die seit der Ausgabe 42 mit viel Einsatz und oft im persönlichen Zwiegespräch mit Autoren dafür sorgt, dass aus Textfragmenten, persönlichen Anekdoten oder wissenschaftlichen Abhandlungen am Ende lesbare Artikel entstehen. Seit einigen Ausgaben beteiligt sich darüber hinaus auch Lea Thin mit grossem Engagement an der redaktionellen Begleitung von Artikeln. Vom Büro aus hat besonders Laura Jäger den Ausgaben 83-100 eine eigene Handschrift gegeben und unzählige Stunden in die konsequente Verjüngung des Web-Auftritts gesteckt! Eine wichtige Stütze ist auch Evi Leibfritz, die im Ehrenamt regelmässig die erste und strengste Leserin ist, noch bevor der Tourism Watch versendet wird. 

100 Ausgaben mit jeweils vier bis acht Hauptartikeln bedeuten unzählige Stunden an Arbeit von Vertreter*innen von Graswurzelbewegungen, NGOs oder Betroffeneninitiativen ebenso wie Wissenschaftler*innen und Journalist*innen. Sie alle haben Vertrauen in Tourism Watch, dass es einen Unterschied macht, dass sie Ihre Artikel veröffentlichen und Leser*innen im fernen Deutschland von ihrer Situation erfahren. Diesen Menschen ist Tourism Watch zu unendlichem Dank verpflichtet!

100 Stimmen zur 100. Ausgabe

Doch wollen sie heute nicht nur in die Vergangenheit schauen – sondern auch in die Zukunft. Aus dem Grund haben sie diejenigen gefragt, die den Infodienst zu dem machen, was er ist – die NGO-Partner*innen in aller Welt, wichtige Netzwerkpartner*innen in Deutschland und Branchenexpert*innen aus Wissenschaft, Medien und Unternehmen. 100 Personen wurden befragt, wo in ihren Augen der Tourismus heute steht und in welche Richtung er sich entwickelt.

Gemeinsam die Tourismuswende gestalten

Nur ein Tourismus, der die Rechte der Menschen achtet, ihre wirtschaftliche und soziale Situation verbessert und schonend mit Umwelt und Klima umgeht, ist zukunftsfähig. Was aber sind die Stellschrauben der notwendigen Tourismuswende? Die Befragten konnten maximal drei Antworten aus 14 Themenbereichen wählen. Dass Tourismus ganzheitlich betrachtet werden muss, zeigen die Antworten: Unter den TOP 3 befindet sich ein ökologisches Thema (Reduktion klimaschädlicher Emissionen), eine wirtschaftliche / soziale Herausforderung (menschenwürdige Arbeitsbedingungen) sowie ein übergeordnetes Thema zur Erreichung aller anderen Ziele: Die Partizipation der lokalen Bevölkerung an Entscheidungsprozessen und die Beteiligung auf Augenhöhe. Die Antworten der Befragten sind eine wichtige Orientierung in der politischen Arbeit gegenüber Ministerien und Unternehmen.

Der real existierende Tourismus

Tourism Watch interessierte auch, wohin sich der Tourismus heute entwickelt – ob eher in eine positive oder negative Richtung. Dramatisch ist die Bewertung vor allem in Bezug auf den Klimawandel. Expert*innen aus Branche und Zivilgesellschaft sind sich einig, dass sich der Tourismus in Bezug auf seine Klimawirkung diametral in die falsche Richtung entwickelt. Auch beim Ressourcenverbrauch, den Arbeitsbedingungen und den Landrechten schlägt das Pendel deutlich negativ aus. Etwas besser sieht es bei den Beteiligungsmöglichkeiten und noch etwas positiver bei der Möglichkeit zur Begegnung zwischen Reisenden und der lokalen Bevölkerung aus. Doch auch bei diesen Themen sehen Expert*innen aus ihren Netzwerken noch einen langen Weg für Tourismuspolitik und Reisewirtschaft, um die Potentiale des Tourismus wirklich zu entfalten.

Auf weitere 100 Ausgaben

Ganz besonders haben Tourism Watch die guten Wünsche ihrer Partner*innen und ihre Anerkennung für den Beitrag zur notwendigen Tourismuswende gefreut. Hervorgehoben wurde dabei die Detailverliebtheit und der Anspruch, mit jedem Mal ein bisschen tiefer einzutauchen und darzustellen, welche Folgen touristische Entwicklung auf die Menschen hat. Gelobt wurde auch die Haltung im Informationsdienst, die Verantwortlichkeiten von Wirtschaft und Politik klar zu benennen. In der Rolle eines Watchdogs oder eines Advocatus Diaboli spiele der Infodienst eine wichtige Rolle, weil er Themen wie Klimagerechtigkeit, lokale Partizipation und Menschenrechte aufgreift und so Einfluss nimmt auf die Entwicklung des Tourismussektors.

Vertreter*innen aus Wissenschaft, Bildung und Journalismus meldeten zurück, dass Artikel und Ressourcen wichtige Informationsquellen für die eigene Arbeit seien. Das gibt Tourism Watch ebenso Bestätigung, wie die Anerkennung durch Unternehmen als kritisches, aber konstruktives Gegenüber. Der Infodienst eröffne Reiseveranstaltern Perspektiven auf lokale Gestalter*innen, die ihnen sonst eher selten zugänglich sind.  Dass Tourism Watch mehr ist als ein Informationsmedium, macht folgender Kommentar deutlich:

„Wissen führt zu Handeln! In diesem Sinne schafft der Tourism Watch Kontext und stellt Verbindungen her, er konkretisiert und gibt Orientierung, damit Konsument*innen und die Tourismuswirtschaft, Kraft entwickeln können in Richtung globaler Gerechtigkeit!“ 

Genauso, wie einige Gratulant*innen, freuen auch wir uns auf die nächsten 100 Ausgaben!

Antje Monshausen ist Leiterin der Arbeitsstelle Tourism Watch bei Brot für die Welt. Der erste Tourism Watch, den sie mitgestaltet hat, war die Nummer 51 im Juni 2008.