
In einer beeindruckenden Rede verurteilt die 17jährige Christina Oro der Solomonen Inseln die Delegierten dafür, Zeit zu schinden.
Basel, 15.12.2009, akte/ Erstaunliche 155 Worte sprach die 17-jährige Gymnasiastin der Solomonen Inseln, Christina Oro, im Namen der globalen Jugend und den NGOs der jungen Leute. In einer harschen Kritik verurteilte sie die Delegierten, die noch Zeit schinden wollen. „Ich wurde 1992 geboren. Ihr habt mein ganzes Leben lang verhandelt“, sagte sie. „Ihr könnt uns nicht weismachen, dass Ihr noch mehr Zeit braucht.“
Es war das Schlussstatement am hintersten Ende einer drei Stunden und 10 Minuten langen Eröffnungssitzung der Adhoc-Arbeitsgruppe (AWG-LCA). Es war Montag spätabends und der Saal praktisch leer, da alle zum Empfangscocktail der dänischen Regierung gegangen waren. Aber der kritische Tourismusjournalist Imtiaz Muqbil vom Travel Impact Newswire war da und hörte das dramatische Statement. Er war so beeindruckt, dass er es zur Zirkulation bei „Eltern und Grosseltern, Schulen, Universitäten und Jugendforen“ empfiehlt.
Christina Oro ist Mitglied einer Delegation von 27 Jugendlichen aus Australien und den Pazifischen Inseln. Sie wurden vom Projekt Survival Pacific als Teil der Bemühungen eingeflogen “für einen fairen Ausgang der Klimaverhandlungen zu sorgen, der das Überleben aller Völker, Nationen und Kulturen garantiert.” Nach Aussage der Delegation sei es das erste Mal, dass Jugendliche der Solomonen-Inseln an der Konferenz der Parteien (COP 15 gemäss der offiziellen Terminologie des Gipfels) vertreten sind. Christina wird als „leidenschaftliche Klimaanwältin“ beschrieben, welche die verheerenden Folgen der Klimaerwärmung aus erster Hand kennt.
Denn für die Inselstaaten ist die Dringlichkeit eingreifender Massnahmen manifest: In Kiribati kämpft die Bevölkerung um Strassen, Häuser und öffentliche Gebäude, die alle zwei Wochen von Flutwellen bedroht sind. In den Brunnen wird das Wasser salzig. Ein Dorf musste geräumt werden, weil das Wasser hüfthoch steht, wie der Delegationsleiter, Betarim Rimoon, der Presse mitteilte. Die Chancen, diese Inselstaaten vor dem Untergang zu bewahren, sind gering.
Ob die Delegierten die Stimme ernst nehmen, bleibt abzuwarten. Der Antrag einer Delegation aus Tuvalu, das UNO Klimaabkommen von 1992 dahingehend zu ändern, dass die Länder verpflichtet wären, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, hatte keine Chance. Tuwalu wurde von Grenada, den Solomonen Inseln und anderen Inselstaaten unterstützt. Opposition kam von Saudi Arabien, China und Indien. Die Vorsitzende der Konferenz, Connie Hedegaard, weigerte sich, den Antrag an eine Kontaktgruppe weiterzugeben, weil keine Einigung zu erzielen war. Auch Demonstrationen vor dem Verhandlungscenter konnten an diesem ernüchternden Resultat nichts ändern. Es illustriert den Graben zwischen reichen und armen Ländern, der wie ein Schatten über der Konferenz liegt – eine Realität, die verschiene Delegierte der Inselstaaten über eine Evakuierung nachdenken lässt, sollte die internationale Antwort auf die Klimaerwärmung nicht ausreichend sein.
Die Rede von Christina Oro ist als Webcast online auf http://www1.cop15.metafusion.com/kongresse/cop15/templ/play.php?id_kongressmain=1&theme=unfccc&id_kongresssession=2293; dort vorwärts scrollen auf den Zeitpunkt 3:07:00.
Quellen: Travel Impact Newswire Edition 88 (2009), 08.12.2009, Beitrag aus Kopenhagen von Imtiaz Muqbil; eTurboNews 10.12.2009, www.eturbonews.com