In Südmarokko ist eine «Vereinigung für einen umweltverträglichen Wüstentourismus» gegründet worden: Schritte in Richtung eines nachhaltigen Wüstentourismus
Das am Rand der marokkanischen Wüste gelegene Draâtal zieht Jahr für Jahr mehr Touristen an. Zagora, die letzte grössere Siedlung am Rand der Wüste, ist von einem regelrechten Baufieber gepackt worden. Doch für die Tourismusplaner bestehen im Wüstentourismus noch beachtliche Ausbaumöglichkeiten. Das marokkanische Tourismusministerium hat sich diese Einsicht zu eigen gemacht und will den Wüstentourismus in Zukunft gezielt fördern.
Diese Zielvorgabe schreckte einen Kenner dieser Gegend auf: Markus Ritter, Biologe und gegenwärtiger Präsident des Basler Kantonsparlaments. Ritter erkannte, dass dringend gehandelt werden muss. Denn der Wasserverbrauch der grossen Hotels hat bereits eine kritische Marke erreicht, und in den letzten Jahren machten sich immer mehr problematische Tourismusformen breit. Ritter gelang es zusammen mit ein paar marokkanischen Freunden, eine Handvoll Anbieter von Kameltrekkings ausfindig zu machen, die sich für die Sache begeistern liessen. Die Initianten fanden auch Unterstützung bei der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), die sich um Ressourcenschutz im Draâtal bemüht. Nach dreijährigen Vorarbeiten konnte im November 1999 die «Vereinigung der Kamelhalter für einen umweltverträglichen Tourismus»* gegründet werden – eine Premiere für Marokko.
Heute gehören der Vereinigung bereits mehr als 30 kleine Tourismusbetriebe aus der Region Zagora und auch ein paar kleine, auf Wüstentouren spezialisierten Reiseveranstalter an. Alle haben sich verpflichtet, strenge Standards für einen ökologischen Tourismus einzuhalten. Dazu gehört etwa die Vermeidung von Abfall und der sorgfältige Umgang mit Wasser und Brennholz in der Wüste. Die noch junge Vereinigung hat bereits erste Aktionen durchgeführt. Sie stellte etwa an exponierten Stellen Hinweisschilder auf und reinigte einzelne Dünengebiete von Abfall. Im Mai 2000 fand schliesslich ein erster Ausbildungskurs für «Chameliers» statt. Die Kamelführer des Draâtals und ihr Mentor aus Basel haben sich ehrgeizige Ziele vorgenommen. Der Start scheint geglückt. Was die junge Vereinigung in der Praxis bewirken kann und wie sich die Zusammenarbeit mit den marokkanischen Behörden gestalten wird, muss sich erst noch zeigen. Konflikte sind unausweichlich – nicht anders als in Europa.
Beat Stauffer, Journalist BR, Basel
* Die Vereinigung heisst «Association des Chameliers pour un Tourisme Ecologique et Durable» (ACTECOD)