Basel, 18.05.2010, akte/ Anfang Mai fand in Durban die Indaba 2010 statt, die grösste afrikanische Ferienmesse. Sie stand ganz im Vorzeichen der kommenden Fussball-Weltmeisterschaften. Präsident Jacob Zuma rechtfertigte die zig Milliarden Franken, welche die Regierung in Strassen, öffentlichen Verkehr, Taxiunternehmen, elektronische Medien, Städteverschönerung, Stadien und Sicherheit investiert hat, mit den erwarteten neuen Arbeitsplätzen, dem nachhaltigen Wachstum der Tourismusbranche, und generell der Belebung der Wirtschaft. Jetzt gehe es darum, die Chance zu nutzen und den Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.
Community Based Tourism: Gemeinsam bessere Entwicklungs- und Marketingchancen
Der Tourismus soll neue Möglichkeiten für die bisher benachteiligte Bevölkerung schaffen, am Wirtschaftswachstum teilzunehmen, hofft die Regierung seit Jahren. Eine Hoffnung, die sich bisher nur in der Nische des Fairen Handels im Tourismus realisiert hat. Fair Trade in Tourism South Africa, die weltweit einzige Gütesiegelorganisation für touristische Fairtrade-Angebote, spielt hier eine wichtige Rolle. An der Indaba stellte FTTSA gemeindebasierte Tourismusangebote ins Zentrum. Gemeindebasierte Tourismuserlebnisse haben sich zu einem so genannten Cluster zusammengeschlossen. Das Projekt war durch die Zusammenarbeit zwischen FTTSA und Südafrikas nationaler Entwicklungsagentur NDA zustande gekommen. Die Idee: Über die gemeinsame Plattform sollten sechs gut etablierte und wirtschaftlich viel versprechende lokale Tourismusinitiativen gezielt in ihrer Entwicklung und beim Zugang zu potentiellen Märkten gefördert werden. Ausgewählt wurden solche, die zur Belebung der lokalen Wirtschaft geeignet sind. Einige der begünstigten Betriebe sind im teilweisen oder vollständigen Besitz von Stiftungen der Community, andere in privater Hand. Viele liegen in Gebieten mit wenig wirtschaftlichen Möglichkeiten, wo die Schaffung von Arbeitsplätzen besonders wichtig ist. Jedes Angebot liegt in sinnvoller Nähe zu anderen touristischen Attraktionen und ist durch seine Besonderheiten geeignet, mit dem entsprechenden Marketing Kundschaft anzuziehen.
Freiwilligeneinsätze mit Fairtrade-Siegel: eine nachhaltige Lebenserfahrung
FTTSA hatte an der Indaba noch eine weitere Neuerung zu bieten: Erstmals verlieh der Fairtrade-Experte zwei Anbietern von Besichtigungstouren – beide seit Jahren schon Träger des Fairhandels-Gütesiegels – ein weiteres Siegel für ihre Angebote im Freiwilligentourismus. Calabash-Tours in Port Elisabeth setzt Freiwillige für Bildungsaufgaben und in der Pflege und Betreuung von HIV/AIDS-Betroffenen ein. Sinn des Einsatzes ist die Weitergabe von Fähigkeiten und Wissen, weshalb besonders Lehrkräfte und Gesundheitsfachkräfte aus Übersee gefragt sind. Nach dem Einsatz werden sie ermuntert, als Botschafter für das Projekt in ihrem Land Fundraising zu betreiben. So konnten Schulbibliotheken eröffnet, Schulmaterialien besorgt und Nahrungsprogramme in Schulen und Kindergärten durchgeführt werden.
Volunteer Africa – 32° Süd arbeitet mit Schulen im Cintsa Gebiet am Eastern Cape. Der Betrieb ermöglicht über Freiwilligeneinsätze Computer-Einführungskurse in Schulen, die am „Projekt Ökoschulen“ beteiligt sind. Dieses von Wildlife and Environment Society of South Africa WESSA und dem World Wildlife Fund WWF initiierte Projekt verbindet Umweltschulung mit dem Erwerb von Computerkenntnissen. Nächstes Ziel ist ein mobiler Computerraum, um noch mehr Schüler der Region zu erreichen.
Der Freiwilligentourismus ist ein wachsender Markt. Doch viele Programme werden mangelhaft geplant und geführt, sodass Freiwillige manchmal an Orte ohne formelle Strukturen kommen, mit wenig Begleitung vor Ort. Von verschiedenen Anbietern von Freiwilligentourismus kam daher der Wunsch nach einer Selbstregulierung des Sektors. Hauptanliegen war die Frage der Zuteilung von Freiwilligen. Nur wenn Freiwillige sorgfältig ausgewählt werden, und zum Projekt passen, wird der Freiwilligentourismus zu einer bereichernden Erfahrung für beide Seiten.
Deshalb haben 2008 mehrere Anbieter einen „Code of good Practice“ für Freiwilligentourismus unterzeichnet. Auf dieser Grundlage untersuchte FTTSA die Möglichkeit eines Zertifizierungsprozesses für Freiwilligentourismus. Die Anbieter waren an einer solchen Zertifizierung sehr interessiert. Als erstes erarbeitete FTTSA Richtlinien aufgrund internationaler Vergleichswerte und auf der Basis internationaler Best-Practice-Beispiele. Kriterien sind faire Löhne und Arbeitsbedingungen für die gastgebende Gemeinschaft, ethische Geschäftsführung, Respekt für die Menschenrechte, das Erbe und die Kultur ebenso wie die Berücksichtigung der ökologischen Auswirkungen. Das Zertifikat hilft Freiwilligen, das passende Angebot zu finden und bringt den Gemeinschaften die Freiwilligen, die einen echten Beitrag leisten können.
Informationen: fairtourismsa.org.za;