Basel, 19.10.06, akte/ Trotz Protesten von Naturschutz- und Menschenrechtsorganisationen treibt die indische Regierung den Tourismusausbau im entlegenen Archipel der Andamanen voran: 15 unbewohnte Inseln sollen neu für den Tourismus erschlossen werden, kündigte der Verantwortliche für den Tourismus auf den Andamanen, Dharam Pal, anfangs September 2006 an. Sie werden privaten Investoren aus dem In- und Ausland zur Pacht angeboten. Ziel sei, erklärte Pal gegenüber den Medien, eine Infrastruktur aufzubauen, die Ökotouristen und Bollywood-Filmemacher anlocke.
Die Erschliessungen erfolgen im Rahmen der letztes Jahr angekündigten Pläne, die 1’200 Kilometer vom indischen Festland entfernte Inselgruppe für den Tourismus zu öffnen. Dafür sollen insgesamt 50 Inseln im Norden des Archipels als Resorts ausgebaut werden. Anfangs 2006 wurden die Bestimmungen für private Fluganbieter und Piloten gelockert. Im ersten Halbjahr 2006 haben bereits 52’000 TouristInnen die Andamanen besucht.
Bis vor kurzem unterlagen die Inselgruppen der Andamanen und Nicobaren sehr restriktiven Einreisebestimmungen, welche die indische Regierung zum Schutz der bedrohten Urbevölkerung und der einmaligen Flora und Fauna sowie militärischer Sicherheitsanlagen erlassen hatte. Nur 36 der rund 500 Inseln der Andamanen sind derzeit bewohnt. In den letzten Jahren liessen sich allerdings immer mehr indische Geschäftsleute und Holzfäller auf den Andamanen nieder. Die Indigenen gerieten zunehmend unter Druck und ihre Lebensbedingungen wurden immer prekärer. Der gesamte Archipel wurde vom Seebeben und den Tsunami-Flutwellen des 26. Dezembers 2004 arg in Mitleidenschaft gezogen, unzählige Opfer waren zu beklagen, ganze Inseln der Nicobaren verschwanden im Wasser, während Korallenriffe im Norden der Andamanen über die Meeresoberfläche angehoben wurden.
Naturschützer und Menschenrechtsorganisationen fordern gezielte Schutzmassnahmen für die UreinwohnerInnen sowie die fragilen Ökosysteme des Archipels und protestieren energisch gegen den geplanten Tourismusausbau.