Je homogener und urbaner die Welt wird, umso stärker wird auch der Drang, in entlegene Winkel der Welt zu reisen. Doch das Abenteuer Reisen birgt Gefahren. Besonders, wenn an unserem Reiseziel indigene Völker leben.
Die für uns so fernen Orte sind ihre Heimat – von den grünen Tiefen des Amazonasbeckens bis zum Hochland von West-Neuguinea. Obwohl sich Tourismus nicht zwangsläufig negativ auf das Leben indigener Völker auswirken muss, ist dies leider häufig der Fall. Nur selten müssen TouristInnen mit Konsequenzen rechnen, wenn sie die Rechte der indigenen Bevölkerung missachten. Auf der anderen Seite haben indigene Völker selten Mitspracherecht beim Tourismus auf ihrem Land. Die Weltenbummler, die in Erwägung ziehen, in indigene Gebiete zu reisen, sollten sich über langfristige Auswirkungen ihrer Besuche Gedanken machen und nicht dem flüchtigen Reiz des "Neuen" erliegen.
Die Menschenrechtsorganisation Survival International gibt die nachfolgenden Tipps, worauf Ferienreisende auf dem Land indigener Völker achten sollten, und Reiseempfehlungen, sowie -abratungen:

Krankheiten 
und Feindseligkeit
Sich in der Nähe von isolierten (‹unkontaktierten›) Völkern aufzuhalten kann tödliche Auswirkungen auf die Indigenen sowie auf die TouristInnen selbst haben. Unkontaktierte Völker reagieren oft feindlich auf Aussenseiter. Andererseits können Touristen ansteckende Krankheiten übertragen, gegen die isolierte Völker keine Immunkräfte entwickelt haben. Einige für TouristInnen normalerweise harmlose Infektionskrankheiten, wie Erkältungen oder Influenza, können tödliche Auswirkungen haben. Beachtet sei auch die beidseitige Ansteckungsgefahr von HIV/AIDS.

Anerkennung der Landrechte

Das Völkerrecht erkennt die Landrechte der indigenen Völker an. Dies sollte ungeachtet der Haltung der jeweiligen nationalen Regierung respektiert werden. Reisende auf dem Land indigener Völker sollten sich wie auf jedem anderen Privatgrundstück verhalten und das Land nur mit einer ausdrücklichen Genehmigung betreten. Der Erhalt einer solchen kann ein langwieriger Prozess sein, der taktvoll, ehrlich und respektvoll ablaufen sollte. Korruption sollte zu keiner Zeit ein Thema sein und nicht unterstützt werden.

Angemessene Bezahlung

Indigene Völker sollten angemessen für ihre Arbeit und die Bereitstellung ihres Landes bezahlt werden. Dies sollte im Vorfeld mit einem Vertreter des indigenen Volkes abgesprochen werden. Wird auf dem Land der indigenen Bevölkerung Profit erzielt, sollten diese davon in Kenntnis gesetzt und der Gewinn gegebenenfalls geteilt werden. Feriengäste sollten die Konditionen der indigenen Bevölkerung akzeptieren.

Respekt 
und Erniedrigung
Reiseveranstalter sollten sicherstellen, dass sich ihr Personal und die Feriengäste der indigenen Bevölkerung gegenüber respektvoll verhalten. Falsche Stereotypen von ‚rückständigen Steinzeitmenschen’ sollten nicht bestätigt werden. Jeglicher Tourismus und Werbeanzeigen, die indigene Völker demütigen, degradieren oder bevormunden, sollten vermieden werden.

Folgende Reiseziele stellen respektvollen Tourismus bei indigenen Völkern dar:

1.    Peru: Posada Amazonas Lodge. Die Lodge befindet sich inmitten des privaten Gemeinschaftsreservates der Ese’eja und gehört den Ese’eja selbst.

2.    Botswana: Dqare Qare Game Farm. Die Wildfarm gehört den D’Kar  Buschleuten in der Kalahari.

3.    Australien: Aboriginal Cultural Tours. Verschiedene Touren stehen zur Auswahl, sowie Ausflüge ins wenig bereiste Adjahdura Land im Yorke Peninsula.

4.    Malaysia: Picnic with the Penan. Das Jäger und Sammler Volk der Penan lebt im Regenwald von Sarawak, Borneo. Die ursprünglich nomadisch und mittlerweile zum grossen Teil sesshaften Penan organisieren längere Touren.

Von folgenden Reisezielen rät Survival dringend ab:

1.    Andaman Trunk Road, Andaman Inseln, Indien: Diese Strasse verläuft direkt durch das Gebiet der isolierten Jarawa und ist illegal. Reiseleiter veranstalten regelrechte "Menschensafaris", die für die Indigenen unwürdig und gefährlich sind.

2.    Kalahari Plains Camp, Central Kalahari Game Reserve, Botswana: Die Lodge steht auf indigenem Land und wurde ohne die Einwilligung der Buschleute erbaut.

3.    ‹Erster Kontakt›- Expeditionen, West Papua: Die Indigenen von Papua leiden seit 1963 unter grausamen Menschenrechtsverletzungen durch das Militär Indonesiens. "Entdecker-Touren" zu den Indigenen können katastrophale Konsequenzen haben.
Weitere Informationen: www.survivalinternational.de , zur Posada Amazonas Lodge, der Dqare Qare Game Farm, den Aboriginal Cultural Tours sowie Picnic with the Penan
*Die Angaben wurden vom fairunterwegs-Redaktionsteam nicht geprüft und können daher weder bestätigt noch widerlegt werden. Das fairunterwegs-Redaktionsteam schliesst jede Verantwortung für Richtigkeit der Empfehlungen aus.