Im Anschluss an die Feierlichkeiten zum Welttourismustag auf der Expo in Hannover waren am 28. und 29. September 2000 44 VertreterInnen von internationalen Tourismusverbänden, Reiseveranstaltern (aus Deutschland, Italien, Österreich, Niederlande, England und Skandinavien) und Kinderschutzorganisationen an einer internationalen Fachtagung in Bad Oeynhausen (Deutschland) zusammengekommen. Ziel war es, über die Einführung eines Verhaltenskodex zum Schutze der Kinder vor kommerzieller sexueller Ausbeutung im Tourismus zu beraten und Evaluierungsmöglichkeiten zu diskutieren. Die anwesenden RepräsentantInnen einigten sich auf die Umsetzung eines Verhaltenskodex, der folgende fünf Elemente umfasst: Erstens soll eine Firmenphilosophie eingeführt werden, die sich eindeutig gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Touristen richtet. Zweitens sollen die Reiseunternehmen ihre Beschäftigten und Fachkräfte im Entsende- und Reisezielland schulen, damit diese über die Problematik informiert sind, die entsprechende Firmenphilosophie aktiv vertreten und gegen Kindesmissbrauch durch Touristen und für den Schutz der Kinder eintreten können. Drittens sollen die Reiseunternehmen mit den Geschäftspartnern (Hotels, Transportunternehmen etc.) entsprechende Zusatzverträge abschliessen, die darauf hinweisen, dass Kinderprostitution nicht geduldet wird. Viertens sind die Reiseunternehmen dafür besorgt, dass die Kundschaft mit Hilfe verschiedener Aktivitäten und Materialien – unter anderem durch Kataloge, Faltblätter, In-Flight-Videos, Kofferanhänger, Homepage – informiert wird. Und schliesslich fünftens sollen „Schlüsselpersonen“ (z.B. Taxifahrer und Restaurantbesitzer) in den Feriengebieten über den Verhaltenskodex informiert und als MitstreiterInnen gewonnen werden.
Der Tagungsmoderator Michel de Blust – Generalsekretär der ECTAA (Group of National Agents and Tour Operators within the EU) – und Rapporteur Vitit Muntarbhorn – Rechtsprofessor in Bangkok und UN-Berater – unterstrichen, dass für die Reiseindustrie ein gemeinsamer Ver-haltenskodex notwendig sei, der über nationale Grenzen hinweg zur Anwendung komme und gleichzeitig für die unterschiedliche Situation in den einzelnen Herkunftsländern Raum lasse. Nur dann sei die Chance für einen internationalen Kodex mit breiter Beteiligung gegeben. Zur Erarbeitung eines Evaluierungs- und Monitoringverfahrens wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Dem Beschluss war eine engagierte Diskussion vorausgegangen über die notwendige Erhöhung der Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit von Verhaltenskodizes durch eine externe Evaluierung. Eine Zertifizierung oder ein Labelling wie es in Schweden angestrebt wird, steht derzeit international nicht zur Debatte. Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus drei Vertretern der Reiseveranstalter, je einem Vertreter der Welttourismusorgani-sation und der ICH&RA (International Hotel and Restaurant Association), drei NGO-Vertretern – darunter ein Jugendlicher, der am Jugendkongress zur Bekämpfungder kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern in Manila teilgenommen hat  – sowie einem Monitoringexperten. In sechs Monaten sollen konkrete Ergebnisse vorgelegt werden.

Mechtild Maurer, ECPAT Deutschland

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