Die Vereinten Nationen (UNEP und UNESCO), Regierungen, Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) und der Reiseveranstalter TUI als Partnerunternehmen wollen im Jahr des Delfins den Meeressäuger schützen helfen. Die Mittel dazu sind Aufklärung, Information der Entscheidungsträger und Einbezug lokaler Gemeinschaften. Das Jahr des Delfins ist Bestandteil der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Die Kampagne sieht sich auch als Beitrag zur Erreichung der Zielvorgaben zur deutlichen Verringerung des Verlustes der Artenvielfalt bis 2010, auf die sich die Regierungen anlässlich mehrerer UN-Konferenzen geeinigt haben.

Für Wale und Delfine ist es schwer, unter den heutigen Bedingungen zu überleben: Industrielle Fangschiffe holen jeden Tag so viel Fisch aus dem Meer, wie 350 Delfine fressen würden. Drei Viertel der heute kommerziell ausgebeuteten Fischbestände sind übernutzt – und so hungern die Meeressäuger. Wer Delfine schützen will, erkundigt sich daher am besten beim Schweizer Verein Fair Fish, welche Fische ohne Bedenken konsumiert werden können. Schlimm sind die riesigen Treibnetze, in denen sich die Wale und Delfine verfangen, und an denen jedes Jahr viele zu Grunde gehen. Aber auch die leistungsstarken Sonargeräte, mit denen die US Navy feindliche U-Boote orten kann, machen Wale und Delfine krank. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich der Unterwasserlärm alle zehn Jahre fast verdoppelt. Sonargeräte haben in der Vergangenheit verschiedentlich zu Walstrandungen geführt. Und schliesslich gibt es immer noch Länder, die trotz Überangebot kommerziellen Walfang betreiben – das trifft auch die Delfine als eine Unterart der Wale.

Die Begegnung mit Delfinen hat den Menschen seit Urzeiten fasziniert. So ist es nicht verwunderlich, dass Delfinarien an den Feriendestinationen wie Pilze aus dem Boden schiessen. Kunststücke mit den lächelnden Meeressäugern sowie das Schwimmen mit ihnen sind dort die Hauptattraktion. Viele BesucherInnen der Delfinarien lassen sich vom vermeintlichen Lächeln des Delfins täuschen: Die Gesichtsmuskeln des Delfins sind aber starr – er „lächelt“ auch, wenn er leidet oder tot ist. Delfine in Gefangenschaft leiden, werden leicht krank und depressiv. Die meisten der Delfine stammen ausserdem aus Wildfängen. Hunderte wilder Delfine werden Jahr für Jahr in brutalen Fangaktionen aus ihren sozialen Verbänden herausgerissen und an die Delfinarienindustrie verkauft. Das ist ein so lukratives Geschäft, dass es das Überleben ganzer Bestände gefährdet. Ocean Care, die Schweizer Organisation zum Schutz der Wale und Delfine, empfiehlt daher, einen Bogen um Delfinarien zu machen und stattdessen mit einem professionellen Anbieter Wale vom Land aus oder auf einem Whale/Dolphin Watching-Schiff zu machen. Wenn dies mit der gebotenen Rücksicht geschieht, sind unvergessliche Begegnungen mit den anmutigen Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum ohne Gefährdung möglich.

Erstaunlich ist deshalb, dass TUI, die Partnerin für das Jahr des Delfins, Ausflüge in Delfinarien verkauft – nach Recherchen der englischen Meeresschutzorganisation Marine Connection sind es über 20 Angebote – während zum Beispiel Thomas Cook solche Ausflüge aus dem Programm gestrichen hat. Die Federation of Tour Operators, welche Richtlinien in Bezug auf Delfine in Gefangenschaft erlassen hat, verurteilt das Fangen wildlebender Delfine, billigt aber den Besuch und den Betrieb von Delfinarien. TUI und die Bonner Konvention der wandernden Arten weisen darauf hin, dass es beim Jahr des Delfins um den Schutz der wildlebenden Wale und Delfine gehe – die gefangenen Tiere haben das Nachsehen. Immerhin werden keine Delfine aus Wildfang in die Schweiz eingeführt: 1989 protestierte OceanCare in der Schweiz erfolgreich gegen den geplanten Bau eines Delfinariums in Martigny. 1998 verhinderte die Organisation in Jamaika die Ausfuhr von zwei wild gefangenen Delfinen für Knies Kinderzoo in Rapperswil. Die Tiere behielten ihre Freiheit, Knie gab die Delfinhaltung auf. Auf Druck von OceanCare verzichtete das nunmehr einzige Schweizer Delfinarium Conny-Land 1999 auf neue Delphinimporte und musste seine Anlage ausbauen.

Quellen: OceanCare, 27.6.+9.7.+24.8+29.8.2007 www.oceancare.org ; Gesellschaft zur Rettung der Delfine, 23.2. +7.3.2007, Marine Connection November 2006+Mai 2007 www.marineconnection.org; Website zum Jahr des Delfins www.yod2007.org; Verein Fair Fish www.fair-fish.ch; Bild: Katharina Heyer